Flauschiges braunes Fell, schwarze Knopfäuglein und Hände, die unseren nicht unähnlich sind. Wühlmäuse sollten eigentlich den klassischen «Jöö»-Effekt auslösen, treffen jedoch oft auf Emotionen zwischen Ekel und Aggression, untermauert durch uralte Konflikte und Ängste. Auch heute noch durchlöchern Wühlmäuse mit ihren engen Gängen den Boden auf der Suche nach Pflanzenwurzeln und machen so auch vor Hosteten und Gärten nicht halt. Viele Bauern können ein Lied davon singen, wie explodierende Wühlmauspopulationen ihre Ernte beeinträchtigen.

Die Schermaus (Arvicola terrestris) macht den heimischen Landwirten besonders zu schaffen. Wie alle Wühlmäuse unterscheidet sie sich von den Langschwanzmäusen durch einen kürzeren Schwanz und die kleinen Ohren. Unter den Wühlmäusen ist sie jedoch ein wahres Schwergewicht. Mit bis zu 150 Gramm erreicht sie eher die Grösse einer kleinen Ratte als die einer durchschnittlichen Wühlmaus wie der Feldmaus.

«Schermäuse lieben gedüngte Flächen und werden so auf den traditionellen landwirtschaftlichen Wiesen, Weiden und in Obstanlagen regelmässig zum Problem», berichtet Cornel Stutz, Wissenschaftler und Agronom bei Agroscope. Die Nager sind besonders auf Pflanzen mit fleischigen Wurzeln aus und daher typische Bewohner von Kulturlandschaften.

Natürliche Feinde gegen Überpopulation

Dies machen sich verschiedene andere Tiere, die höher in der Nahrungskette stehen, zunutze. Schermäuse sind in der Schweiz die Hauptnahrung vieler Greifvögel wie Milanen und Mäusebussarden sowie von Hermelin, Mauswiesel und Fuchs. Sie halten die Wühlmausbestände im Schach. «In dicht besiedelten Gebieten, wie dies hierzulande vielfach der Fall ist, tragen auch Katzen dazu bei, dass die Schermauspopulation nicht überhand nimmt», erklärt Stutz.

Dass dies sonst schnell passieren könnte, zeigt die Biologie der Nager. Im Alter von zwei Monaten werden die Weibchen geschlechtsreif und werfen ab dann drei- bis fünfmal pro Jahr nach einer Tragezeit von je etwa drei Wochen bis zu 14 Jungtiere. Sprich, ein Weibchen kann bei optimalen Bedingungen jährlich über 50 Junge zur Welt bringen.

Schermäuse sind territorial und verteidigen ihr Revier bis aufs Blut. «Die Schermauspopulation steigt so lange an, bis ein Gebiet übersättigt ist. Dann kommt es zum sogenannten Dichtestress unter den Nagern», erklärt Cornel Stutz. «Die sich häufenden Kämpfe und die stetige Bedrohung durch Artgenossen verändert den Hormon- und Stoffhaushalt der Tiere, was zu einem physischen Kollaps bei den Individuen führt.»

Nach einer wahren Populationsexplosionen folgt so meist der Zusammenbruch des Bestands. «Um es gar nicht so weit kommen zu lassen und auch den Tieren den Stress zu ersparen, hilft es, die Umgebung für ihre natürlichen Feinde möglichst einladend zu gestalten.» Bäume als Sitzwarten für Greifvögel, Steinhaufen als Unterschlupf für Hermelin und Mauswiesel sowie Hecken als Barrieren und als Versteckmöglichkeiten für Wieselarten und andere Wildtiere sind ideale Strukturen, die die Äcker und Felder gleichzeitig auflockern und ökologisch wertvoller machen.

Sobald die Präsenz der Schermaus auffällt, ist es für eine effiziente Bekämpfung meist schon zu spät. Die Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Futterbaues (AGFF) stellt für Landwirte darum den «Schermausradar» zur Verfügung. Darin ist zu erkennen, wie sich die lokale Schermauspopulation aktuell entwickelt und somit auch, ob sich eine Mäusebekämpfung noch lohnt. Bei besonders wertvollen Kulturen, wie zum Beispiel mehrjährigen Gemüsekulturen, Blumenfeldern oder Obst- und Beerenanlagen, hilft manchmal nur noch schweres Geschütz. Dann rücken die Landwirtinnen und Landwirte den Nagern mit Gas und Gift zu Leibe. «Allerdings sind fürs Freiland nur noch wenige Gifte in der Schweiz zugelassen», warnt Stutz. Je nach Grösse des Grundstücks werden auch Fallen eingesetzt, aber das sei oft eine Frage der Zeit und des Aufwands. «Handelt es sich bei der Fläche um Weideland, so lassen viele Bauern der Natur auch einfach ihren Lauf, denn hier bleiben die Schäden in einem überschaubaren Rahmen und eine Bekämpfung der Schermäuse wäre zu aufwendig.»

