Es ist ein unglaubliches Projekt, das Timo Jeutter in Ulmiz im Kanton Freiburg innerhalb von eineinhalb Jahren auf die Beine gestellt hat: Über 8000 Quadratmeter erstreckt sich hier eine grosse Vielfalt an Lebensräumen, die jeden Besucher staunen lässt. Mit dem Waldgarten-Projekt, das auch das grösste unter den Finalisten war, gewinnt Jeutter die Gunst der Tierwelt-Leser und holt sich den Biodiversitätsaward als Publikumsliebling beim Voting. Wir gratulieren!

Drei-Zonen-Garten als Inspiration

Auf den ersten Blick erscheint Jeutters Garten etwas chaotisch. Doch bei näherem Hinsehen entdeckt man ein System dahinter, denn der 39-Jährige hat sich einiges überlegt. Als Inspiration orientierte er sich an einem sogenannten Drei-Zonen-Garten, wie er erzählt, wo Totoholz-Hecken, Gemüsegarten und magere Wildblumenwiesen aufeinandertreffen. Er funktioniert als eigenständiger, biologischer Kreislauf, wo nichts zugeführt aber auch nichts weggeworfen wird – Pflanzenabfälle landen im Kompost oder werden zum Mulchen gebraucht und alte Äste erweitern die Hecke oder bilden Totholzhaufen. Alle Gartenzonen sind miteinander vernetzt und regulieren allfälligen Schädlingsbefall selbst.

Nach diesem Prinzip hat Jeutter auch die 8000 Quadratmeter gestaltet: Vor der prächtigen Weide beim Eingang des Gartens wachsen links und rechts zwei Reihen wilder und alter einheimischer Obstsorten, die sich rings um das Herz des Projektes legen. Das Herz ist ein fast mannshoher Komposthaufen mit einem Sandarium daneben, das als Kreis ausgelegt ist. Um das zu bauen, hat der selbständige Maler ein Jahr lang über 10 000 Dachziegeln gesammelt und sie in drei Reihen im Kreis aufeinandergelegt, sodass sie als Sonnenfalle dienen. Dahinter gedeiht ein Gemüsegarten auf Mulch, den Jeutter mit Mähgut aus dem Garten düngt und feucht hält.

Sein Traum wird wahr

Seit 12 Jahren hat er schon die Vision eines grossen naturnahen Gartens, der auch zur Selbstversorgung dient. In Ulmiz ergab sich die passende Gelegenheit und er konnte sich den Traum eines eigenen, nicht ganz so kleinen, Tier- und Pflanzenparadieses erfüllen. «Ich war schon als Kind sehr naturverbunden», sagt er über seine Kindheit, die er auf dem Land verbringen durfte und freut sich, wenn Bienen und Schmetterlinge sich über die Blütenpracht in seinem Garten hermachen. Für Reptilien und Kleinsäugetiere hat er mehrere Stein- und Asthaufen aufgestellt und eine fast 100 Meter lange Benjeshecke an der Grenze zum Nachbaren aufgezogen. Diese will er in Zukunft um den ganzen Garten ziehen. Frösche und Libellen fühlen sich in den drei Teichen wohl, die bei der Hecke einen feuchten Lebensraum bieten.

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«Vielfalt an Leben ist das wichtigste Gut auf unserem Planeten. Nur wenn es ein gesundes und intaktes Ökosystem auf unserer Erde gibt, können Pflanzen, Tiere und Menschen längerfristig überleben», so Jeutter zur Frage, was Biodiversität für ihn bedeutet. So will er auch das Preisgeld von 3000 Franken in sein Projekt investieren und es weiter ausbauen bis aus dem Waldgarten irgendwann ein Dschungel entsteht.

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