Während beispielsweise die Artenvielfalt in anderen Lebensräumen unter Druck ist, hat sie in den letzten zehn Jahren im Wald zugenommen. Das teilten Bundesamt für Umwelt (BAFU) und die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) mit. Wenn die Wälder artenreicher sind, gelten sie als widerstandsfähiger gegenüber Schädlingen und Stürmen. Als positiv werten die Fachleute auch, dass die Wälder im Durchschnitt dichter geworden sind. Das macht sie noch wertvoller für den Schutz vor Naturgefahren. Stabilisiert hat sich auch die Kronenverlichtung.

Der Vizedirektor des BAFU, Josef Hess, sagte bei der Präsentation des Berichts vor den Medien in einem Wald bei Frauenkappelen BE, es gehe dem Schweizer Wald besser als vor zehn Jahren. Damals seien die Folgen des Borkenkäferbefalls nach dem Sturm Lothar von 1999 noch spürbar gewesen. Heute taxieren BAFU und WSL die Borkenkäferpopulationen als insgesamt unkritisch, obwohl es einzelne Regionen mit massivem Befall gebe. Profitiert hat der Schweizer Wald auch davon, dass es in den letzten zehn Jahren zu keinen grossen Stürmen kam.

Klimawandel und Schädlinge als Herausforderungen
Laut dem Waldbericht 2015 steht der Schweizer Wald aber auch vor grossen Herausforderungen. Eine davon ist der Klimawandel. Längere Hitzeperioden wie in diesem Sommer stressen die Bäume. Das ist derzeit vielerorts an verfärbten Blättern sichtbar. Wichtig ist deshalb, dass der Wald immer wieder verjüngt wird, denn so ist er insgesamt belastbarer.

Bedroht wird der Schweizer Wald auch immer mehr von aus dem Ausland eingeschleppten, gefährlichen Schädlingen. «Früher wurden solche Organismen alle fünf bis zehn Jahre festgestellt, heute treten sie fast im Jahrestakt auf», sagte Christoph Hegg, stellvertretender Direktor des Forschungsinstituts WSL. Gemeint sind etwa die Eschenwelke, eine Pilzkrankheit, die Rotbandkrankheit der Föhre oder der Asiatische Laubholzbockkäfer. Besonders im Tessin ist die Ausbreitung des Götterbaums ein Problem. Mit dem globalen Warenhandel werden sich die Probleme mit diesen eingeschleppten Schadensorganismen noch verstärken.

Ein weiteres Problem für den Wald ist die schwierige ökonomische Situation vieler Forstbetriebe. Das führt dazu, dass in den Schweizer Wäldern viel weniger Wald geschlagen wird, als geschlagen werden könnte. Doch nur ein gut genutzter Wald verjüngt sich laut den Fachleuten des Bundes ausreichend.Im Vergleich zu 2005 haben auch die Verbissschäden an jungen Bäumen durch Hirsche und Rehe zugenommen. Und trotz steigendem Artenreichtum sind die Ziele im Bereich Biodiversität noch nicht erreicht.

Waldfläche wächst stetig an
Der Waldbericht stützt sich auf international standardisierte Indikatoren. Die Daten zeigen, dass der Schweizer Wald heute 32 Prozent der Landesfläche bedeckt. Seit 1995 hat die Waldfläche um 82'300 Hektaren oder sieben Prozent zugenommen. Heute wächst die Waldfläche in der Schweiz jedes Jahr um die Fläche des Zürichsees.

Der Wald dehnt sich nicht im Mittelland aus, sondern vor allem auf Flächen in den Alpen, die nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werden.