Die SBB wollen mit Wasser des Sihlsees weitere 80 Jahre Bahnstrom erzeugen und muss dafür weniger ökologisch aufwerten als einst geplant. In zwei Schwyzer Bezirken kommt das Geschäft vors Volk.

Das Kraftwerk Etzelwerk wurde 1932 bis 1937 gebaut und produziert zehn Prozent des Schweizer Bahnstroms. Ab 2022 brauchen die SBB dafür eine neue Konzession. In den vergangenen sieben Jahren verhandelten sie darüber mit den Konzessionsgebern, den Kantonen Schwyz, Zug und Zürich sowie den Bezirken Einsiedeln und Höfe.

Diese prüfen nun das 2500-seitige Konzessionsdossier. Es besteht aus drei Teilen. Bereits seit längerem ausgehandelt sind die Gegenleistungen der SBB zum Erhalt der Konzession, etwa Gratisstrom für die Konzessionsgeber, Wasserzinsen, Gebühren oder die Erneuerung des Willerzeller-Viadukts.

Mittlerweile fertiggestellt ist auch der Umweltverträglichkeitsbericht. Er enthält eine Handvoll ökologische Massnahmen als Kompensation für den Eingriff in die Natur durch die Stromerzeugung, etwa einen Fischaufstieg beim Sihlhölzli in Zürich und Aufwertungen beim Sihlsee für insgesamt 24 Millionen Franken.

Investitionen von 141 Millionen Franken
Dank der jüngsten Revision des Wasserrechtsgesetzes 2020 kommen die SBB hier allerdings etwas günstiger weg und müssen weniger ökologische Massnahmen realisieren, als einst geplant. Finanziell sparten die SBB dadurch rund 2 Millionen Franken, sagte Beat Deuber, SBB Leiter Energie vor den Medien.

So fällt die Regeneration des Breitrieds in der Region Ybrig weg. Auch die Revitalisierung der Minster, die einst begradigt wurde, ist nicht mehr Bestandteil des Gesuchs. Sie werde aber weiterverfolgt. Auch muss künftig mehr Restwasser in der Sihl verbleiben, was zu 10 Prozent tieferer Stromproduktion führen wird.

Der dritte Teil der Konzession betrifft das technische Projekt. Das Werk wird schrittweise saniert, unter anderem werden zwei Druckleitungen durch eine ersetzt. Die Kosten belaufen sich auf 141 Millionen Franken. Von einem Kapazitätsausbau sehen die SBB unter anderem aus wirtschaftlichen Gründen ab.

Zwei Abstimmungen
Das Konzessionsgesuch wird am 9. Juli öffentlich aufgelegt in den drei Kantonen. Bis im Herbst 2022 sollen allfällige Einsprachen bereinigt werden. Im Kanton Schwyz kann das Stimmvolk der beiden Bezirke Höfe und Einsiedeln darüber abstimmen.

Deuber sagte, das Gesuch sei eine ausgewogene Mischung aus Nutzungsrechten und Gegenleistungen. Der Schwyzer Umweltdirektor Sandro Patierno (CVP) sprach gar von einem Freudentag für den Kanton Schwyz mit seinem flächenmässig grössten Stausee der Schweiz. Das «Gesamtpaket» stimme.

Der Einsiedler Bezirksammann Franz Pirker (SVP) begrüsste die Lösung, sagte aber auch, es sei nun eine gute Kommunikation und viel Arbeit nötig, damit auch das Abstimmungsresultat positiv ausfalle. Denn Einsiedeln sei von der Konzession betroffen.

Wasserzinsen unverändert
Kritische Stimmen gebe es einerseits wegen des Landschaftsschutzes, andere setzten Fragezeichen hinter die finanziellen Auswirkungen der neuen Konzession. So erhält die Schwyzer Seite von den unveränderten Wasserzinsen von 3 Millionen Franken künftig noch 37 Prozent statt der bislang 47 Prozent.

Weil die Wasserzinsen politisch umstritten seien, habe man in den Verhandlungen stärker auf Gratis- und Vorzugsenergie gesetzt, sagte Pirker. Hier können die Konzessionsgeber künftig mehr profitieren. Trotz Volksabstimmung erteilt am Ende der Regierungsrat die Konzession.