Naturkosmetik
Murmeli-Kräutersalbe heilt garantiert natürlich
Handgemachte Salben mit Murmeltierfett, einheimischen Kräutern und ohne künstliche Zusatzstoffe: Naturkosmetik ist seit 30 Jahren das Erfolgsrezept des Berner Oberländer Unternehmens Puralpina der Familie Schmid.
Murmeltiere haben eine dicke Fettschicht unter ihrem Fell. 30 bis 50 Prozent ihres Körpergewichts macht das Fett aus, das cortisonähnliche Substanzen mit heilender Wirkung enthält. Die Menschen in den Bergen wussten dies seit Jahrhunderten zu nutzen: Litten sie an «Gsüchti», also an Gicht, Arthrose, Rheuma oder anderen Gelenks- und Muskelschmerzen, rieben sie sich an die schmerzenden Stellen das Öl oder die fettreichen Salben, die sie aus toten Murmeltieren gewannen.
So auch der Schwiegervater von Andreas Schmid. Daran erinnerte sich der passionierte Jäger aus Frutigen im Berner Oberland, als er sich Gedanken über die umfassende Verwertung der Wildtiere aus Schweizer Jagd machte. 6000 bis 8000 Murmeli, wie die Nager auch heissen, stehen zur Regulierung des Bestandes jährlich auf den Abschusslisten. Im Bündnerland, Wallis und Tessin stehen sie traditionell auch auf den Speisekarten. Dafür muss aber ihr Fett, das einen ausgeprägten Eigengeschmack hat, entfernt werden.
Dieses «Abfallprodukt» fliesst nun seit 30 Jahren in Schmids Murmeli-Kräutersalben. «Am Anfang stand der Fuchsschwanz», sagt Silvan Schmid, der das Familienunternehmen Puralpina seit 2012 mit seinem Bruder Reto leitet. Seit den frühen 1980er-Jahren handelte der Vater damit an Fellmärkten. Später nahm er dann auch Murmeltieröl mit. 1992 kam es in Thun zur zukunftsweisenden Begegnung. Das Öl sei das Beste für die Tiefenwirkung, kommentierte ein Kräuterspezialist Schmids Produkt, aber er müsse Kräuter dazu mischen.
Also begann Andreas Schmid, mit Murmeltieröl und Kräutern zu experimentieren. Um die Mischung auch einreiben zu können, rieten ihm Fachleute, eine pomadige synthetische Salbengrundlage zu brauchen – aber Schmid griff zum Naheliegenden: Er begann, Gams- und Hirschfett auszulassen. Auch dies Nebenprodukte der Jagd. «Der Vater wollte weder etwas Synthetisches noch Kokos- oder Palmöl», betont Silvan Schmid, «sondern natürliche und einheimische Rohstoffe.»
Heute liefern über 300 Schweizer Jäger und Metzger das Wildtierfett. Diesem werden von einer Drogerie hergestellte Kräutermischungen zugegeben, die entweder einen wärmenden oder einen kühlenden Effekt haben. Puralpina hat das Sortiment laufend ausgebaut. Hand- und Fussbalsam, Lippenstift und Lippgloss oder Deo-Cremen kamen dazu. Sie enthalten selbst angebaute Pflanzen aus der Region wie Berg-Hauswurz oder Ringelblume, gesammeltes Tannenharz oder Bienenwachs oder selbst gemachte Edelweissauszüge. Dank der Fette und ätherischen Öle ist diese Naturkosmetik auch ohne Konservierungsstoffe lange haltbar.
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Seiner Zeit voraus
Mit den Ideen, alles zu verwerten, auf Regionalität zu setzen und auf umweltbelastende Rohstoffe wie Palmöl zu verzichten, war der Vater von Puralpina in den 1990er-Jahren seiner Zeit voraus. Da und dort mag man ihn damals belächelt haben. Das gehe nicht, hiess es. Doch Andreas Schmid sagt von sich selbst, er habe einen sturen Grind. Später half ihm der Zeitgeist, der auf ebendiesen Ideen fusste. Er hatte mit seinen Salben einen guten Riecher.
1998 gab Andreas Schmid seinen sicheren Job als angestellter Automechaniker auf und wagte den Schritt in die Selbstständigkeit. Aus diesem Einmannbetrieb, der die Salben zuerst in der heimischen Küche und später in einem Kuhstall herstellte und 1992 total 342 Dosen verkaufte, wuchs ein KMU mit mittlerweile 30 Angestellten heran, das jährlich weit mehr als 100 000 Produkte über den Webshop und in den Läden von Frutigen, Luzern und Zermatt absetzt.
Dass die Söhne, der 41-jährige Marketingplaner Reto Schmid und der 45-jähige Betriebsökonom Silvan Schmid, in den frühen 2000er-Jahren ins Geschäft einstiegen, zeichnete sich lange nicht ab. «Wir haben schon immer auch mitgeholfen im Familienbetrieb. Aber es gab keinen Masterplan, das hat sich intuitiv und kurzfristig ergeben», sagt Silvan Schmid. «Wir haben bemerkt, dass Puralpina mit seiner Idee und seinen Werten ein Bijoux ist und dass es sich lohnt, diese Idee und die Firma weiterzuentwickeln.»
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Feinere Produkte
Den Grundsätzen des Vaters – Naturkosmetik ohne Konservierungs-, Duft- und Farbstoffe, dafür mit viel Swissness – sind sie treu geblieben. «Wir finden die Produkte gut und ziehen das durch», sagt Schmid. Bei der Kundschaft kommen sie auch an: Puralpina gewann dieses Jahr den Publikumspreis «Prix Montagne» der Schweizer Berghilfe und der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete.
Diese Werte wollen und werden sie in Zukunft weiterhin hochhalten. Der Vater sei auch seit der Geschäftsübergabe immer noch mit vollem Herzblut dabei. Er konzentriere sich auf das Thema Fetteinkauf und sei unglaublich stolz, dass es weitergeht, sagt der Sohn. Und Ideen hat die Familie Schmid einige. Körper- und Gesichtscremen könnten dereinst auch im Angebot stehen oder ein Schrunden-Stift, ein Fuss-Deo sowie weitere Düfte.
Die neueren Produkte wie der Handbalsam oder die Deo-Creme sind vegetarisch, die Inhaltsstoffe feiner und das neu angepasste Design leichter und moderner. Die Grundidee werde laufend weiterentwickelt, erklärt Silvan Schmid, in Zukunft dürften da auch vegane Naturprodukte ihren Platz finden. Die neuen Produkte hat das Puralpina-Team selbst entwickelt. «Wir tüfteln und pröbeln viel mit den Rohstoffen und holen uns Rat bei anderen Profis, wenn wir nicht mehr weiterwissen.»
Den Weg selbst zu beschreiten, ist ein Credo Silvan Schmids. «Da wir aber ziemlich vorsichtig vorgehen, hatten wir bisher nie ein Produkt, das total floppte.» Vor der Marktreife werde jedes der Produkte eingehend getestet. 86 Prozent Frauenquote hat Puralpina – und diese Angestellten sind laut Schmid das beste Panel mit dem ehrlichsten Feedback.
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