Seit 1996 steht «Johns kleine Farm» in Kallnach. In den mehr als 25 Jahren hat der Zoo im Berner Seeland so einiges erlebt. Die Anlagen wurden stetig ausgebaut und es kamen mehr Tiere dazu. Im Jahr 2020 hatte Johns kleine Farm einen Auftritt in der SRF-Sendung «SRF bi de Lüt», was zu einer grossen medialen Aufmerksamkeit und einem hohen Besucherandrang führte. Dies war zwar gut für den Zoo, aber in der Gemeinde Kallnach kippte deswegen die Stimmung. Mehrere Anwohner beschwerten sich wegen wildem Parkieren der Besucher und dem zu vielen Lärm der Tiere. Hinzu kommen Kontroversen rund um die Baubewilligungen der Aussengehege. Die Gemeinde Kallnach hatte fälschlicherweise Baugesuche bewilligt, die eigentlich der Kanton Bern hätte beurteilen sollen. Zudem steht der Zoo einerseits in der Landwirtschaftszone und in der Wohnzone, in beiden ist ein Zoo nicht konform. Mit der Ortplanungsrevision sollte eine Spezialzone geschaffen werden, womit der Zoobetrieb korrekt weitergeführt werden kann und die ungültigen Bauten nachträglich legalisiert werde können. 

Doch an der Gemeindeversammlung machten vor allem die Gegner des Zoos ihren Unmut laut. Die Spezialzone wurde schliesslich deutlich abgelehnt. Ohne Umzonung hat Johns kleine Farm keine Zukunft in Kallnach und deshalb entschied sich der Vorstand spätestens 2025 die Gemeinde zu verlassen. 

Betriebsleiter zeigt Unverständnis 

Der Betriebsleiter John-David Bauder ist von Entwicklung der Situation natürlich enttäuscht. «Es war natürlich ein Schlag, wir haben nichts falsch gemacht. Da kann es einem nicht gut gehen», sagt er gegenüber der TierWelt am Telefon. «Wir sind nicht erst 2 Jahre hier, sondern 27 Jahre. Und dann heisst es wir sind in der falschen Zone. Der Gemeinderat ist regelmässig informiert worden und ich habe immer wieder nachgefragt, ob etwas ansteht. Da kann man schon ein Unverständnis haben, wenn man die Situation anschaut», so Bauder weiter. Johns kleine Farm hat nun zwei Standorte im Visier, welche ihnen angeboten wurden. Diese werden gegenseitig geprüft, es wird aktiv nach einem Platz gesucht, konkret sei aber noch nichts. 

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Ähnliche Bedingungen wären optimal 

Der neue Standort müsste aber gewissen Voraussetzungen erfüllen. «Viele meinen man könne einfach ein Stück ‹Matte› einzäunen und damit sei es erledigt, dem ist aber nicht so. Ein Zoogehege besteht nicht nur aus einer Matte. Der Irrglaube existiert leider, aber es stimmt nicht. Es braucht Strukturen, Höhen und Tiefen, verschiedene Böden und Beschattungen. Die Tiere müssen jederzeit wählen können, was sie wollen, die einen wollen buddeln, andere wollen schwimmen. Es gibt viele Faktoren, die berücksichtigt werden müssen» erklärt Bauder. Ideal wäre, wenn die Topografie des Geländes ähnlich wäre. Die aktuellen Gelände seien für die Tiere adäquat und das sollte nachgebaut werden können. 

Nicht nur die Suche nach einem geeigneten Standort stellt eine Herausforderung dar, auch das Zügeln dorthin wird aufwändig. Bereits das Zügeln eines 100 Liter Aquariums könne gewisse Leute vor logistische Probleme stellen, bei einem Zoo ist der Aufwand noch grösser. «Heikle Wildtiere wie Steinmarder kann man nicht einfach so zügeln, ein Ortwechsel ist ein enormer Einschnitt. Wir müssen ein ähnliches Gehege bereitstellen und die Tiere gut darauf vorbereiten», sagt der Betriebsleiter.  

Die Region Seeland sei für den Zoo sehr wichtig, schliesslich sei der Zoo seit bald 30 Jahren dort zuhause, daher wird ein Verbleib in der Nähe angestrebt. Johns kleine Farm ist in der Region vernetzt, z.B. das Gemüse für die Tiere stammt vollständig aus lokaler Herkunft. 

Aufgeben ist keine Option 

«Wir haben immer gesagt wir schauen vorwärts, wir wollen weiterfahren, wir machen weiterhin Zoo, das ist mein Motto. Wir schliessen nicht, wir zügeln nur, das ist unsere Grundhaltung», gibt sich John-David Bauder kämpferisch. Er erhalte privat viel Zuspruch als Reaktion auf die Medienberichte zur Gemeindeversammlung. Er und sein Team solle sich nicht unterkriegen lassen, was ermutigend sei. Angesichts der Herausforderungen in der nächsten Zeit dürfte eine solche Haltung sicher nicht fehl am Platz sein.

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