14. November: Umweltschützer und Parteien sind enttäuscht vom COP26

Die Grünen machen Druck für eine ökologische Wende und arbeiten dazu eine Volksinitiative aus. Der Uno-Klimagipfel hat aus ihrer Sicht versagt. Dem Bundesrat wirft die Partei vor, viel zu wenig gegen die doppelte Krise von Klima und Biodiversität zu unternehmen. Zum Auftakt der Delegiertenversammlung der Grünen kritisierte Präsident Balthasar Glättli am Samstagmittag in Bern das Nullsummenspiel des Klimagipfels von Glasgow scharf. Die Lebensgrundlage sei gefährdet, sagte der Zürcher Nationalrat in seiner Präsidialansprache. Der Verlust der Biodiversität heize die Klimakrise weiter an und diese wiederum beschleunige das Artensterben, erklärte Glättli.

Deshalb wollten die Grünen diese Jahrhundertherausforderungen gemeinsam angehen - gerade nach den dürftigen Ergebnissen der Klimakonferenz. Diese habe versagt und sei im wesentlichen eine Inszenierung gewesen, kritisierte Glättli. 
 

Auch Simonetta Sommaruga zeigt sich enttäuscht: «Wenn man von Glasgow erwartet hat, dass jetzt wirklich und rasch CO2 reduziert wird, dann hat man dieses Ziel nicht erreicht. In diesem Sinne kann an mit dem Resultat nicht zurfrieden sein», sagt die Bundesrätin im Interview mit Radio SRF.

Patrick Hofstetter von der Umweltorganisation WWF fügt an: «Das Einzige, das wir gekriegt haben, ist nochmal ein Jahr Bedenkzeit. Im Moment sind wir noch ein ganzes Grad von unserem Ziel entfernt. Das reicht nicht.»

Die Weltklimakonferenz ging mit 24 Stunden Verspätung nach harzigem Ringen der Nationen um einen gemeinsamen Plan, die Erderwärmung auf 1.5 Grad zu senken, zu Ende.

10. November: Neue – ernüchternde – Klimaprognose

Gestern meldeten wir hier, dass britische Forscher*innen bei einer Zunahme der Erderwärmung um 2 Grad massive Konsequenzen für eine Milliarde Menschen befürchten. Das Szenario, das in Glasgow nun diskutiert wurde, und das nasch jetzigem Wissensstand realistischer scheint, ist sogar dramatischer. 

Denn selbst wenn die Zusagen aller Staaten zum Klimaschutz für das Jahr 2030 umgesetzt werden, klettert die Erderwärmung Forschern zufolge bis zum Ende des Jahrhunderts immer noch auf etwa 2,4 Grad. Das zeigen neue Prognosen des Climate Action Tracker (CAT), die am Dienstag auf der Weltklimakonferenz in Glasgow veröffentlicht wurden.

Wenn man nur betrachtet, was die Staaten jetzt tun, und weitere Ankündigungen ausblendet, steigt die Erderwärmung demnach bis 2100 sogar auf 2,7 Grad.

Wo bleiben die Vereinbarungen des Pariser Klimaabkommens?
Das im Pariser Klimaabkommen von 2015 vereinbarte Ziel ist aber, den Temperaturanstieg auf unter zwei Grad, möglichst 1,5 Grad, im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Dafür müssten nach Berechnungen des Weltklimarats bis 2030 die Emissionen klimaschädlicher Treibhausgase halbiert werden.

Die CAT-Forscher stellten fest, dass zur Halbzeit der Klimakonferenz in Schottland eine «Glaubwürdigkeitslücke» klaffe zwischen dem, was gesagt und dem, was getan werde. Auch ein «optimistisches Szenario» von lediglich 1,8 Grad Erwärmung sei denkbar – aber nur, wenn diejenigen Staaten ihre langfristigen Zusagen einhielten, die bis zur Mitte des Jahrhunderts klimaneutral werden wollen. Dazu fehlten aber den meisten Ländern belastbare, konkrete Konzepte.

Ein niederschmetternder Bericht!

Jennifer Morgan
Greenpeace

Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan nannte die Prognose erschreckend. «Es ist ein niederschmetternder Bericht, der in jeder gesunden Welt Regierungen dazu veranlassen würde, sofort ihre Differenzen beizulegen und mit kompromisslosem Einsatz einen Deal zur Rettung unserer Zukunft auszuarbeiten.» Stattdessen sehe man auf der COP26 «Subversion, Sabotage und Selbstsucht» der Mächtigen, während verletzliche Staaten um ihr Leben kämpften und junge Aktivisten nach Gerechtigkeit riefen.

