«Es hat nicht mit der reinen Zahl der Menschen zu tun, sondern damit, wie wir mit unseren Flächen umgehen, wie wir sie nutzen für Bauten, Verkehrswege, Infrastruktur, Tourismusaktivitäten», erklärte er. Im Mittelland sei die Schweiz hässlich geworden, bemängelte Rodewald zudem. «Es geht um die Ästhetik von Landschaften und darum, wie sie uns berührt. Die Wertschätzung der Landschaft basiert auf einer Art Liebesbeziehung», sagte er.

Die Tourismusbranche betone immer, sie müsse Arbeitsplätze erhalten sowie Geld verdienen und dabei verbrauche sie die Landschaft, kritisierte er. «Die V-Bahn in Grindelwald zum Beispiel soll eine Million Touristen pro Jahr zum Jungfraujoch bringen, aber sie beeinträchtigt die Sicht auf die Eigernordwand», führte Rodewald diesbezüglich an.

Ermöglichen besserer Lösungen
Das Bewusstsein, das Schöne zu erhalten, fehle sehr oft. Achtsamer Tourismus bedeute aber ein authentisches Individualerlebnis und nicht Massentourismus, kritisierte er weiter. «Die Ära der Gipfelerschliessung von allen Seiten mit Hochleistungsbahnen sollte spätestens mit Corona vorbei sein», machte Rodewald gegenüber der NZZ allerdings etwas Hoffnung für die Natur. «Das stärkste Erlebnis eines fremden Ortes erschliesst sich mit dem freien Erwandern. Unser Alpentourismus ist aber viel zu infrastrukturlastig», warnte der SL-Geschäftsleiter.

Als Verhinderer von Projekten will Rodewald dabei aber auf keinen Fall gelten. «Mein Antrieb ist, dass es immer eine Harmonisierung zwischen Nutzungsinteressen und der Natur geben muss. Das Austarieren zwischen Nutzen und Schützen ist essenziell», betonte er. Rodewald verstehe sich als Ermöglicher von besseren Lösungen – ob es um Windräder gehe oder um Strassenbauten oder um die Frage, ob man Ställe in Ferienhäuser umbauen solle, hiess es.