"Schlafen wie ein Murmeltier". So lautet eine bekannte Redewendung und die kommt nicht von ungefähr. Ende September bis etwa Mitte April verbringen Alpenmurmeltiere zusammengekuschelt in ihren unterirdischen Bauen und halten einen Winterschlaf. Das ist auch nötig, denn die in Familienverbänden lebenden Pflanzenfresser würden in den winterlichen Bedingungen der Alpen keine Nahrung finden und verhungern. Zehren tun sie von Fettreserven, die sie sich im Herbst angefressen haben.

Die Nagetiere mit den lustig hervorschauenden Schneidezähnen sind anatomisch an ein Leben unter der Erde angepasst. So sind ihre kräftigen Hinter- und Vorderpfoten zum Graben ausgelegt, die Ohren sind klein und dicht behaart, um ein Eindringen von Erde zu verhindern. Dank der seitlich und weit oben am Kopf gelegenen Augen müssen Murmeltiere nicht ihren kompletten Kopf aus dem Bau strecken, um die Umgebung nach Feinden abzusuchen. Denn das Murmeltier-Leben ist nicht ungefährlich. Artgenossen warnen die Alpenbewohner mit lauten Pfiffen vor Gefahren. Einzelne Pfiffe signalisieren grosse und unmittelbare Gefahr, die beispielsweise von einem heranfliegenden Steinadler ausgeht. Blitzschnell verschwinden die Tiere dann in ihren Bauen. Menschen und andere sich langsam nähernde Gefahren dagegen werden durch mehrere aufeinanderfolgende Pfiffe angekündigt. Schliesslich stellen die sich träge bewegenden Zweibeiner kein unmittelbares Risiko dar und es bleibt genügend Zeit, sich in Sicherheit zu bringen.

[IMG 2]

Zu beobachten sind Alpenmurmeltiere, ganz ihrem Namen gerecht werdend, im gesamten Alpenraum zwischen 900 und 3200 Metern über Meer. Ihr Lebensraum sind offene alpine Rasen und Weiden oberhalb der Waldgrenze. Einige Kolonien, die auf frühere Wiederansiedlungsversuche zurückzuführen sind, finden sich auch im Jura.

Wer gezielt Murmeltiere erspähen möchte, für den gibt es einige Wanderungen, die in das Reich der Nager führen und gute Chancen für eine Sichtung bieten. Anfang Juli lohnt sich ein Ausflug in die Berge besonders, denn die äusserst verspielten Jungtiere verlassen nun ihren Bau und erkunden mutig die Umgebung. Ein Fernglas leistet gute Dienste bei der Beobachtung.

Wanderungen zu den Murmeltieren

Für Abenteurer

Die weite und wilde Greina-Hochebene liegt auf der Grenze zwischen dem Tessin und Graubünden und bietet ein einmaliges Naturerlebnis. Auf einer Zweitageswanderung mit einer Übernachtung in der Terrihütte ist es beinahe unmöglich, kein Murmeltier anzutreffen. Die Tiere sind hier häufig, vor allem in der Ebene und den unteren Bereichen der Hänge. Scheu zeigen die Murmeltiere, die ihre Baue direkt an den Wanderwegen angelegt haben, beinahe keine. Mit etwas Glück lassen sich auf der Wanderung auch Steinböcke erspähen.

Wanderinfos
Start: Bushaltestelle Vrin, Puzzatsch (GR)
Ziel: Bushaltestelle Runcahez, Val Sumvitg (GR)
Länge: 15 Kilometer
Dauer: 6,5 Stunden
Aufstieg: 941 Höhenmeter
Abstieg: 1287 Höhenmeter
Informationen: surselva.info

Für Gipfelstürmer

Eine herrliche Bergkulisse entschädigt für die anspruchsvolle Wanderung vom Trübsee zum Engstlensee in den Urner Alpen. Begleitet werden Wanderinnen dabei durch die Pfiffe der hier lebenden Alpenmurmeltiere. Insbesondere in der Umgebung des Engstlensees finden sich reichlich Tiere. Wer Zeit mitbringt und die Chancen auf eine Sichtung erhöhen will, macht hier eine ausgiebige Pause und wartet einfach, bis die ersten Köpfe aus den Erdlöchern erscheinen.

Wanderinfos Start: Bergstation Trübsee (NW)
Ziel: Bergstation Trübsee (NW)
Länge: 9,8 Kilometer
Dauer: 5 Stunden
Aufstieg: 933 Höhenmeter
Abstieg: 526 Höhenmeter
Informationen: engelberg.ch

[IMG 3]

Für Familien

Der kurze Murmeliweg Spielboden bei Saas-Fee ist perfekt für Familien geeignet, denn hier dürfen die Nager, sofern sie sich blicken lassen, gefüttert werden. Das vorbereitete Futter kann im Tourismusbüro Saas-Fee und im Restaurant Spielboden gekauft werden. Dank spannender Infotafeln lernen Kinder viel über die Murmeltiere. Weitere kindertaugliche und informative Murmeltierwege sind der Murmeli-Trail Betelberg (BE), der Murmeltier-Lehrpfad Avers (GR) und der Murmelweg bei Zermatt (VS).

WanderinfosStart: Restaurant Spielboden bei Saas-Fee (VS)
Ziel: Restaurant Spielboden bei Saas-Fee (VS)
Länge: 0,5 Kilometer
Dauer: 45 Minuten
Aufstieg: 57 Höhenmeter
Abstieg: 57 Höhenmeter
Informationen: saas-fee.ch

Für Juraliebhaber

Eine von fünf Murmeltierpopulationen im Jura lässt sich auf dem Chemin de la Combe Grède erspähen. Die Combe Grède ist ein wildes Naturreservat, in dem sich nicht nur die niedlichen Nagetiere, sondern auch Gämsen und andere Wildtiere beobachten lassen. Die besten Chancen, den ortsansässigen Murmeltieren zu begegnen, haben Wanderer im kleinen Tal in Richtung Métairie de Morat unterhalb des Petit Chasseral, nur ein kurzer Abstecher von der Hauptroute entfernt.

Wanderinfos Start: Saint-Imier (BE)
Ziel: Sonvilier (BE)
Länge: 13 Kilometer
Dauer: 4 Stunden 10 Minuten
Aufstieg: 720 Höhenmeter
Abstieg: 680 Höhenmeter
Informationen: schweizmobil.ch

[IMG 4]