Essbarer Waldgarten
Wer: Timo Jeutter, 39 Jahre alt
Wo: Ulmiz, Kanton Freiburg
Was: 8000m2 Waldgarten


12 Jahre lang hatte Timo Jeutter eine Vision und kann sie seit letztem Jahr umsetzen: Ein Waldgarten der einst zu einem Dschungel werden soll. Auf einem 8000 m2 grossen Gelände hat der gelernte Maler innert kürzester Zeit eigenhändig einen Drei Zonen Garten eingerichtet, der Reptilien, Amphibien, Insekten und Kleinsäugetiere fast magnetisch anzieht. Rund um drei imposante Weiden hat der 39-Jährige verschiedene Strukturen angelegt: Im vorderen Bereich lässt er Wildblumen wachsen und blühen. Mittendrin steht ein Kreis aus rund 10 000 Dachziegeln, die er ein Jahr lang gesammelt hat und nun als Sonnenfalle dienen. Bald komme auch Bienensand rein für ein grosses Sandarium. Weiter hinten ist sein künftiger Selbstversorgergarten, den er auf feuchtem, fruchtbarem Mulch anbaut.

Am Hang wachsen diverse junge Obstbäume und Wildstauden: Hochstamm Apfelbäume, Walnuss, Marroni, Bayerische Kiwi, Mispel und vieles mehr. Das Herz seines Gartens, wie er es nennt, ist der grosse Kompost zwischen dem vorderen und dem hinteren Bereich. Das Ganze wird gegen Westen durch eine wilde Wiese und eine 90 Meter lange Benjeshecke zum Nachbaren abgegrenzt. Dort haben sich bereits diverse Kröten und Frösche in drei kleinen Teichen eingenistet, die sich zwischen Rohrkolben und Seerosen zuhause fühlen. «Es wird jedes Jahr schöner», sagt Jeutter. Er habe aber noch ganz viel vor, etwa weitere Trockensteinmauern oder einen Käferkeller bauen.

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5 Fragen an Timo Jeutter

1. Biodiversität bedeutet für mich …

Eine Vielfalt an Leben ist das wichtigste Gut auf unserem Planeten. Nur wenn es ein gesundes und intaktes Ökosystem auf unserer Erde gibt, können Pflanzen, Tiere und der Mensch längerfristig überleben. In einem intakten Ökosystem gibt es die grösste Vielfalt an Leben, und somit ein Gleichgewicht zwischen Nützling und Schädling. 

2. Was ist Ihr Lieblingstier / Ihre Lieblingspflanze im Projekt?

Ich habe fast alle Tiere gern, besonders am Herzen liegen mir die Insekten. Aber auch Vögel, Igel, Mäusewiesel und Bieber. Wenn ich mich mit einem Tier vergleichen müsste, dann wäre ich wohl ein Biber. Ich bin gern am und im Wasser unterwegs und ich arbeite gerne mit Holz. Zudem gestalte ich gerne Landschaften, wo neuer Lebensraum entsteht.
 
Bei den Pflanzen ist es ähnlich, auch da fällt es mir schwer sich für eine zu entscheiden. Ich finde zum Beispiel eine Blumenwiese toll, aber auch alte Obstbäume haben ihren ganz eigenen Charme. Zudem finde ich, dass Pilze eine wichtige Funktion in unserem Ökosystem haben, wahrscheinlich wohl die wichtigste von allen. Mein Lieblingsbaum aber ist die Eiche, da sie über 1000 Jahre alt werden kann und für über 1000 Tierarten eine wichtige Rolle in ihrem Lebenszyklus spielt. Die alte Eiche ist besiedelt wie keine zweite und damit sehr wichtig für die Biodiversität in unseren Wäldern. 

3. Was war das Aufwendigste an Ihrem Projekt?

Es gab viele aufwendige Projekte. Die meiste Arbeit steckt wohl in den riesigen Benjeshecken, den Totholzhaufen und dem Pflanzen von hunderten von Bäumen und Sträuchern. Das grossflächige Anlegen der Blumenwiese war ebenfalls harte Arbeit. Auch das Sammeln der alten Dachziegel und der Bau des Sandarium ging über Wochen. 

4. Welche künftigen Projekte sind geplant?

Um noch mehr Lebensraum zu schaffen, werden noch viele weitere Naturmodule entstehen. Geplant sind mehrere Trockensteinmauern, Stein-Pyramiden, Sicker-Kraben und ein Retensionsbecken.

5. Tipps für Anfänger?

Es brauch nicht viele Tipps, es müssen nur Totholzhaufen und Stein-Pyramiden aufgeschichtet werden. Die Kinder machen es vor und sammeln für ihr Leben gern. Treu nach dem Motto. Machen ist wie wollen, nur krasser. Wer mehr Platz hat, lässt eine wilde Ecke im Garten zu, die sich dann komplett selbst überlassen wird. Wer eine Neupflanzung plant, bitte nur heimische Pflanzen in den Garten und wenn möglich alle Blühperioden Früh-Mittel-Spätblüher. Und wenn dann noch auf Mähroboter, Rasenmäher, Laubbläser und Co. verzichtet wird, ist man auf dem richtigen Weg. Mehr Blumen mehr Vielfalt. Weniger Rasen weniger Arbeit. Das gute an der Natur ist, dass sie den grössten Teil selber macht. Wir arbeiten nur vor und sie vollendet es in Perfektion. 


Ein Preis für Biodiversität

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Der «Goldene Schmetterling» ist ein TierWelt-Preis für Biodiversität, der 2023 erstmals an eine Privatperson verliehen wird, die sich aktiv um die Förderung der Artenvielfalt rund um ihr Haus kümmert.