'Oumuamua ist ein seltsamer Komet und kein Asteroid. Darauf deuten Beobachtungen mit dem Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte (Eso) in Chile hin.

Der ungewöhnliche Besucher entfernt sich demnach schneller als erwartet von der Sonne, wie die Eso in Garching mitteilte. Über ihre Entdeckung berichten die beteiligten Wissenschaftler in der Fachzeitschrift «Nature». 

Beliebter Gegenstand für Untersuchungen
'Oumuamua (hawaiianisch für «Kundschafter» oder «Bote») wird seit seiner Entdeckung im Oktober 2017 intensiv untersucht. Wenige Tage nach seinem ersten Auftauchen war das dunkelrote und langgezogene Objekt als interstellarer Asteroid eingestuft worden – also als kosmischer Kleinkörper, der im Gegensatz zu Kometen in der Regel praktisch kein Oberflächenmaterial ausstösst.

Durch die Kombination von Daten des Very Large Telescopes und anderer Observatorien stellte ein internationales Astronomenteam aber nun fest, dass sich 'Oumuamua schneller bewegt als vorhergesagt. Das Team unter der Leitung von Marco Micheli von der Europäischen Weltraumagentur Esa gelangte zu dem Schluss, dass der kosmische Nomade womöglich durch Sonneneinstrahlung Material von seiner Oberfläche abgibt. Dieses Verhalten nennen Astronomen Ausgasen.

Stetiger Schub  
Der Drall dieses ausgestossenen Materials soll den kleinen, aber stetigen Schub liefern, der 'Oumuamua schneller als erwartet aus dem Sonnensystem schiesst – am 1. Juni bewegte er sich laut Eso mit rund 114'000 Kilometern pro Stunde. Ein solches Ausgasen ist typisch für einen Kometen. «Wir denken, er ist in Wirklichkeit ein winziger, seltsamer Komet», erklärte Micheli.

«Wir können an den Daten erkennen, dass sein Schub umso geringer wird, je weiter er von der Sonne entfernt ist, was typisch für Kometen ist.» Wenn Kometen von der Sonne erwärmt werden, stossen sie Staub und Gas aus, die eine Materialwolke – Koma genannt – um sie herum bilden. Ausserdem zeigt sich bei Kometen dann der charakteristische Schweif.

Grössere Staubkörner  
Bei 'Oumuamua konnte das Forscherteam allerdings keine sichtbaren Hinweise auf Ausgasungen feststellen. «Wir haben keinen Staub, keine Koma oder gar einen Schweif gesehen, was ungewöhnlich ist», erläuterte Karen Meech von der University of Hawaii.

Eine Erklärung dafür könnte sein, dass während 'Oumuamuas Reise durch den interstellaren Raum die von den meisten Komtenoberflächen bekannten kleinen Staubkörner erodiert sind – übrig geblieben wären in diesem Fall dann nur noch grössere Staubkörner.

Obwohl eine Wolke dieser grösseren Partikel nicht hell genug wäre, um bemerkt zu werden, würde dies die unerwartete Änderung der Geschwindigkeit von Oumuamua erklären. «Wir denken, dass 'Oumuamua ungewöhnlich grosse, grobe Staubkörner abgeben kann», betonte Meech.