Wisente, die in der Schweiz durch die Wälder streifen gibt es schon lange nicht mehr. Vermutlich wurden die Tiere vor rund 800 Jahren ausgerottet. Der Wisent war in Europa einst weit verbreitet. Das grösste Landsäugetier Europas kommt heutzutage jedoch nur noch im Osten vor. Es gibt Bemühungen in Deutschland den Wisent wieder einheimisch werden zu lassen. Auch in der Schweiz wird mit diesem Gedanken geliebäugelt, das Wildtier wieder anzusiedeln. Ausgesucht wurde dafür der Jura, genauer gesagt der Solothurner Jura. Das Projekt «Wisent-Thal» will mit einer Wisent-Testherde während einem Zeitraum von fünf Jahren herausfinden, ob der Wisent als Wildtier in der Region tragbar ist. 

Ankunft der Wisente 

Im September 2022 sind die ersten Tiere nun eingetroffen. Laut Otto Holzgang verlief der Transport problemlos, wie der Projektleiter auf Anfrage der TierWelt sagt. «Die Tiere wurden im Wildnispark Zürich Langenberg ideal vorbereitet, indem sie z.B. trainiert wurden, in einen Anhänger zu steigen. Die Tiere verliessen auf der Sollmatt in Welschenrohr ruhig und gelassen den Transporter und erkundeten sogleich das Eingewöhnungsgehege.» 

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Es handelt sich bei den Tieren um einen dreijährigen Stier, drei Kühe im Alter zwischen drei und fünf Jahren sowie ein diesjähriges Kalb. «Die Tiere haben bereits längere Zeit als Herde in Langenberg verbracht, was man nun auch auf der Sollmatt merkt. Sie ziehen auch im Eingewöhnungsgehege als Gruppe umher.», so Holzgang weiter. Nach mehrwöchigem Aufenthalt im Eingewöhnungsgehege sollen die Wisente in den kommenden zwei Jahren ein 50 Hektar grosses Gehege nutzen können. Ab dem dritten Jahr soll das Gehege auf 100 Hektar vergrössert werden. 

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Geduld war gefragt 

Das Naturprojekt hat immer wieder Diskussionen ausgelöst. Das Bundesgericht wies im vergangenen Februar die Beschwerde einer Privatperson gegen das Gehege ausserhalb der Bauzone ab. Dieses habe keine grossen Auswirkungen auf Raum und Umwelt, hielt das Bundesgericht fest. Dementsprechend glücklich ist Otto Holzgang, dass es nun losgehen kann. «Um es mit den Worten von Alt-Bundesrat Adolf Ogi zu sagen: Freude herrscht!». 

Das Projekt will den Wisent wieder in die Schweiz bringen, weil «dieses grossartige Wildtier in unserer Landschaft fehlt. Als reiches und politisch stabiles Land sollte die Schweiz Verantwortung für das gefährdete grösste Wildtier Europas übernehmen. Zudem wollen wir ein Zeichen dafür setzen, dass das Zusammenleben mit den grossen Wildtieren in der modernen Kulturlandschaft geht.», sagt Otto Holzgang weiter. Es gebe in der Schweiz noch genügend grosse, zusammenhängende Waldgebiete. Zudem sei der Wisent anpassungsfähig und kommt auch mit unserer Kulturlandschaft zurecht. Die Wisente werden täglich aufgesucht und beobachtet und müssten sicher zu Beginn auch zugefüttert werden. «Sie tragen zudem ein GPS-Halsband, damit wir über den Aufenthaltsort Bescheid wissen.», so Holzgang. Das gesamte Projekt ist auf eine Zeitdauer von zehn Jahren geplant. 

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