9. November: Zwei Grad mehr, und der Hitzestress steigt dramatisch an

Die Zahlen rütteln auf. Laut einer britischen Studie könnte die Menge an Menschen, die unter extremem Hitzestress leiden, um das 15-fache steigen. Das wären dann rund eine Milliarde Menschen. Dieses Szenario tritt ein, wenn sich die Erde um mehr als zwei Grad erhitzt. Das könnte früher eintreten, als erwartet. 

Zu diesem Schluss kam im August auch der neue Weltklimabericht. Er besagt, dass bereits 2030 eine Erderwärmung um 1,5 Grad. Das sei zehn Jahre früher als bisher vorausgesagt und lässt vermuten, das auch weitere 0,5 Grad schneller erreicht sein könnten, als uns lieb ist.

Die englische Studie geht indes noch weiter. Wissenschaftler*innen berechneten auch, was bei einem Anstieg um vier Grad geschen würde. Sie kamen zum Schluss, dass in diesem Falle sogar die Hälfte der Menschheit in Mitleidenschaft gezogen würde. Das zeigt die Studie, die am Dienstag vom britischen Wetterdienst am Rande der Weltklimakonferenz in Glasgow veröffentlicht Studie wurde. 

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Was versteht man unter Hitzestress?Unter potenziell tödlichem extremen Hitzestress verstehen die Wissenschaftler Temperaturen über 32 Grad bei gleichzeitig sehr hoher Luftfeuchtigkeit. Liegen die Temperaturen oberhalb dieser Schwelle, wird etwa nach internationalen Schutzstandards beim Arbeiten im Freien empfohlen, stündlich eine Pause zu machen, um Erschöpfungszustände zu vermeiden.

Andy Hartley von der Klimaabteilung des Wetterdiensts Met Office sagte, alte und vorerkrankte Menschen seien durch Hitzestress besonders gefährdet und ebenso Menschen, die viel körperlich im Freien arbeiten müssten.

Der Forscher Richard Betts von der Universität Exeter sagte, die Analyse zeige, wie dringend es sei, die Erderwärmung deutlich unter zwei Grad zu begrenzen im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Es drohten sonst "schwere und weit verbreitete Risiken" für die Gesundheit vieler Menschen.

Die bislang bei den Vereinten Nationen eingereichten Klimaschutz-Pläne reichen bei weitem nicht aus, um das Ziel zu erreichen, die Erderwärmung auf ein noch erträgliches Mass von 1,5 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts zu begrenzen. Der UN-Klimaagentur zufolge befindet sich die Welt stattdessen auf einem 2,7-Grad-Pfad. 

8. November: Aktivist*Innen erklären Klimakonferenz für gescheitert

Die erste Woche der COP26 in Glasgow ist vorbei und nachdem in den ersten Tagen die Staatschefs, ihr Ringen um Geld, Versprechen und Konsens im Zentrum standen, grosse Reden gehalten sowie kleine Annäherungen erreicht wurden, ist nun die Zeit der Aktivistinnen und Aktivisten gekommen. Am Wochenende demonstrierten weltweit, besonders aber in Glasgow hundertausende junge Menschen, aber auch Landwirtinnen und Landwirte, Gewerkschaften und religiöse Gruppen. 300 Aktionen rund um den Globus waren geplant. Schwedens Aktivistin und Gründerin der «Fridays for Future» Greta Thunberg führte die Aktionen in Glasgow an. Sie bezeichnete die Weltklimakonferenz schon eine Woche vor deren Ausgang als «Fehlschlag». Und auch die deutsche Klimaschützerin Luisa Neubauer fand klare Worte im Interview mit der «Neuen Osnabrücker Zeitung»: «Wie erwartet, dreht sich sehr viel um mehr oder weniger leer Reden.» Auch in Zürich, Lausanne und Genf gingen Hunderte auf die Strasse, um fürs Klima zu demonstrieren.  

