Schädling aus Südamerika
Motte bedroht Tessiner Palmen
Die aus Südamerika stammende Palmenmotte bedroht die Tessiner Pflanzenwelt. Ihre Larve frisst sich durch verschiedene Teile von Palmen, was die Pflanze absterben lässt. Die WSL arbeitet an effektiven Strategien gegen den Schädling.
Das Tessin ist wie ein Stück Italien in der Schweiz. Leckere Pizzas, Cappuccino auf Piazzas, umgeben von Palmen. Doch über letzteren schwebt seit kurzem eine Bedrohung: Die Palmenmotte macht der mediterranen Pflanze schwer zu schaffen.
Die Palmenmotte (Paysandisia archon) kommt ursprünglich aus Südamerika und wurde Ende des 20. Jahrhunderts nach Europa eingeschleppt. Im Sommer 2023 wurde ihre Anwesenheit nun auch im Tessin bestätigt, berichtet die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL). Bei Brissago und Lugano wurden ausgewachsene Motten nachgewiesen, und entsprechend dürften auch die Larven nicht weit sein.
In den betroffenen Gebieten stellt die Palmenmotte eine ernsthafte Bedrohung für viele Palmenarten dar, darunter exotische Zierpalmen sowie die Europäische Zwergpalme (Chamaerops humilis). Letztere ist für die Ökosysteme im Mittelmeerraum von grosser Bedeutung. Die Schäden an den Palmen werden durch die Larven verursacht, die Gänge ins Palmenherzens bohren und sich von Pflanzengewebe ernähren, wodurch die betroffenen Palmen geschwächt werden und schliesslich absterben können.
[IMG 2]
Betroffen sind bisher die weit verbreitete Chinesische Hanfpalme (Trachycarpus fortunei), die Blaue Hesperidenpalme (Brahea armata), die Europäische Zwergpalme (C. humilis) und die Kanarische Dattelpalme (Phoenix canariensis). Die Erfahrung aus anderen betroffenen Gebieten legt jedoch nahe, dass alle für das Tessiner Klima geeigneten Palmenarten befallen werden können, mit Ausnahme der kleinbleibenden Bergpalmen der Gattung Chamaedorea.
Lösung gesucht
Die hohe Anzahl von befallenen Palmen in Brissago deute laut WSL darauf hin, dass der Falter bereits seit einigen Jahren im Tessin aktiv ist, aber lange unentdeckt blieb. Seine Einführung erfolgte wahrscheinlich durch den Import infizierter Palmen und nicht durch die spontane Einwanderung erwachsener Palmenmotten aus benachbarten Regionen.
Welche Auswirkungen hat die Anwesenheit der Palmenmotte auf die Parks und Gärten im Tessin? Derzeit scheint die beste Strategie darin zu bestehen, die Ausbreitung der Palmenmotte und die damit verbundenen Schäden an den Palmen sorgfältig zu überwachen. Wo Schäden an Palmen auftreten, ist die effektivste Massnahme zur Verlangsamung der Ausbreitung der Motte die Entfernung der betroffenen Pflanzen. Hierfür empfiehlt die WSL, Chinesische Hanfpalmen sofort nach den ersten Anzeichen des Befalls zu fällen. Gegebenenfalls können auch stark befallene Zierpalmen anderer Arten entfernt werden.
Nachdem die Palme gefällt wurde, muss der oberste Teil des Stammes (ca. 60 cm) von den Blättern befreit und in einem fest verschlossenen Plastiksack verpackt werden, um das Entkommen von Larven oder adulten Motten zu verhindern. Der Plastiksack sollte dann sicher in der kantonalen Kehrrichtverbrennungsanlage entsorgt werden, wobei vorher Kontakt zur Einrichtung aufgenommen werden muss. Dies ist eine einfache Massnahme, die dazu beitragen sollte, nicht-invasive Zierpalmenexemplare so lange wie möglich zu erhalten. Wobei zu erwähnen ist, dass derzeit in der Schweiz kein zugelassenes Pflanzenschutzmittel, weder biologisch noch synthetisch, existiert, welches die Palmenmotte nachweislich wirksam bekämpft.
Bitte loggen Sie sich ein, um die Kommentarfunktion zu nutzen.
Falls Sie noch kein Agrarmedien-Login besitzen:
Jetzt registrieren