Auf dem Obstbetrieb der Familie Eichenberger in Uhwiesen ZH steckt man mitten in der Ernte von Kirschen und Beeren. «Die Erdbeeren sind allerdings vorbei», sagt Pascal Rohrer, «die haben sich aufgrund der vielen Niederschläge mit Wasser vollgesogen und den Geschmack verloren.» Der 25-jährige gelernte Zimmermann aus Aesch LU arbeitet bereits seit einem Jahr auf dem Betrieb. Er macht die Zweitausbildung zum Obstfachmann in zwei Jahren.

25 Hektaren umfasst der Betrieb, davon wachsen Äpfel auf 18 Hektaren, Erdbeeren auf 1,5 Hektaren und der Rest verteilt sich auf Birnen, Kirschen, Zwetschgen, Heidelbeeren, Himbeeren, Brombeeren, rote und schwarze Johannisbeeren. Während die Äpfel und Birnen an die Migros verkauft werden, vermarktet der Betrieb die restlichen Früchte im Hofladen, auf dem Markt und in den Volg-Läden der Region.

Das Schönste ist die Ernte
Pascal Rohrer hat sich kurzfristig für den Betrieb Eichenberger entschieden. Lange sei nicht klar gewesen, ob er und seine Freundin den Betrieb ihrer Eltern mit Schwerpunkt Obst übernehmen wollen. Als es vor einem Jahr absehbar wurde, habe er kurzfristig einen Lehrbetrieb gesucht. Auch Pascal Rohrers Freundin arbeitet bei Eichenbergers. Sie absolviert hier ihre Praxiszeit für den Fachausweis Bäuerin. «Wir kannten die Familie und ihren Betrieb bereits. Mein jetziger Chef hat uns schon länger von der Obstproduktion überzeugen wollen.» Obst sei einfach das Schönste, habe er immer gesagt.

Obst gefällt Pascal tatsächlich gut. «Das Schönste ist die Ernte», sagt er, «dann sieht man, wofür man das ganze Jahr gearbeitet hat.» Ausserdem seien Obst und Beeren unverarbeitete Produkte: Wenn man sie ernte, könne man sie nicht verbessern – «sie sind, wie sie sind».

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Die nassen Böden erschweren die Arbeit
Mit der Ernte fangen sie um sechs Uhr morgens an. Dabei seien sie immer in Kontakt mit dem Chef, der die Mengenplanung macht und bei Bedarf weitere Abnehmer anfragt. «Beeren und Kirschen sind ein Tagesgeschäft, was heute gepflückt wird, muss verkauft werden.» Im Unterschied zu den Äpfeln, die mittlerweile ohne grosse Verluste bis zu einem Jahr gelagert werden können.

Normalerweise stünden jetzt auch Arbeiten wie Mulchen oder Pflanzenschutzmittel ausbringen auf dem Programm – allerdings sei der Boden so nass, dass man nicht in die Anlagen fahren sollte. Die Pilzkrankheiten Schorf und Mehltau müssen trotzdem behandelt werden, also muss man die ungünstigen Bedingungen in Kauf nehmen.

Im Moment steht auch «Auspflücken» an. Der wirtschaftlich rentable Vollertrag eines Baumes besteht aus 5 bis 10 Prozent der Blüten, die er einmal hatte. Im Frühling wird die Anzahl Blüten daher mechanisch oder chemisch reduziert, denn ein Baum hat nur eine bestimmte Menge Energie zur Verfügung. Sonst gibt es zu viele kleine Äpfel statt schöne grosse. Beim Auspflücken entfernen sie Äpfel vom Baum, die beschädigt, krank oder zu klein sind. Der Baum soll die Energie lieber in die gesunden, grossen Äpfel und in die Blütenknospenbildung für das nächste Jahr stecken.

Nicht zögern, draussen zu investieren
Die Faszination für Obst geht bei Pascal Rohrer aber noch weiter. Für die Berufsschule hätten sie einen Baum über rund 10 Wochen genau beobachten und fotografieren müssen. «Es ist faszinierend, was so ein Baum leistet», sagt der angehende Obstfachmann. «Praktisch aus dem Nichts bildet er Blüten, an denen später Äpfel hängen.» Ausserdem habe ein guter Obstfachmann ein Gespür für Farbe, Konsistenz und Geschmack und könne damit die Qualität besser einschätzen. Deshalb sage der Chef immer: «Wenn ihr am Ernten seid, probiert die Früchte.»

Das zweite Lehrjahr wird Pascal Rohrer ebenfalls bei Eichenbergers verbringen. Der Betrieb führe alle Kulturen, die man in der Lehre sehen sollte, sei sehr gut mechanisiert und biete mit den Sortier-, Abpack- und La­gereinrichtungen einen Einblick in weitere interessante Tätigkeiten.

Eichenbergers machen ausserdem Apfelringli. «Mit dem unsicheren Wetter im Moment sind sie ein guter Puffer, um Arbeitskräfte zu beschäftigen, wenn draussen nicht viel gemacht werden kann», erklärt Pascal Rohrer.

Auf dem zukünftigen Betrieb wollen es Pascal Rohrer und seine Freundin langsam angehen lassen. Gut vier Hektaren sind Obst, also wird es zumindest zu Beginn nicht ohne Zweitverdienst gehen. «Es braucht Zeit und Geduld, um zu schauen, was der Standort hergibt und was der Markt.»
Noch etwas nimmt er vom Lehrbetrieb mit: «Nicht zögern, draussen zu investieren. Das braucht Mut, aber es ist wichtig. Man muss mit der Zeit gehen, sonst holt sie einen ein.»

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