Wie der englische «Guardian» berichtet, wüten die Brände seit einigen Wochen in der Region des wertvollen subtropischen Chiquitano-Trockenwaldes. Schon eine Million Hektar Agrar- und Waldland seien den Flammen zum Opfer gefallen. Die Feuer hätten nun den Amazonas erreicht, bereits brennen mehrere Hundert Hektaren Regenwald.    

Schuld an der Katastrophe soll die Politik des sozialistischen indigenen Präsidenten Evo Morales sein. Dieser hat nämlich letzten Monat ein Gesetz verabschiedet, dass es Farmern erlaubt, viermal so viel Land mit Bränden zu roden als zuvor. Von fünf Hektaren stieg die erlaubte Fläche auf zwanzig Hektaren.    

Dies führte zu harscher Kritik von Umweltschützern und Indigenen. So sagte Adolfo Chávez, der frühere Präsident der Konföderation der indigenen Völker Boliviens, gegenüber dem «Guardian», dass Morales ihnen zugunsten der Agrarkonzerne den Rücken zugekehrt hätte und sie ihre ihre Lebensgrundlage verloren hätten. Umweltschützerin Jhanisse Daza vermutete gegenüber der BBC gar eine grossangelegte Verschwörung: «Das Legen von kontrollierten Bränden während der Trockenzeit im August ist nicht einfach nur Fahrlässigkeit. Ich glaube, sie wussten, was sie tun.»

Die pan-amazonische Indigenenorganisation COICA erklärte derweil, dass weder Morales noch Bolsonaro im Amazonas noch willkommen seien. Die beiden seien persönlich für den «Kultur- und Umweltgenozid» in der Region verantwortlich.

Morales, der wie der ultrarechte brasilianische Präsident Jair Bolsonaro internationale Hilfe erst abgelehnt hatte, verkündete am Sonntag, diese nun annehmen zu wollen.      

Gouverneure kritisieren Bolsonaro
In Brasilien sieht sich Bolsonaro mit Kritik der Gouverneure der Amazonas-Staaten konfrontiert. Sie fürchten internationale Wirtschaftssanktionen und einen schweren Imageschaden wegen Bolsonaros Streit mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron um das Hilfsangebot der G7-Staaten («Tierwelt Online» berichtete). Ausserdem bangen sie um das Mercosur-Freihandelsabkommen mit der EU.    

Einige EU-Staaten sind bei der Ratifizierung desselbigen bereits auf die Bremse getreten. «Brasilien hat sich mit Abschluss des Mercosur-Abkommens zu einer nachhaltigen Waldwirtschaft bekannt», sagt etwa die deutsche Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner in einen Interview mit der «Welt». «Wenn das Land dieser Verpflichtung nicht nachkommt, werden wir nicht tatenlos zuschauen.» Das Freihandelsabkommen zwischen der EU und den Mercosur-Staaten beinhalte ein Nachhaltigkeitskapitel mit verbindlichen Regelungen. Wenn diese nicht eingehalten würden, könne es keine Zollerleichterungen geben.