Cantharellus cibarius kommt zur Ehre, die neue 10-Rappen-Dauermarke der Post zu zieren, die ab Donnerstag erhältlich ist. Was Cantharellus cibarius ist, fragen Sie? Ganz einfach: Der Eierschwamm. Ist doch klar, oder? Übersetzt ist der Name des hierzulande geläufigen Pilzes nicht, aber ein Blick auf das Bild der neuen Briefmarke sollte Aufschluss geben. 

Etwas komplizierter wird es mit Lactarius lignyotus. Kurz die angestaubten Lateinkenntnisse hervorkramen... «Lac»... könnte etwas mit «Milch» zu tun haben. Und tatsächlich. Lactarius lignyotus ist der Mohrenkopfmilchling. Der ist zwar in der Schweiz ebenfalls recht häufig zu finden und offensichtlich ein geschätzter Speisepilz, der sich unter Fichten finden lässt, war dem Pilzlaien und «Tierwelt»-Redaktoren allerdings bisher kein Begriff. 

Kleine Einführung in die Pilzkunde
Es ist offensichtlich: Die Post will unser Wissen über Pilze aufpolieren. Mit ihrer neuen Dauermarkenserie über 10, 15, 20 und 50 Rappen will sie uns schulen. Pilzexperten sollen wir werden. Und Latein-Experten gleich auch noch. Denn die vier Pilze sind allesamt ausschliesslich unter ihrer lateinischen Bezeichnung auf den Briefmarken aufgeführt. 

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 Der Gemeine Strubbelkopfröhrling ziert die 50-Rappen-Marke.
 Bild: © Die Schweizerische Post AG

Kaum jemand ausser ausgewiesenen Pilz- und/oder Lateinexperten wird etwas mit Hydnellum caeruleum oder Strobilomyces strobilaceus anfangen können. Aber zum Glück ist ja die «Tierwelt» da und klärt auf: Es handelt sich bei der 20-Rappen-Marke um den Bläulichen Korkstacheling. Achtung: Die Tintlings-Art ist nicht geniessbar! Wer im Wald also mit seinem Briefmarkenalbum spazieren geht, sollte sich den Zwanziger also fett durchstreichen! 

Ähnliches gild auch für den Gemeinen Strubbelkopfröhrling, der auf der 50-Rappen-Briefmarke zu finden ist. Sein Fruchtkörper ist zwar essbar, solange er jung ist, wird aber nicht als Speisepilz empfohlen. Zu finden ist auch er in der Schweiz, vor allem in Buchenwäldern. Soviel Hintergrund zu den neuen Pilz-Briefmarken, die demnächst auf vielen Briefen mit «Übergewicht» zu finden werden sein. Denn für «normale» Briefe reicht eine Ein-Franken-Marke (A-Post) aus. 

Jubiläum für den Nationalpark
Und die kann ebenfalls aus dem Themengebiet «Natur» bezogen werden. Anders als noch in der letzten Ausgabe («Tierwelt Online» hat berichtet) sind jedoch keine Tiere auf den Marken zu finden. Dafür ein Panorama-Markenserie zum 100-Jahr-Jubiläum des Schweizer Nationalparks. Darin finden sich drei Marken im Wert von einem Franken mit den Motiven «Baumstamm», «Berglandschaft» und «Bergföhre».

Will ich nun eine Tafel Schokolade innerhalb der Schweiz verschicken, beginnt das Rechnen mit Bäumen und Pilzen. Ich weiss zwar nicht, wieso ich hierzulande Schokolade versenden sollte, aber sei's drum: Eine Tafel wiegt in der Regel 100 Gramm. Und das ist die magische Grenze, ab der ein Brief per A-Post 1.30 Franken kostet. Die Schoggi-Lieferung kostet mich also einen Baumstamm und zwei Mohrenkopfmilchlinge. Oder wer's lieber etwas bunter mag, für den tun's auch eine Berglandschaft, ein Eierschwamm und ein Korkstacheling. Bildbeweis gefällig?

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Mehr Sinn ergibt es natürlich, wenn ich meine Schokolade ins Ausland verschicke. Dort ist sie schliesslich besonders gefragt und keine Selbstverständlichkeit wie bei uns. Aber dann fängt's an, richtig kompliziert zu werden. Höhere Mathematik kommt zur Anwendung, wenn ich ausschliesslich mit den neuen Natur-Marken bezahlen will. Für die 4 Franken 90 müsste ich also eine ganze Naturpark-Serie aufwenden, dann noch eine Bergföhre draufpacken und alle vier Pilze dazugeben. Das gäbe dann 4 Franken 95. Aber ein «Füfi» Trinkgeld wird ja wohl für die Post noch drinliegen, oder?