Im Gartencenter sorgt es regelmässig für erstaunte Gesichter. Die amüsierte Feststellung «das riecht ja tatsächlich nach Cola!» hört man vor den Töpfen mit den Colakraut-Stecklingen immer wieder. Seinen Übernamen trägt die Pflanze somit zu Recht – zumal sie nicht nur nach Coca Cola schmeckt, sondern auch so riecht. Kein Wunder, werden die Stauden in manchen Garten-Büchern und Onlineforen mit dem Hinweis erwähnt, es gebe ja schon die merkwürdigsten Pflanzen. 

Dabei blickt das Colakraut in der Volksheilkunde auf eine eine lange Tradition zurück. Hippokrates, der wohl berühmteste Arzt des Altertums, erwähnt es bereits in der Zeit um 400 v.Chr. Und auch Hildegard von Bingen († 1179) beschrieb die Pflanze als Heilmittel. Weil das Süssgetränk erst ein knappes Jahrtausend später erfunden wurde, hiess es natürlich anders: Sein ursprünglicher Name lautet Artemisia abrotanum, auf Deutsch Eberraute. Die Pflanze stammt ursprünglich aus den Gebieten des ehemaligen Jugoslawiens sowie dem östlichen Anatolien. Dort ist sie auch heute noch wild anzutreffen.

Über die Wirkung der Eberraute ist viel geforscht und geschrieben worden. Gesichert ist, dass das Kraut eine grosse Menge an ätherischen Ölen und Bitterstoffen enthält. Schon früh schrieb man ihm deshalb eine beruhigendes und krampflösendes Wirkung zu. Heute werden Extrakte der Eberraute gerne eingesetzt, um Verdauungsbeschwerden zu lindern. 

Nicht alle Wirkungen sind wissenschaftlich belegt
Landläufig schreibt man der Pflanze weitere heilende Eigenschaften zu. Bei Beschwerden wie Bronchitis, Schlafstörungen und Periodenschmerzen soll sie helfen. Wissenschaftlich belegt sind diese Wirkungen allerdings nicht. Eine Dokorarbeit der Univeristät Köln aus dem Jahr 2009 räumt der Eberraute allerdings positive und antiallergene Wirkungen aufs Immunsystem ein. «Durch einen hohen Anteil polyphenolischer Verbindungen wird die Neutralisierung radikalischer Substanzen begünstigt, was der Alterung und der malignen Veränderung von Zellen entgegenwirkt», heisst es im Dokument weiter. 

Verwandt ist die Eberraute einerseits mit dem Wermut (Artemisia absinthium), der dem gleichnamigen alkoholischen Getränk den Namen gegeben hat. Andererseits mit dem gewöhnlichen Beifuss (Artemisia vulgaris), der Gewürzpflanze, sowie mit dem einjährigen Beifuss (Artemisia annua). Aus diesem lässt sich der Malariawirkstoff Artemisin gewinnen. 

Im Garten ist das Colakraut eine gern gesehene Pflanze. Allerdings nicht, weil es Schnecken abhält, wie man immer wieder lesen kann. Im Gegenteil, die Kriechtiere mögen die robusten Blätter und tun sich auch durchaus gerne an ihnen gütlich. Doch die kräftigen Stauden eignen sich als Hecke, von der man zugleich jederzeit wieder Blätter für den Gebrauch in der Küche ernten kann. Dank ihres intensiven Cola-Aromas werden sie gerne als Gewürz für Fisch- und Fleischgerichte oder zum Verfeinern von Dips und Saucen verwendet. Kocht man die Spitzen der Blätter aus (der Rest schmeckt bitter), erhält man zudem einen feinen Tee. Sie lassen sich aber auch zu einem Sirup verarbeiten. 

Tipps zum Anbau Beim Anbau der Eberraute sollte man darauf achten, der Pflanze einen sonnigen Platz zu gönnen. Ausserdem braucht sie Platz: Die Staude kann bis zu eineinhalb Metern hoch werden. Die ideale Zeit zum Aussähen der Samen ist März bis April. Wer allerdings eine Topfpflanze kauft, kann diese auch bis in den Sommer noch einsetzen. 

Die Eberraute ist pflegeleicht. Trockenheit ist sie gewohnt, und somit reicht es, sie in regenarmen Zeiten behutsam zu giessen. Einmal im Jahr sollte man das Wachstum zudem mit dem Einbringen von Kompost unterstützen. Im Herbst schneidet man die Pflanze zurück, sofern sie über den Sommer geblüht hat und gewachsen ist. Etwas Frost und Kälte hingegen machen ihr nichts aus, das Colakraut sollte einen durchschnittlichen Winter grundsätzlich überstehen. 

Damit steht dem Genuss auch im darauffolgenden Jahr nichts im Wege. Nicht eingenommen werden sollte Colakraut allerdings während der Schwangerschaft.