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5. November: Zehntausende bei Klima-Demo erwartet — Thunberg redet

Knapp eine Woche nach dem Beginn der Weltklimakonferenz werden am Freitag in Glasgow (12.00 Uhr MEZ) zehntausende Menschen zu einer Grossdemonstration für mehr Klimaschutz erwartet. Nach einem Marsch durch die Innenstadt soll am Nachmittag (ca. 15.00 Uhr) unter anderem die Gründerin der Klimaschutzbewegung «Fridays for Future», die Schwedin Greta Thunberg, auf dem George Square eine Rede halten. Vanessa Nakate, Aktivistin für Klimagerechtigkeit aus Uganda, erklärte, zwar hätten die Staats- und Regierungschefs diese Woche einige Abkommen unterzeichnet. «Aber wir wissen, dass das nicht genug ist.» Proteste wie diese übten einen enormen Druck auf die Machthabenden aus.

Am Samstag folgt gleich die nächste Demonstration in Glasgow, die nach den Erwartungen der Organisatoren sogar mehr als 100'000 Menschen anlocken soll. Auch hier reden Thunberg, Nakate und der schottische Rapper Loki.

Die schwedische Aktivistin hatte sich wiederholt kritisch geäussert, dass Stimmen aus dem besonders vom Klimawandel betroffenen globalen Süden zu wenig gehört würden. "Das ist keine Klimakonferenz mehr", twitterte sie am Donnerstag. "Das ist ein Greenwashing-Festival des globalen Nordens." Durch den unterschiedlichen Zugang zu Corona-Impfstoffen sowie Reisebeschränkungen und Visaregeln war vielen Interessierten eine Reise nach Glasgow unmöglich. (sda)

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Studie: Superreiche sind ökologische Vandalen

Die Superreichen in aller Welt leben laut einer Oxfam-Studie wie ökologische Vandalen. Sie verursachen demnach zigfach mehr klimaschädliche Treibhausgase als der Rest der
Menschheit. Dagegen bleiben die Pro-Kopf-Emissionen der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung auch 2030 weit unter der angestrebten 1,5-Grad-Grenze bei der Erderwärmung. Die reichsten 10 Prozent überschreiten 2030 den Wert aber voraussichtlich um das Neunfache, das reichste Prozent sogar um das 30-fache. Die Studie wurde von Oxfam auf der Weltklimakonferenz in Glasgow vorgestellt. Sie beruht auf Untersuchungen des Instituts für Europäische Umweltpolitik und des Stockholmer Umweltinstituts. (sda)
 

4. November:

Russland hat die Kritik von US-Präsident Joe Biden wegen der Abwesenheit von Staatschef Wladimir Putin beim Weltklimagipfel in Glasgow zurückgewiesen. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte gegenüber der Nachrichtenagentur «Interfax» am Mittwoch zudem, sein Land handle bei diesem Thema durchdacht und konsequent. «Unsere Energiebilanz ist um einiges grüner als die vieler anderer Staaten», behauptete er. Russland sei sich seiner Verantwortung bewusst.

Putin indes hatte nur eine Videobotschaft zu dem Gipfeltreffen geschickt und zugesichert, auch angesichts der schweren Naturbrände in Russland mehr für die Erhaltung der Wälder zu tun. Der 69-Jährige verzichtete aber wegen der Corona-Pandemie darauf, selbst anzureisen. Biden hatte das Fernbleiben der Staatschefs Russlands und Chinas als Fehler bezeichnet.

Wie sieht Russlands Klimapolitik aus?
Peskow sagte auch, dass Putin Biden beim nächsten Gespräch Russlands Klimapolitik erklären könne. Nach ihrem Gipfel am 16. Juni in Genf, bei dem auch neue Atom-Abrüstungsgespräche vereinbart wurden, besteht nach Angaben des Kremls gegenseitiges Einvernehmen über eine Fortsetzung der Kontakte. Einen Termin gibt es nicht. Am Rande des G20-Gipfels in Rom hatte Russlands Aussenminister Sergej Lawrow ein kurzes Gespräch mit Biden. Das Verhältnis der beiden grössten Atommächte gilt als so schlecht wie seit dem Kalten Krieg nicht mehr. (sda/lni)

3. November: Nobelpreisträger Johan Rockström warnt eindringlich

Der renommierte schwedische Klimaforscher Johan Rockström hat eindringlich vor der drohenden drastischen Erderhitzung gewarnt, auf die die Welt mit ihren aktuellen Plänen zusteuert. «Mit 2,7 Grad würden wir unbekanntes Terrain betreten. Wir würden auf einem anderen Planeten leben als heute.» Dies sagte der Direktor des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung der Deutschen Presse-Agentur auf der Weltklimakonferenz in Glasgow.

