Der Trend, Gemüsereste aus ihren Resten nachwachsen zulassen, begeistert immer mehr Menschen. «Regrowing» spart nicht nur Geld und Ressourcen, es macht auch Spass und geht meist leichter, als man denkt – doch leider nicht bei allen Gemüsesorten. Gemüsereste wie Strunk oder Wurzel setzt man in Wasser oder Erde und zieht ein neues Pflänzchen heran. Im Prinzip ist die Idee nicht neu, Hobbygärtner kennen es als Stecklingsvermehrung oder vegetative Vermehrung. Wir haben es für Sie ausprobiert! Frühlingszwiebeln und Lauch, früher auch Porree genannt, eignen sich hierfür besonders gut. Das Wurzelwerk sollte am besten frisch und voll sein. Vertrocknete dünne Härchen nehmen meist nicht ausreichend Wasser auf, um das Grün wachsen zu lassen.

Video: Ein lustiges Regrowing-Experiment

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Ins Wasserbad stellen

Zum «Regrowing» schneidet man einfach das untere Ende knapp drei Zentimeter über der Wurzel ab und stellt es für ein paar Tage in ein Glas mit Wasser. Damit nichts fault, sollte das Wasser alle zwei bis drei Tage erneuert werden. Bereits nach wenigen Stunden wird man belohnt: Es spriesst neues Leben aus der Mitte des vermeintlichen Abfalls. Lauch wächst täglich etwa einen halben bis ganzen Zentimeter, Frühlingszwiebeln schaffen dies in zwei Tagen. Nach etwa fünf bis sieben Tagen kann das mittlerweile gut nachgewachsene Gemüsestück in Erde gesetzt werden.

Ähnlich funktioniert das Heranziehen von Karotte, Sellerie und Roter Beete. Die Knollengewächse sind allerdings nur etwas für Geduldige: Erst eine Woche, nachdem man die Knolle oder ihr oberstes Viertel ins Wasser gesetzt hat, zeigt sich nennenswertes Wachstum. Auch nach einer weiteren Woche in Erde ist dies noch nicht der Ernte wert. Für ein Abendessen wird es nie reichen. Allemal kann man die jungen Blättchen einem Salat beimischen. Aus Blättern und Stängeln der Roten Beete lässt sich mit angeschwitzten Zwiebeln, einem Schuss Rotwein und Walnüssen übrigens eine leckere Beilage zaubern. Für eine Hand voll Blattgrün allerdings eine Knolle oder zumindest ihren oberen Teil zu opfern, erscheint nicht sonderlich nachhaltig.

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Blattgrün und Salate nachwachsen zu lassen bedarf dann schon eines grünen Daumens. Spinat und Rucola geht uns trotz vorhandenem Wurzelwerk innerhalb von wenigen Tagen ein. Anders der Strunk des Blattsalates: Obwohl er keine Wurzeln hat, wächst langsam, aber stetig neues Grün in die Höhe, nachdem er ins Wasser gestellt wurde. In der Erde wächst er dann weiter. Bis man sich über einen lohnenden Ertrag freuen kann, braucht man allerdings sehr viel Geduld. Unser Tipp: Salatstrunke am besten mit Wurzelwerk kaufen und gleich in Erde pflanzen. Dies muss nicht unbedingt ein Pflücksalat sein, auch von anderen Salatsorten kann man so über Wochen frische Salatblätter ernten – bis der Salatkopf blüht. Danach verlieren die Blätter ihre Zartheit und schmecken bitter.

Kräuter wie Basilikum, Minze, Thymian und Salbei lassen sich als Stecklinge leicht heranziehen. Dafür kürzt man den Stängel unterhalb der obersten Blätter auf einer Gesamtlänge von acht bis zehn Zentimeter und stellt sie in ein Glas mit Wasser. Einzelne Blätter, die ansonsten im Wasser stehen würden, werden vorher entfernen.

Je nach Kraut zeigen sich bereits nach ein paar Tagen Wurzeln. Nach etwa zwei Wochen hat sich ausreichend Wurzelwerk gebildet, sodass die Pflänzchen in Erde einpflanzt werden können. Ab jetzt täglich giessen! Basilikum mag sein Wasser übrigens am liebsten von unten und je nach Jahreszeit auch täglich.

Was Sie brauchen: Geeignete Gemüse- und Kräuterreste Warmen Stellplatz mit Tageslicht und ohne direkte Sonneneinstrahlung, z. B. Fensterbank Wasserglas, für Kräuter eignet sich am besten ein schmales, langes, für Knollen ein breites Glas. Gefäss zum Pflanzen, z. B. Blumentopf, Glas, Dose Wasser Erde (anfangs nährstoffarme, wasserdurchlässige Anzuchterde, später nähstoffreiche Erde) GeduldDie Gemüsereste sollten in der Regel nicht zu alt sein und der Strunk grosszügig abgeschnitten werden.

Ab in die Erde

Einige kennen es vielleicht noch von den Eltern oder Grosseltern: Kartoffeln, die Augen haben, werden mittig geteilt, sodass beide Seiten Triebe haben. Nach ein paar Tagen an der Luft werden die Kartoffelstücke mit den Trieben nach oben einige Zentimeter tief in Erde gepflanzt.

Damit diese gut wachsen können, die Erde nicht zu fest andrücken! Ebenso macht man es mit Zwiebeln, die bereits ausgeschlagen haben. Diese werden ohne vorherige Teilung mit dem Trieb nach oben in die Erde gesetzt. Ab jetzt gilt es, die Erde leicht feucht zu halten und zu warten. Innerhalb mehrerer Monate entwickeln sich mehrere neue Knollen.

Auch Pilze sollen zum Regrowing geeignet sein. Dafür steckt man den Stiel, der ansonsten entweder im Müll, auf dem Kompost oder in der Suppe landet, in feuchte Erde und dunkelt bei Champignons den Ansatz ab. Trotz hoher Luftfeuchtigkeit tat sich auch nach zwei Wochen nichts. Die Anzuchtverhältnisse des Pilzanbauers zu imitieren, ist in den heimischen vier Wänden offensichtlich gar nicht so einfach.

Unsere Highlights

Frühlingszwiebel und Lauch spriessen rasch und sind nach zwei Wochen bereits erntereif. Zwar minimiert sich der erzielbare Ertrag stets um etwa die Hälfte. Dennoch lohnt es sich, die Wurzelenden nachzuziehen und ab dann nur die grünen Blätter abzuschneiden. Ebenso begeisterte uns Basilikum, Salbei und Minze. Beide wurzeln innert Tagen in Wasser und lassen sich problemlos in Erde übersiedeln. Da man meist nur ein paar Blätter für ein Essen oder einen Tee braucht, lohnt sich das dauerhafte Pflegen einer Pflanze auf der Fensterbank definitiv. Sollte sie mal schwächeln: Einfach ein, zwei Triebe abschneiden und neue Setzlinge ziehen! Der Rest der Minze kann für Tee getrocknet werden.