Der Bundesrat rief die Schweizer Bevölkerung vom 16. März bis zum 11. Mai 2020 dazu auf, zu Hause zu bleiben. Ziel war, dadurch die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen oder zumindest zu verlangsamen. Das öffentliche Leben wurde stark eingeschränkt und die Option, ein Homeoffice einzurichten, geschaffen. Entsprechend waren die Schweizerinnen und Schweizer weniger unterwegs, was zu einer merklichen Reduktion des Strassenverkehrs führte. Das Bundesamt für Umwelt meldet, dass wochentags bis zu 70 Prozent weniger Auto gefahren wurde, am Wochenende sogar bis zu 85 Prozent.

Damit ging laut Jahresbericht des Nationalen Beobachtungsnetzes für Luftfremdstoffe (NABEL) die Konzentration von Stickstoffdioxid an den Messstationen deutlich zurück, unabhängig von der generellen Abnahme während den letzten Jahren aufgrund verbesserter Abgasreinigung. Stickstoffdioxid ist der Vorläufer für die Bildung von Feinstaub und bodennahem Ozon und daher von besonderer Bedeutung für die Gesundheit. Abseits der Strassen war der Einfluss des Lockdowns geringer, weil Heizungen, Industrie und Landwirtschaft weniger davon betroffen waren.

Messungen des deutschen Forschungsflugzeugs HALO zwischen 2017 und 2020 zeigen zudem, dass sich auch die Russkonzentration in der Atmosphäre in Zentraleuropa während des Lockdowns fast halbiert hat. Dies sei neben dem stark reduzierten Strassenverkehr auch auf die Einstellung von 90 Prozent der Flüge zurückzuführen und der damit verbundenen verringerten Verbrennung fossiler Brennstoffe. Russ ist ein wichtiger Luftschadstoff und Klimatreiber, weil die Partikel sich über die dunkle Oberfläche aufheizen und Wärme an die Umgebung abgeben.

Weltweit hätten die Lockdowns im Frühjahr 2020 zu einem Rückgang der CO2-Emission um 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr geführt, berichten Forschende der Universität von East Anglia (UK). Daraus berechnete das Global Footprint Network, dass bis zu einem Viertel weniger Energie verbraucht worden war. Die Nicht-Profit-Organisation lanciert jedes Jahr den «Erdüberlastungstag» («Earth Overshoot Day»), der Tag des laufenden Jahres, an dem die menschliche Nachfrage nach nachwachsenden Rostoffen das Angebot und die Kapazität der Erde übersteigt. War dieser Tag 2018 und 2019 global jeweils schon am 29. Juli erreicht, so wurde er 2020 auf den 22. August verschoben, der grösste zeitliche Unterschied innerhalb eines Jahres seit Beginn der Aktion 1970. Dieser Einfluss scheint allerdings nur von kurzer Dauer gewesen zu sein: 2021 und 2022 war die Erdkapazität schon Ende Juli wieder ausgeschöpft.

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