Sieben Arten in der Schweiz

Die kleinere Verwandte der Schermaus, die Feldmaus (Microtus arvalis), macht sich den Zusammenbruch einer Schermauspopulation gerne zunutze. Die lediglich bis zu 20 Gramm kleine Wühlmaus übernimmt dann die bereits gegrabenen Gänge und Territorien. «Allerdings sind Feldmäuse viel öfters auch überirdisch unterwegs. Auf den Wiesen sieht man dann regelrechte Wege, die die Tiere benutzen», sagt Cornel Stutz. Das macht die Nager angreifbarer als die Schermäuse, und sie fallen schneller Greifvögeln und Raubtieren zum Opfer. «Feldmäuse sind daher für die Schweizer Landwirte weniger ein Problem.»

Auf Obstwiesen zeigen die kleinen Säuger jedoch ein besonders für junge Bäume fatales Verhalten: Sie knabbern gerne an der noch zarten Stammrinde. «Ist der Obstbauer zu wenig aufmerksam, schaffen es die Tiere, die Bäumchen ein paar Zentimeter über dem Boden komplett zu entrinden, sodass Jungbäume reihenweise absterben können», so Stutz. Obstbauern würden daher auf ihren Wiesen öfters mausen als andere Landwirte. «Das ist dann nur mit Fallen möglich, denn Gift ist für Feldmäuse nicht zugelassen.»

Die fünf anderen in der Schweiz heimischen Wühlmausarten sind für die Landwirtschaft und auch für Gärten laut Cornel Stutz kein Problem. Sie treten entweder seltener oder nur regional auf oder sind wie die Schneemaus auf einen ganz anderen Lebensraum angewiesen. Eines haben sie jedoch alle gemeinsam: Auch wenn man sie landläufig als Schädlinge ansieht, so sind sie doch die Nahrungsgrundlage vieler teils bedrohter Tierarten. Und damit sind sie auch ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems.


Wühlmäuse bekämpfen

Barrieren schaffen

Wühlmäuse können sich durch alle Löcher zwängen, durch die der Kopf durchpasst. Engmaschige Drahtkörbe (Maschenweite max. 1 cm) können jedoch empfindliche Pflanzenwurzeln für den Nager unerreichbar machen. Auch Hochbeete und Obstbäume können von unten her mit einem Drahtgitter abgesichert werden, sodass die Mäuse sie mit ihren Gängen nicht erreichen können.

Für natürliche Feinde sorgen

Greifvögel, Eulen, Füchse und Katzen sind natürliche Feinde von Wühlmäusen. Wer eine Freigängerkatze in der Nachbarschaft hat, der muss sich meist über Mäuse im Garten keine Sorgen machen, solange die Katze Zugang zum Grundstück hat. Auch Mauswiesel und Hermelin lassen sich die Mäuse gerne schmecken. Ironischerweise gehört auch der Maulwurf zu den Feinden von Wühlmäusen, weil deren Nachwuchs auf seinem Speiseplan steht.

Fallen aufstellen

Am effizientesten ist das Aufstellen von Fallen. Hier kann zwischen Lebendfallen und den tödlichen Alternativen gewählt werden. Von Wühlmausgift raten Experten ab, da es auch die Anwender gefährden kann.

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Wühlmaus oder Maulwurf?

Wühlmäuse fressen an Wurzeln und knabbern auch Blumenzwiebeln an. Darum sind sie nicht nur aufgrund ihrer Tunnel für viele Garten-besitzer der Staatsfeind Nummer eins. Im Gegensatz dazu ist der Maulwurf weniger Schädling als ein sogenannter «Lästling». Er ernährt sich ausschliesslich von Insekten und Würmern und lässt Pflanzen in Ruhe. Lediglich die Hügel können stören. Doch wie unterscheidet man diese von Wühlmaushügeln?

Maulwurfshügel sind hoch und kuppelförmig und ragen wie kleine Berge aus dem Boden. Sie bestehen lediglich aus Erde und kommen in regelmässigen Abständen vor. Im Gegensatz dazu sind Wühlmaushügel flach und unregelmässig. Zudem sind sie oft mit Wurzeln und Grashalmen durchsetzt.

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