Rund um den Polarkreis hat sich mit der Klimaerwärmung die Vegetation geändert. Die gekauerten Zwergsträucher werden allmählich abgelöst von höherwüchsigen Pflanzenarten, die normalerweise in wärmeren Regionen wachsen. Das zeigt eine internationale Studie im Fachblatt «Nature», an der Wissenschaftler der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), der Eawag und der Universität Zürich beteiligt waren.      

Die Studienautorinnen und -autoren unter Leitung von Anne Bjorkman vom Biodiversität und Klima Forschungszentrum Frankfurt (BiK-F) werteten einen Datensatz zur Pflanzenwelt der arktischen Tundra aus, der Beobachtungen an rund 120 Punkten rund um den Polarkreis umfasst, darunter Daten aus Alaska, Kanada, Island, Skandinavien und Sibirien.      

An allen Orten stellten die Wissenschaftler einen Grössenzuwachs der Vegetation während der letzten 30 Jahre fest: Zum einen wuchsen angestammte Pflanzenarten mehr in die Höhe, zum anderen breiteten sich aber vor allem neue, höherwüchsige Pflanzen aus, wie das WSL-Forschungsinstitut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) am Mittwoch mitteilte. Und dieser Trend dürfte weitergehen.      

Während der letzten drei Jahrzehnte stieg die Durchschnittstemperatur an den für den Datensatz untersuchten Orten im Mittel um 1 Grad im Sommer und 1,5 Grad im Winter. Damit ist die Arktis eine der Regionen der Erde, die sich am schnellsten erwärmen. Aber nicht nur die Wärme sorgt dort für höherwachsende Pflanzen: In Zukunft könnten auch Niederschläge stark zunehmen und die Böden der Tundra feuchter machen.      

Auch auf den Alpengipfeln lässt sich eine ähnliche Veränderung der Vegetation durch den Klimawandel beobachten. Davon hatten SLF- und WSL-Forschende im vergangenen April ebenfalls im Fachblatt «Nature» berichtet. Mit der Erwärmung wandern Pflanzen aus tieferen Lagen vermehrt in die höheren Lagen und verändern die dortigen Pflanzengemeinschaften.