Herr Künzli, Sie sind Teil eines kleinen Teams mit grossem Engagement. Was braucht es, um für Mountain Wilderness Schweiz tätig zu sein?

Wir tragen die Berge im Herzen. Ob beim Wandern, Klettern oder auf der Skitour, für uns sind die Berge Freiräume für Natur und Mensch gleichermassen. Unser potenzielles Teammitglied ist «wild» auf «echte» Berge und möchte sich auch im Arbeitsalltag aktiv für deren Erhalt einsetzen. Es benötigt Weitblick und Durchhaltewille, seine Stimme auch für die kommenden Generationen zu erheben.

Durch Freizeitnutzung wird der Alpenraum stark beansprucht. Was ist Ihrer Meinung nach das grösste Spannungsfeld zwischen Menschen und Natur?

Das aktuelle Spannungsfeld ist mannigfaltig und lässt sich nicht so leicht lokalisieren. Der Klimawandel, exzessiver Tourismus, die zunehmende Verbauung unserer Landschaft, Lärmbelastung und Lichtverschmutzung setzen unserer Bergnatur zu. Heute ist es wichtiger denn je, dass wir den letzten wilden Gebirgsräumen verantwortungsbewusst, kompetent und rücksichtsvoll begegnen.

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An welchen aktuellen Projekten arbeitet Mountain Wilderness Schweiz zurzeit?

Aktuell beschäftigen wir uns intensiv mit der Energiewende. Als Naturschutzorganisation ist für uns klar: Die Energiewende muss kommen, doch nicht auf Kosten der letzten naturbelassenen Gebiete! Wir zeigen den Wert dieser Naturräume auf und setzen uns für eine wildnisverträgliche Stromproduktion in bebautem Gebiet ein. Im April findet zudem unsere jährliche Stop-Heliskiing-Demo statt. Seit der Gründung des Vereins 1994 versuchen wir, diesem unsinnigen und schädlichen «Sport» Einhalt zu gebieten.

Welche nachhaltigen Erfolge konnten bereits erzielt werden?

Nebst wichtiger Sensibilisierungsarbeit gehen wir immer wieder erfolgreich gegen die fortschreitende Kommerzialisierung der Berge vor. So haben wir die Schliessung von zwei Gebirgslandeplätzen in Schutzgebieten erwirkt und freuen uns, dass durch eine von uns lancierte Petition die Gipfelwerbung der Bündner Kantonalbank auf 150 Gipfeln dieses Jahr endlich zurückgebaut wird.

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Was können Sie Bergsportlern empfehlen, um die Natur nur minimal zu stören und möglichst nachhaltig unterwegs zu sein?

Der Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit beginnt schon bei der Anreise. Weniger, dafür längere Touren planen, das Auto zu Hause lassen und auf ÖV oder eigene Muskelkraft setzen. Gerade der Winter ist für Wildtiere ein harter Kampf ums Überleben. Deswegen ist es wichtig, Wildruhezonen und Wildtierschutzgebiete zu respektieren. Wir können aber zu jeder Jahreszeit naturverträglich unterwegs sein, indem wir keine Spuren hinterlassen.

Welche Möglichkeiten gibt es für Privatpersonen, den Verein zu unterstützen?

Um die Wichtigkeit unserer Arbeit so sichtbar wie möglich zu machen, veranstalten wir immer wieder entsprechende Aktionen. So freuen wir uns über zahlreiches Erscheinen an unserer Heliskiing-Demo, den Alpin-Flohmärkten oder dem Feuer in den Alpen. Ohne finanzielle Unterstützung ist unsere Arbeit aber nicht möglich – darum unbedingt Mitglied werden oder für Mountain Wilderness Schweiz spenden!

Was erhofft sich Mountain Wilderness Schweiz für die Zukunft der Schweizer Alpen?

Dass sie so unberührt bleiben wie möglich; ein Rückzugsort für unzählige Tiere und Pflanzen, wo der Mensch nur zu Gast ist.

 

Weitere Informationen zum Verein und aktuellen Projekten, sowie Möglichkeiten zur Unterstützung, finden Sie unter:

https://mountainwilderness.ch/