Priorität soll bie der Förderung «grüner Wasserstoff» haben, der mit Hilfe von Solar- oder Windenergie erzeugt wird. In einer Übergangszeit sollen aber auch andere Herstellungsformen mit fossilen Energieträgern gefördert werden.

«Die neue Wasserstoff-Wirtschaft kann ein Wachstumsmotor werden, um die wirtschaftlichen Schäden durch Covid-19 zu überwinden», erklärte Kommissionsvizepräsident Frans Timmermans.

Ziel sei es mittel- bis langfristig, in der EU eine Wertschöpfungskette für «sauberen Wasserstoff» zu schaffen. Die Kommission verweist darauf, dass Wasserstoff auch als Speicher für Energie aus Sonne und Wind genutzt werden kann, deren Produktion
stark schwanken kann.

Teil des «Green Deals»
In der Natur kommt Wasserstoff zwar mannigfach vor, etwa in Wasser. Praktisch gibt es ihn aber fast nur in gebundener Form. Für die Nutzung als Energieträger muss Wasserstoff daher unter Einsatz von anderen Energiequellen in reiner Form gewonnen werden. Ist dieser Energieeinsatz emissionsfrei, wird von «grünem» Wasserstoff gesprochen.

Wasserstoff könne den Ausstieg aus fossilen Energieträgern in der Industrie, dem Verkehr, bei der Energieerzeugung und der Versorgung von Häusern unterstützen, erklärte die EU-Kommission.

Sie sieht die Wasserstoff-Strategie als Teil ihres «Green Deals», der vorsieht, Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent zu machen.

In drei Phasen vorgehen
Brüssel will beim Wasserstoff in drei Phasen vorgehen: Bis 2024 soll die Produktion von sauberem Wasserstoff auf eine Millionen Tonnen steigen und bis 2030 auf zehn Millionen Tonnen.

Die neue Wasserstoff-Wirtschaft kann ein Wachstumsmotor werden, um die wirtschaftlichen Schäden durch Covid-19 zu überwinden

Frans Timmermans
Geschäftsführender Vizepräsident und Kommissar für Klimaschutz in der EU-Kommission

Zwischen 2030 und 2050 soll mit erneuerbaren Energien hergestellter Wasserstoff dann in grossem Umfang zur Verfügung stehen. Derzeit werden nach EU-Angaben 9,8 Millionen Tonnen Wasserstoff in der EU produziert, vor allem durch den Einsatz fossiler Energieträger.

Unter den EU-Staaten dringt insbesondere Deutschland auf eine Förderung der Wasserstoff-Wirtschaft. Berlin hatte im Juni ihre nationale Wasserstoffstrategie vorgestellt – Deutschland soll bei Wasserstofftechnologien «die Nummer eins in der Welt» werden.

Wichtiges Puzzleteil
Ein EU-Vertreter räumte jedoch ein, Wasserstoff sei «keine Wunderwaffe» auf dem Weg zur Klimaneutralität. Er könne aber dazu beitragen. Wichtiger sei aus Sicht der Kommission, die Elektrifizierung der Energieerzeugung voranzutreiben, um Sonne und Wind stärker zu nutzen.

Neben der Wasserstoff-Strategie stellte die Kommission deshalb auch einen Plan für besser integrierte Energiesysteme vor. Nur so könne das Ziel der Klimaneutralität unterstützt werden.

Timmermans betonte, Wasserstoff sei dabei «ein wichtiges Teil des Puzzles». Denn in stark auf Energie angewiesenen Industriebereichen wie der Stahl- oder Zementherstellung oder auch im Luft- oder Schiffsverkehr seien Energieträger nötig, «die länger gespeichert und besser transportiert werden können». Hier könne sauberer Wasserstoff eine Lücke füllen.