Von winzigen Jägern mit Familiensinn
Ist der Dachs ein Marder?
Spricht man umgangssprachlich von Mardern, ist meistens die Gattung der echten Marder gemeint, zu denen in der Schweiz der Stein- und der Baummarder gehören. Tatsächlich ist die Familie wesentlich vielfältiger. Sieben Arten lassen sich in der Schweiz beobachten.
Europäischer Dachs (Meles meles)
Kräftige Krallen an den Vorderpfoten ermöglichen dem Allesfresser, das Erdreich nach Regenwürmern, Insektenlarven oder Knollen zu durchwühlen. Er ist ein reinliches Tier und legt Latrinen an, kleine, flache Mulden, in denen der Kot abgesetzt wird. Dachse leben in kleinen Gruppen, sogenannten Clans. Der Hauptbau eines Clans ist weit verzweigt, kann mehrere Dutzend Eingänge besitzen und wird über Generationen hin genutzt. Dieser kann zu einer Einsturzgefahr werden, wenn er unter vom Menschen genutzten Land angelegt wird. Solange Dachse Zugang zu Nahrungsquellen haben, fühlen sie sich neben dem Wald auch in Städten wohl und profitieren hier von menschlichem Abfall als Nahrung.
Zu sehen gibt es den Europäischen Dachs:
Natur- und Tierpark Goldau, Arth-Goldau
Johns kleine Farm, Kallnach
Zoo la Garenne, Le Vaud
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Europäischer Iltis (Mustela nivalis)
Der Iltis bewegt sich im Vergleich zu anderen Mardern nicht springend fort, sondern läuft mit dem Rücken gekrümmt. Seine weisse Zeichnung um die Nase ist charakteristisch. Amphibien machen den Grossteil seiner Nahrung aus. Wenn im Frühjahr während den Amphibienwanderungen viele Kröten und Frösche unterwegs sind, die der Iltis nicht alle auf einmal verspeisen kann, fängt er sie und stapelt sie für den späteren Verzehr auf einem Haufen. Im Winter ist der Iltis kaum mehr aktiv, ruht viel, gerne in Gebäuden und zehrt von seinen Fettreserven. Da er sich vornehmlich in deckungsreicher Vegetation aufhält und nachtaktiv lebt, ist seine aktuelle Verbreitung in der Schweiz nur schwer zu erfassen. Das Frettchen ist die domestizierte Form des Iltisses.
Zu sehen gibt es den Europäischen Iltis:
Natur- und Tierpark Goldau, Arth-Goldau
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Mauswiesel (Mustela nivalis)
Das Mauswiesel ähnelt dem Hermelin, ist mit einer Kopf-Rumpf-Länge zwischen 14 und maximal 25 Zentimetern jedoch wesentlich kleiner und hat keine schwarze Schwanzspitze. Als kleinstes Raubtier der Welt kann es Wühlmäuse in ihren Gängen verfolgen und überwältigen. Auch die Jungtiere sind bereits geschickte Jäger. Mit sechs bis acht Wochen können junge Mauswiesel ihre eigene Beute fangen und töten. In der Schweiz leben zwei Unterarten, die sich in ihrer Winterfärbung unterscheiden. Das Gemeine Mauswiesel hat das ganze Jahr über ein braunes Fell, während das Zwergmauswiesel im Winter ein weisses Fell bekommt. Ansprüche an seinen Lebensraum hat das Gemeine Mauswiesel kaum und besiedelt fast die ganze Schweiz. Das Zwergmauswiesel konnte bisher in den Zentral- und Nordalpen nachgewiesen werden.
Zu sehen gibt es das Mauswiesel:
Zoo der Minis, Aue-Bad Schlema, Deutschland
Wildpark Leipzig, Deutschland
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Hermelin (Mustela erminea)
Das flinke Hermelin hat im Sommerhalbjahr ein braunes Fell mit einer weissen Bauchdecke, im Winterhalbjahr färbt sich das Raubtier weiss. Vom ähnlich aussehenden Mauswiesel unterscheidet sich das Hermelin durch seine ganzjährig schwarz gefärbte Schwanz-spitze. Die wichtigste Nahrungsquelle für das Raubtier sind Wühlmäuse und andere Kleinnager. Trotz seiner geringen Kopf-Rumpf-Länge von etwa 30 Zentimetern, ist das Hermelin ein geschickter Jäger und kann auch grössere Tiere überwältigen. Um zu überleben, muss es täglich ein bis zwei Mäuse verspeisen, kann es mehr fangen, legt es Nahrungsdepots an. Beobachten kann man die kleinen Marder in der ganzen Schweiz, ausgenommen im Südtessin. Das Hermelin mag offene Landschaften mit Kleinstrukturen wie Asthaufen, Natursteinmauern oder Holzstapeln, in denen es ruhen und seine Jungen aufziehen kann.