Die bislang bei den Vereinten Nationen eingereichten Pläne reichen bei weitem nicht aus, um das Ziel zu erreichen, die Erderwärmung auf ein noch erträgliches Mass von 1,5 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts zu begrenzen.

Der UN-Klimaagentur zufolge befindet sich die Welt stattdessen auf einem 2,7-Grad-Pfad. Dies würde eine so stark zunehmende Häufigkeit von Extremereignissen wie Dürren, Überschwemmungen, Brände, Krankheiten oder Hitzewellen bedeuten, dass diese der Menschheit ein angemessenes Leben auf der Erde beinahe unmöglich machen würden, so Rockström. (sda)

02. November: Guterres: «Aufhören, die Natur, wie eine Toilette zu benutzen»

Uno-Generalsekretär Antonio Guterres verlangte in einer flammenden, emotionalen Rede, dass alle Regierungen ihre Subventionen für fossile Brennstoffe wie Öl, Gas und Kohle abschaffen, aus der Kohle aussteigen und einen Preis für sämtliche Treibhausgas-Emissionen festlegen müssen.

"Es ist an der Zeit, zu sagen: Genug", sagte Guterres. "Genug brutale Angriffe auf die Artenvielfalt. Genug Selbstzerstörung durch Kohlenstoff. Genug davon, dass die Natur wie eine Toilette behandelt wird."

Video: Gutteres Rede am COP26

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02. November

Die Schweiz hat an der Klimakonferenz in Glasgow keinen einfachen Stand. Obwohl Bundespräsident Guy Parmelin nachdrücklich dazu auffordert, mehr Mittel für den Klimaschutz bereitzustellen und einheitliche Ziele zu definieren. «Wir müssen uns wieder auf den Weg machen, die globale Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, wir müssen robuste Regeln für die Umsetzung des Abkommens festlegen und schliesslich die finanziellen Mittel aufbringen, um unser gemeinsames Ziel Wirklichkeit werden zu lassen», so Parmelin in seiner Rede vor den Staatschefs der teilnehmenden Länder. Dass die Schweizer Bevölkerung es dem Bundesrat mit dem «Nein» zum CO2-Gesetz schwer macht, diese Ziele selber zu erreichen. steht in Glasgow nicht zur Debatte. 

Eine Zusammenfassung der Ziele, Reden und Versprechungen der internationalen Staatschefs lesen Sie hier>>

 

1. November 2021: Englands Bahn ist dem Klimawandel nicht gewachsen

Hunderte Delegierte, Diplomaten und Journalisten sitzen in London und anderen Bahnhöfen entlang der Bahnstrecke zwischen der englischen Hauptstadt und Glasgow fest. Die einzige Verbindung zum Veranstaltungsort der Weltklimakonferenz ist aufgrund eines Sturmes und umgestürzter Bäume gesperrt. Die britische Journalistin Cecilia Keating twitterte vom Londoner Bahnhof Keaton. «Alle Züge nach Glasgow sind annulliert, wegen eines Wetter-Events, hunderte Delegierte stecken fest, weil Englands Infrastruktur dem Klimawandel nicht gewachsen.» 

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31. Oktober: Indien, China und Russland bremsen G20 aus

Am Sonntag ging der G20-Gipfel in Rom zu Ende. Das Treffen der zwanzig wichtigsten wirtschaftlichen Player gilt als wegweisend für die COP26 in Glasgow. Diskutierten gestern doch Länder wie Deutschland, Russland, China, die USA und Indien darüber, wie, oder ob sie das Ziel, die Erderwärmung um 1.5 Grad zu begrenzen, erreichen. Waren die Signale 2015 mit dem Pariser Klimaabkommen noch ehrgeizig. Krebsen die G20-Staaten nun zurück. Aus klar definierten Vorgaben wurden schwammige, diplomatische Zusagen. Motivation wich wirtschaftlichen Interessen. Die schwammige Einigung, ist wohl ein Kompromiss in Rücksicht auf Indien, China und Russland. Alles grosse Produzenten von Treibhausgasen. Alles zu den Ergebnissen aus Rom lesen Sie hier >>