Das Phänomen ist manchen Schweizern noch in Erinnerung: 1984 kam es zu einem grossen Fischsterben im Sempachersee. Schuld daran waren Nährstoffe aus der Landwirtschaft, welche Algen übermässig wachsen liessen und damit indirekt Sauerstoffmangel auslösten. Noch immer muss Luft in den See gepumpt werden, um eine erneute ökologische Katastrophe zu verhindern.

Ein ähnlicher Effekt zeigt sich in der Ostsee. In deren tiefen Becken gibt es sogenannte Todeszonen, in denen es an Sauerstoff mangelt und deshalb ein lebensfeindliches Klima herrscht. Die Fläche dieser Zonen hat sich seit 1898 mehr als verzehnfacht, wie Forscher der dänischen Universität Aarhus kürzlich berichteten. Auch hier ist der Mensch der Hauptschuldige – die Flüsse spülen Nahrstoffe aus der Landwirtschaft ins Meer.

Nur kurzfristige Erleichterung
Vom 13. bis am 26. Dezember 2014 konnten Forscher nun aber ein Phänomen beobachten, das Erleichterung schafft, wie das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde berichtet. Ostwinde hatten zunächst den Wasserstand der Ostsee abgesenkt. Danach drehte der Wind, wodurch grosse sauerstoffhaltige Wassermassen aus der Nordsee in die Ostsee strömen konnten. Es war grösste Salzwassereinbruch seit 60 Jahren.

Derartige Wassereinbrüche hatte es laut dem Forschungsinstitut in den 1960ern bis 80ern alle ein bis zwei Jahre gegeben. Seit 1984 seien sie nur noch vereinzelt vorgekommen. Ob das aktuelle Ereignis aber längerfristig die Umweltbedingungen in den Becken der Ostsee verbessert, bleibt zu bezweifeln – vergangene Ereignisse hatten jeweils nur kurzfristige Effekte.

Damit sich die Gesundheit der Ostsee nachhaltig verbessert, müsste wohl die Ursache des Sauerstoffmangels bekämpft werden, also zumindest entlang der Zuflüsse weniger gedüngt werden. Damit werden zwar die Erträge der Landwirtschaft geringer, dagegen hätten die Fische in der Ostsee wieder einen grösseren Lebensraum, was wiederum der Fischerei zu Gute käme.