Zu sehen gibt es das Hermelin:
Otter-Zentrum Hankensbüttel, Deutschland
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Steinmarder (Martes foina)
Der Steinmarder kann leicht mit dem Baummarder verwechselt werden, unterscheidet sich jedoch unter anderem von diesem durch einen weissen Kehlfleck, der bis auf die Vorderbeine reicht. Der Einzelgänger geht erst in der Nacht auf der Suche nach Nahrung auf Streifzüge. Dabei ernährt er sich neben kleinen Tieren, insbesondere im Sommer, zu einem Grossteil von Früchten oder menschlichen Abfällen. Als Kulturfolger passt sich der Steinmarder leicht an den Menschen an, speziell in Mitteleuropa. In Südeuropa ist der Steinmarder scheuer und bleibt meist in den Wäldern. Die Nähe zum Menschen kann jedoch zu Problemen führen, sei es durch durchgebissene Autokabel oder nächtlichen Lärm auf dem Dachboden. 2016 legte ein Steinmarder den weltweit grössten Teilchenbeschleuniger am CERN durch einen Kurzschluss lahm.
Zu sehen gibt es den Steinmarder:
Tierpark Zurziberg, Bad Zurzach
Natur- und Tierpark Goldau, Arth-Goldau
Johns kleine Farm, Kallnach
Muzoo, La Chaux-de-Fonds
Zoo la Garenne, Le Vaud
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Baummarder (Martes martes)
Der Baummarder lebt zurückgezogener als der Steinmarder und hält sich vom Menschen fern. An seinem gelben Kehlfleck ist er gut zu erkennen. Der geschickte Kletterer macht Jagd auf Nagetiere wie Mäuse und Eichhörnchen, Insekten, Amphibien, Regenwürmer und auch auf Feldhasen, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet. Während andere Jäger Spitzmäuse zwar töten, wegen ihres schlechten Geschmacks jedoch nicht verspeisen, ist der Baummarder eines der wenigen Raubtiere, der auch diese nicht verschmäht. Pflanzliche Nahrung wie Beeren, Früchte oder Pilze bereichern im Herbst seinen Speiseplan. Fichten- und Laubwälder mit einem hohen Vorkommen an Nagern sind die Heimat des Baummarders. In der Schweiz fühlt er sich vor allem im Jura und in den Wäldern des Mittellandes wohl, in den Alpen ist er seltener.
Zu sehen gibt es den Baummarder:
Natur- und Tierpark Goldau, Arth-Goldau
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Fischotter (Lutra lutra)
Auch wenn der Fischotter an Land unbeholfen wirkt, ist er ein geschickter Fischjäger im Wasser. Als Opportunist lässt er jedoch auch andere Beutetiere nicht links liegen. Vor der Auskühlung beim Tauchen schützt die Otter ein dichtes Fell. Auf einem Quadratzentimeter Fischotterhaut finden sich bis zu 70 000 Haare, beim Menschen sind es nur deren 200. Speziell an der Fischotter-Losung ist ihr süsslicher Duft, der an Veilchen oder Akazienduft erinnert. Der Otter wurde früher wegen seines wertvollen Pelzes gejagt, ging an Umweltgiften ein und litt unter Lebensraumverlust. 1989 galt der Wassermarder in der Schweiz als ausgestorben. Seit 2009 wandern immer wieder Tiere aus Österreich und Frankreich ein. Vorkommen sind heute an verschiedenen grösseren Flüssen in der Schweiz bekannt, an der Aare und am Inn konnten seit 2014 auch Jungtiere nachgewiesen werden.
Zu sehen gibt es den Fischotter:
Tierpark Dählhölzli, Bern
Muzoo, La Chaux-de-Fonds
Zoo Zürich
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