In einem Prozess gegen die US-Reederei Carnival und den Kapitän des Schiffes «Azura» verlangte die Staatsanwaltschaft von Marseille am Montag eine Geldstrafe in Höhe von 100'000 Euro. Die Anklagebehörde wirft ihnen vor, Ende März bei einem Aufenthalt in der südfranzösischen Hafenstadt die Luft unnötig stark verpestet zu haben.

Demnach hatte die Besatzung das Schiff in Barcelona wissentlich mit einem zu schwefelhaltigen Treibstoff betankt, weil dieser billiger war, und sei damit nach Marseille gekommen. Die Staatsanwaltschaft verklagte den US-Kapitän Evans Hoyt auf eine Geldbusse von 100.000 Euro, «von denen 80'000 Euro die Firma» Carnival tragen müsse.

Fragwürdige Sparmassnahme
Staatsanwalt Franck Lagier sagte, Carnival habe «zulasten der Lungen» der Menschen Geld sparen wollen – und dies «in einem Kontext der gross angelegten Umweltverschmutzung, die zum Teil durch Kreuzfahrtschiffe verursacht wird». 

Der Staatsanwalt warf dem 58-jährigen Kapitän, der nicht vor Gericht erschien, vor, «ganz genau» von der Beschaffenheit des Treibstoffs gewusst zu haben. Die Firma Carnival habe ihrerseits «nicht die rechtlichen Vorschriften anwenden wollen».

Als Nebenkläger treten in dem Prozess die Organisationen France Nature Environnement, Surfrider Foundation und eine Vogelschutzorganisation auf. Sie verlangen jeweils 5000 Euro Schadenersatz.

Das 300 Meter lange Schiff Azura kann bis zu 3000 Passagiere aufnehmen. Es wird von der Reederei P&O Cruises betrieben, die zum Konzern Carnival gehört.

Der Kreuzfahrttourismus boomt seit Jahren. Immer mehr Küstenstädte beklagen jedoch die grosse Umweltverschmutzung durch das von den Schiffen verbrannte Schweröl. In Frankreich gelten ab 2020 strengere Umweltschutznormen für alle Arten von Schiffen.