Warum will man CO2 im Meeresboden speichern?

Im Rahmen des Pariser Abkommens hat die Weltgemeinschaft beschlossen, bis 2050 die Treibhausgas-Emissionen auf netto null zu reduzieren, um die globale Erwärmung auf 1,5°C einzudämmen. Das heisst konkret: Es darf ab diesem Zeitpunkt nicht mehr CO2 ausgestossen werden, als gebunden werden kann. Dieses Ziel soll primär über die Reduktion von Treibhausgasen erreicht werden, beispielsweise mit dem Umstieg auf alternative Antriebsmethoden oder erneuerbare Energien. In gewissen Industrien aber werden die Emissionen in absehbarer Zukunft nicht komplett vermeidbar sein, dazu gehören die Landwirtschaft, die Betonindustrie oder die Abfallverbrennung. Um dennoch das Netto-null-Ziel erreichen zu können, kommen Negativemissionstechnologien (NET) zum Einsatz.

Diese NET sind Verfahren, um CO2 aus der Atmosphäre zu entnehmen und zu speichern. Dazu gibt es verschiedene Ansätze: CO2 kann etwa in Form von Biomasse im Wald und Holz gespeichert, als Humus oder Pflanzenkohle im Boden gelagert werden oder direkt aus der Atmosphäre oder von Kaminen der Industrieanlagen gefiltert und dauerhaft in Gesteinsschichten deponiert werden. Letztere Methode wird kurz als CCS bezeichnet (Carbon Capture and Storage). Im Unterschied zur CO2-Kompensation wird beim CCS-Verfahren die Menge an Treibhausgasen in der Atmosphäre reduziert und nicht nur an einem anderen Standort kompensiert.

Wie funktioniert die Speicherung im Meeresboden?

Das CO2 wird zunächst aus Industrieanlagen oder aus der Atmosphäre gefiltert und anschliessend unter hohem Druck verflüssigt. Lastwagen, Schiffe oder Pipelines transportieren die Flüssigkeit zu Plattformen auf dem offenen Meer, wo das CO2 mehrere Kilometer tief in poröse Sandsteinschichten des Meeresgrunds gepresst wird – so kommt das CO2 quasi wieder dorthin, wo es herkommt. Geeignete Lagerstätten sind oftmals erschöpfte Erdölfelder und befinden sich unter anderem in der Nordsee oder in Island. Dänemark hat bereits im Jahr 2023 damit begonnen, CO2 anderer Länder zu exportieren und im Nordseeboden zu deponieren. Norwegen und die USA zum Beispiel nutzen das Verfahren auch bereits seit mehreren Jahren.

Warum will auch die Schweiz CO2 exportieren?

Seitdem das Schweizer Stimmvolk die Gletscher-Initiative im Juni 2023 angenommen hat, ist das Netto-null-Ziel im Rahmen des «Klima- und Innovationsgesetzes» in der Verfassung verankert. Da der Bundesrat kein Verbot für fossile Energieträger einführen will, ist er überzeugt, dass für das Erreichen dieser Ziele auch die NET-Verfahren notwendig sind – zusätzlich zu den Massnahmen wie Wärmepumpen und Elektroautos, um den CO2-Ausstoss zu reduzieren. So will der Bundesrat bis im Jahr 2050 in der Lage sein, sieben Millionen Tonnen CO2 aus der Luft zu entfernen sowie weitere fünf Millionen Tonnen direkt an der Quelle abzufangen und zu speichern. Die Gesetzgebung und die Wissenschaft sind allerdings noch nicht so weit, dass die Speicherung von CO2 in Schweizer Gestein starten kann. Darum hat der Bundesrat die Grundlage dafür geschaffen, dass ab 2024 das inländische CO2 ins Ausland exportiert werden kann, beispielsweise an die Nordsee. In der Schweiz wird laut der Swiss Carbon Removal Platform, einer Initiative der Risiko-Dialog-Stiftung, wie erwähnt noch kein CO2 im Untergrund der Schweiz eingelagert. Im Felslabor Mont Terri im Jura und an der ETH Zürich laufen aber diverse Untersuchungen zu dieser Technik und NET im Allgemeinen.

Gibt es Risiken oder Kritik an der Methode?

Umweltorganisationen wie Greenpeace oder die Klima-Allianz kritisieren die CO2-Speicherung in Gestein und im Meeresboden. Sie befürchtet unter anderem, dass dadurch das fossile Zeitalter verlängert statt beendet wird und gewisse Unternehmen die Technologie als Vorwand nutzen können, um die Emissionsreduktion zu umgehen. Sie fordern zudem, dass die Verfahren ausschliesslich mit erneuerbaren Energien angetrieben werden. Auch sind die Langlebigkeit und die künftigen Risiken der CCS-Methode noch stark umstritten, etwa welche Folgen ein Leck oder Erdbeben für Menschen und Ökosysteme haben könnten. Untersuchungen an natürlichen CO2-Quellen im Meer haben beispielsweise ergeben, dass die Artenvielfalt rund um die Quelle abnimmt. Ausserdem sind diese neuen Technologien momentan noch sehr teuer und der Transport bis an die Nordsee ein Hindernis. Schliesslich belasten auch Lastwagen und Frachtschiffe die Umwelt. Es gibt aber Bestrebungen, CO2-Pipelines zu bauen.


Quellen: