Bei den Förstern und den Waldeigentümern sei eine gewisse Resignation im Umgang mit der Esche festzustellen, sagte Ueli Meier, Präsident der Konferenz der Kantonsförster (KOK), am Donnerstag vor den Medien im Wald in Olten SO. «Wir dürfen die Esche auf keinen Fall aufgeben. Wir haben in der Schweiz keinen Ersatz.» Die Situation bei den Jungbeständen sei «besonders dramatisch», sagte Meier, der auch Kantonsforstingenieur beider Basel ist. Aussicht auf Gesundung bestehe nicht.

Die eschenspezifische Pilzkrankheit Chalara fraxinea (Eschenwelke) trat 2008 erstmals in der Schweiz im Grossraum Basel auf. Seither verbreitete sich die Pflanzenkrankheit überall im Land. Der Pilz stammt vermutlich aus Ostasien. Er ist mittlerweile in vielen Ländern Europas verbreitet.

Langsames Baumsterben
Die Pilzkrankheit befällt Eschen jeglichen Alters. Die bedeutendsten Schäden werden in Jungbeständen festgestellt, wo bis zu 90 Prozent der Bäume befallen sind. Die allermeisten Eschen gehen ein.

Bei einem Befall sterben zunächst junge Seiten- und Endtriebe ab. Der Baum bildet daraufhin Ersatztriebe aus noch gesunden Baumpartien und verbuscht. Zudem sterben Teile der Rinde ab, obere Pflanzenteile erhalten weniger Wasser und Nährstoffe, und der Baum welkt. Während junge Eschen rasch absterben, können ältere Bäume oft mehrjährigen Pilzbefall überleben, indem sie die Infektion abschotten.

Fachleute warnen vor Hektik
«Wir haben keine Patentlösung gegen das Eschentriebsterben», sagte Rolf Manser, Leiter Abteilung Wald im Bundesamt für Umwelt (BAFU). Keine Optionen seien der Einsatz von Chemie oder gentechnisch veränderte Baumtrieblinge. «Wir sprechen nicht von einem Waldsterben», machte Manser klar. Einige Eschen seien resistent gegen den Pilz. Es gelte zu erforschen, weshalb dies so sei. Der Bund, die Kantone und die Förster würden Strategien erarbeiten. «Wir müssen einen kühlen Kopf behalten.»

Auch die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) will keine Panik verbreiten. «Wir müssen lernen, mit der Krankheit zu leben», sagte Roland Engesser, Leiter der Gruppe Waldschutz Schweiz der WSL. «Die Esche wird nicht aussterben.» Wichtig sei ein langfristiges Vorgehen. Schnellschüsse und Hektik führten nicht zum Ziel, beim Wald gehe es um Jahrzehnte. Die Forschung braucht gemäss Engesser Zeit. Es gebe noch keine praxistaugliche Lösungen. Es gelte herauszufinden, wie das Wachstum des Pilzes abgeschwächt werden könne. Daher müsse die Ausbreitung der Pflanzenkrankheit genau beobachtet werden. «Die Zeit läuft uns etwas davon, aber wir dürfen den Kopf nicht verlieren», sagte Engesser.

Esche spielt wichtige Rolle
Die Esche ist neben der Buche die zweithäufigste Laubholz-Baumart des Landes. Ihr Anteil beträgt gesamtschweizerisch vier Prozent – in einzelnen Kantonen zehn und mehr Prozent. Die Esche ist eine ökologisch wichtige und ökonomisch interessante Baumart. Die Esche spielt auch in Schutzwäldern ein wichtige Rolle. Das Eschenholz ist für die Holzwirtschaft interessant, weil es hart und zugleich beweglich ist. Aus dem Holz werden etwa Werkzeugstiele, Stühle oder der legendäre Davoser Schlitten produziert. Müssen die Bäume wegen des Pilzbefalls vorzeitig gerodet werden, so führt dies zu deutlich tieferen Verkaufspreisen.