Haltung der farbigen Plauderer
Mehr Freude für Wellensittiche in Zimmervolieren
Wellensittiche leben im Schwarm und stammen ursprünglich aus trockenen Gebieten Australiens. Seit 1840 werden sie in Europa als Ziervögel gehalten. Ihre Beliebtheit hält bis heute an.
Wellensittiche plaudern ständig. Die Schwarmvögel unterhalten sich fast während des ganzen Tages. Sie fliegen in kargen Gebieten Australiens in sehr grossen Schwärmen, landen in Eukalyptusbäumen, halten Ausschau nach seltenen Wasserstellen und flattern vorsichtig auf den rötlichen Sand, um zum erquickenden Nass zu trippeln.
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Wellensittiche ernähren sich von den kleinen Grassamen, die sie in Bodennähe finden. Im Pulk fliegen diese Papageienverwandten bei Störungen aus dem Grasbewuchs auf, verdichten sich im Schwarm zu einer dunklen Wolke, um bald darauf wieder zu landen. Greifvögel sind ihre ärgsten Feinde.
Wenn Regen aufzieht, verwandelt sich die karge Landschaft bald in eine blühende Steppe. Grassamen stehen in Milchreife, anstatt im Wind gelb wogende Gräser, erstrecken sich bis zum Horizont grüne Landschaften. Ideale Bedingungen für den kleinen Wellensittich. In den Höhlen der Bäume entlang von Wasserläufen brüten die Kleinpapageien nun massenweise. Meistens werden vier bis sechs weisse Eier im Zweitagesrhythmus auf den nackten Höhlenboden gelegt. Da das Weibchen vom ersten Ei an fest brütet, schlüpfen die Kleinen nach einer Brutzeit von rund 18 Tagen. Ihr Lebensraum bietet jetzt optimale Nahrungsbedingungen, und das Männchen unterstützt das Weibchen beim Füttern der Jungen. Grassamen in Milchreife eignen sich bestens zur Aufzucht. Davon hat es jetzt reichlich. Doch mit einer Brut ist es längst nicht genug. Gleich nachdem das letzte Junge nach vier bis fünfWochen nach Schlupf die Höhle verlassen hat, zeitigt das Weibchen ein neues Gelege. Die guten Bedingungen stimulieren gleich zu mehreren Bruten nacheinander. Wer weiss, wie lange es nachher wieder trocken bleibt? Allerdings wissen auch Warane von den Nestern. Sie klettern auf Bäume, um Eier oder Junge zu plündern.
Siegeszug durch Wohnzimmer
Das soziale Temperament und die Anspruchslosigkeit machen den Wellensittich bis heute zu einem beliebten und geeigneten Stubenvogel. Erste Wellensittichekamen 1840 durch den englischen Ornithologen und Maler John Gould nach England. Gould forschte und reiste zusammen mit seiner Frau Elizabeth in Australien. Wellensittiche fanden in europäischen Wohnungen besonders im Winter trockene, warme Bedingungen vor. Und das Futter, das ihnen reichlich zur Verfügung gestellt wurde, simulierte wohl die australische Regenzeit, sodass Zuchterfolge nicht ausblieben.
Auch aus dem Freiland sind Vögel mit sehr viel Gelbanteil im Gefieder, also Mutanten, bekannt. Unter Menschenobhut wurde dies gefördert, und es war eine Sensation, als auch blaue Wellensittiche schlüpften. Schon lange bilden für manche Liebhaberinnen die verschiedenen Gefiederfarben der Wellensittiche einen besonderen Reiz. Andere bevorzugen die rein grünen, wildfarbenen Wellensittiche.
SteckbriefWissenschaftlicher Name:Melopsittacus undulatus
Unterscheidungsmerkmal der Geschlechter: Männchen haben eine blaue Wachshaut, Weibchen hingegen eine hornfarbene. Die Wachshaut befindet sich beim Oberschnabelansatz.
Erwerb: Im Zoohandel, beim Züchter, an Vogelbörsen und Ausstellungen, organisiert durch die Vogelzuchtverbände Exotis oder Ziervögel Schweiz.
Nistkasten: Im Zoohandel erhältlich, bei mehreren Paaren alle Kästen in gleicher Höhe anbringen.
Gelege: Vier bis sechs, ausnahmsweise auch mehr Eier.
Nestlingszeit: Vier bis fünf Wochen. Nach dem Ausfliegen werden die Jungen noch bis ins Alter von sieben Wochen von den Eltern gefüttert, auch wenn sie schon selbst Futter aufnehmen.
Beringung: Zwischen dem 8. und 10. Tag, wenn sich die Äuglein der Jungen zu öffnen beginnen, mit geschlossenen Ringen, 4 mm (für Mitglieder über Züchterverbände wie s-w-v.ch, exotis.ch, kleintiere-schweiz.ch erhältlich).
Lebenserwartung: Zehn Jahre und mehr unter Menschenobhut.
Fütterung: Spezielle Wellensittich-Futtermischung, Kolbenhirse, Kalkstein, Mineralien, Kräuter und Gräser aus der Natur, Apfel, Salat, Trink- und Badewasser, stetig frische Äste wie Hasel, Weide, Buche zum Benagen.
Ein Erlebnis wie im australischen Outback bietet beispielsweise die Gemeinschaftsvoliere im Walter Zoo in Gossau SG, wo ein ganzer Schwarm wildfarbener Wellensittiche fliegt und mit Körnerstängeln gefüttert werden kann. Die putzigen Kleinpapageien fliegen sogar auf die ausgestreckte Hand, tänzeln auf den Finger, um Hirsekörnchen zu naschen.
Mehr Freude in Zimmervoliere
Für Freundinnen und Freunde von Wellensittichen gibt es spezialisierte Vereinigungen. Die World Budgerigar Organisation (WBO) ist weltumspannend. In der Schweiz kümmert sich der Schweizerische Wellensittich-Züchter-Verband (SWV, s-w-v.ch) um die Plaudertaschen. Viele Mitglieder dieser Vereinigung züchten entweder Farbwellensittiche, die von der Grösse her dem Wildwellensittich gleichen, aber ganz unterschiedliche Farbkombinationen aufweisen, oder aber Schau- oder so genannte Englische Wellensittiche. Die Schauvögel haben weitaus längere Federn und sind grösser als Wildwellensittiche. Im Zoohandel wird oft eine Zwischenform angeboten.
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Ein Wellensittich muss gut fliegen können, und die Augen dürfen nicht durch Federn überdeckt sein. In der Schweiz ist es per Gesetz verboten, einen einzelnen Vogel zu halten. Darum sollte mindestens ein Paar gepflegt werden. Es kann in einem Käfig mit denungefähren Massen von 100 x 50 x 50 Zentimetern gehalten werden. Viel mehr Freude bereitet aber eine Zimmervoliere, die beispielsweise eine Grösse von 200 x 100 x Zimmerhöhe aufweist. Volierenbauer fertigen sie nach Mass und montieren sie vor Ort. Sie kann als Lebensraum gestaltet werden, und darin können auch drei bis vier Paare gehalten werden. Dort plaudern die kleinen Farbklekse schier ununterbrochen, turteln und flattern, ähnlich wie in Australien, nur ohne Feinde.
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