Aus den vier Nilpferden seines Privatzoos wurden plötzlich 160. Seit der Ermordung Pablo Escobars, dem Drogenbaron des Medellín-Kartells, im Jahr 1993 waren seine Flusspferde sich selbst überlassen und haben sich rund um den Fluss Magdalena in der Nähe der Hauptstadt Kolumbiens verbreitet. Im Februar 2023 erklärte die kolumbianische Regierung die Art für invasiv, die afrikanischen Nilpferde schaden nicht nur der Fauna und Flora, sondern bedrohen auch die Anwohnerinnen und Anwohner.

«Hacienda Nápoles»

Auf seinem luxuriösen Anwesen in der Nähe der Stadt Medellín hatte Pablo Escobar einen kleinen Privatzoo. Neben den vier Nilpferden hielt der Kolumbianer Tiger, Elefanten, Nashörner, Flamingos und andere exotische Tiere. Nach seinem Tod wurden die meisten in andere Zoos verlegt, doch die Nilpferde überliess man sich selbst. Mittlerweile leben weiter unten am Fluss 160 der Tiere und das Grundstück wurde zu einem Freizeitpark mit grossem Zoo umgebaut.

Die Flusspferde stammen vom Kontinent Afrika und haben in Kolumbien keine natürlichen Feinde. Sie verdrängen heimische Arten, wie die Seekuh oder den Otter und zerstören die Felder der Bäuerinnen und Bauern. Wenn die Population weiterhin so schnell wachse, könnte sie sich laut einem Bericht von «Nature» in den nächsten zwanzig Jahren verzehnfachen. Die Regierung kann deren Population doch jetzt schon nicht mehr kontrollieren.

Obwohl die Schäden durch die Nilpferde gross sind, ist der tierische Nachlass des berüchtigten Drogenbarrons in der Bevölkerung sowie der Regierung umstritten. Obwohl sie die Umwelt bedrohen, sind sie eine wichtige Touristenattraktion. Auch illegale Wildtierhändler profitieren von den nicht heimischen Tieren und handeln mit Babyflusspferden.

Das Erschiessen der Tiere wurde verboten. Nach dem Abschuss von «Pepe» – dem Nilpferdmännchen, welches Escobar in den 1980ern nach Kolumbien importierte – gab es in der Bevölkerung einen riesigen Aufschrei und der Rücktritt des damaligen Umweltministers wurde gefordert. Das Verbot macht es der Regierung noch schwieriger gegen die tonnenschweren Tiere vorzugehen.

Sterilisieren, einschläfern oder exportieren

Anfang November verkündete Susana Muhamad, die kolumbianische Umweltministerin, einen dreiteiligen Plan um gegen die Verbreitung der afrikanischen Nilpferde vorzugehen. Zum einen sollen sie sterilisiert werden. Dies gestaltet sich bei zwei Tonnen schweren Tier aber als eine Herausforderung. Einerseits ist es nicht ausgeschlossen, dass ein Tier allergisch auf die Narkose reagiert und andererseits besteht ein enormes Risiko für das Team. Zudem koste die Sterilisation eines Nilpferdes laut dem Wissenschaftsmagazin «Geo» 9000 Euro. Als weitere Massnahmen wurde das gezielte Einschläfern der Tiere genannt.

Das Umsiedeln der Hippos kommt auch in Frage. Mexiko, die Philippinen und Indien haben Interesse daran gezeigt einige aufzunehmen. Indien hat schon konkret angeboten 60 der Tiere im grössten Zoo der Welt im «Greens Zoological Rescue & Rehabilitation Kingdom» unterzubringen. Die Tiere einfach wieder in ihren natürlichen Lebensraum nach Afrika zurückzuschicken sei laut der Biologin Maria Echeverry von der Javeriana-Universität in Bogota keine Lösung. Mit dem Transport von Tieren, werden auch immer Erreger, Bakterien und Viren mittransportiert.