Rotkopf-Papageiamadinen sind hübsch, keck und zutraulich. Ihr neugieriges Verhalten und die liebliche Erscheinung begeistern mich so sehr, dass ich diese Kleinvögel gerne in meiner Nähe habe. Darum ist ein Zimmer meiner Wohnung für sie reserviert. Dort fliegen die kleinen rundlichen Kugeln mit den leuchtend roten Köpfchen in einer bepflanzten und zusätzlich künstlich beleuchteten Zimmervoliere von 2 x 1,8 Meter x Zimmerhöhe. Ob einer badet, singt oder fliegt, ich lasse mich immer gerne ablenken und gehe dann ins Vogelzimmer. Anders als viele Vögel sonst, fliegen die Rotkopf-Papageiamadinen nicht weg, sondern flattern heran, klammern sich an einen Lianenzweig, gucken, ob sie vielleicht einen Leckerbissen erhalten.

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Die kleinen Prachtfinken stammen ursprünglich von der Südseeinsel Neukaledonien. Tropische Vegetation entspricht also ihrem Lebensraum. Entsprechend ist ihre Zimmervoliere gestaltet. An natürlichen Ästen wachsen Aufsitzerpflanzen wie Geweih-, Nest- und Schwertfarne. Kannenpflanzen und Wachsblumen ranken dem Licht entgegen. Weitere Grünpflanzen entfalten sich in Töpfen am Boden. Die Voliere ist als kleiner Lebensraum gestaltet mit Sand, Wurzeln, Lavasteinen und einem Bassin mit sprudelndem Wasser. Ein Aquarienfilter macht dies möglich. Die Badestelle ist essenziell, denn Rotkopf-Papageiamadinen sind Badefanatiker. Mehrmals täglich ist das propellerartige Geräusch zu hören, wenn sie im flachen Wasser stehen und heftig mit ihren kleinen Flügeln schlagen, sodass die Tropfen spritzen.

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Der Beginn meiner Rotkopf-Papageiamadinen-Haltung war allerdings harzig. Ich erwarb bei einer Züchterin ein vermeintliches Paar. Leider unterscheiden sich die Geschlechter bei dieser Art äusserlich kaum. Ein sicheres Identifikationsmerkmal ist der Gesang. Nur Männchen singen. Allerdings handelt es sich dabei eher um ein monotones, nacheinander ausgestossenes Flöten. So stellte sich heraus, dass ich zwei Männchen hatte. Als zwei Weibchen, deren Geschlecht sicher durch DNA-Analyse bestimmt wurde, Einzug hielten, veränderte sich alles. Plötzlich gibt es Verfolgungsflüge. Männchen flitzen den Weibchen nach. Das gehört zum Paarungsspiel ebenso wie das zirpende Geräusch der Weibchen. Grashalme und Kokosfasern werden in einen im Zoohandel erworbenen Wellensittich-Nistkasten eingetragen. Dann bleiben die Weibchen unauffindbar. Sie brüten, beide im gleichen Nistkasten. Ein weiteres positives Merkmal dieser Amadinen: Sie sind sehr sozial. Positive Eigenschaften, gerade für die Heimvogelhaltung, wie sich noch zeigen wird.

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Überraschung im Nistkasten

Plötzlich höre ich an einem Abend leise Piepsgeräusche. Die Jungen sind nach einer ungefähren Brutzeit von 14 Tagen geschlüpft. Um Störungen zu vermeiden, kontrolliere ich den Nistkasten nicht. Nach ungefähr elf Tagen Brutzeit aber ist ein Eingriff unvermeidlich. Ich will die Jungen beringen. In diesem Alter lässt sich ihnen gerade noch ein geschlossener Ring von drei Millimeter Durchmesser über das Beinchen ziehen. Der Ring des Schweizer Vogelzuchtverbands Exotis mit individueller Nummer dient der Identifizierung und als Zuchtnachweis. Ist ein Vogel geschlossen beringt, weist ihn das eindeutig als ein unter Menschenobhut gezogenes Individuum aus.

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Ich finde die vier Jungen in einem komplett geschlossenen Nest aus Pflanzenfasern. Indem ich einige Halme wegschiebe, gelange ich zur Nestkammer. Die Kleinen haben die Äuglein bereits geöffnet. Auffallend sind je zwei hellblaue Papillen an den Schnabelwinkeln.

Nach rund 20 Tagen dann die Überraschung. Vier Junge fliegen aus! Zuerst noch unbeholfen flatternd, gegen den Abend immer versierter, sodass sie auf den obersten Ästen sitzen und ihre Eltern anbetteln. Sie sind komplett grün. Die Schnabelpapillen, die vermutlich als Animation für die Eltern dienen, sie zu füttern, werden erst nach ungefähr drei Wochen verschwinden. Flattert ein Junges unbeholfen auf den Boden, wird es von den Eltern in obere Etagen des Pflanzenwerks gelockt. Auch wenn die Eltern sich oft am Boden aufhalten, ihre Jungen füttern sie dort nicht. Sie möchten, dass sie sich in die sichere Höhe begeben.

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Ich bin jetzt als Futterbringer gefordert. Täglich offeriere ich acht Schälchen mit verschiedenen Leckereien: eine Gras- und Salatsamenmischung für Papageiamadinen, eine konventionelle Prachtfinken-Körnermischung, Hirsesaaten, gekeimte Sämereien, eine Kräutermischung, Insektenfutter, ein Aufzuchtfutter, klein geschnittene Früchte und Gemüse, Kalk und Mineralien und gefrostete Buffalo- und Pinkymaden. Mit einer Holzklammer an einem Ast befestige ich rote oder gelbe Kolbenhirse.

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Welch eine Freude, die ganze Schar im Pflanzengewirr der Voliere herumfliegen zu sehen! Rotkopf-Papageiamadinen sind einfach liebliche, sanfte Vögel, denn auch als die Jungen mit sechs Monaten ausgefärbt sind und die Männchen zu singen beginnen, entstehen keine Kämpfe.

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Sie sitzen zum Schlafen unter der Wärme- und UV-Lampe nahe beisammen, flattern gemeinsam zum Futter. Die kleinen, farbigen Boten der Südsee sind eine tägliche Freudenquelle, ihre Voliere bildet ein Fenster zur Natur mitten in der Wohnung.

Tiere vermehrenDie natürliche Fortpflanzung gehört zum Leben von Tieren. Sie dürfen aber nur dann vermehrt werden, wenn sinnvolle Plätze für die Jungen vorhanden sind, oder wenn genug Platz da ist, sodass die Jungen behalten werden können.

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