Herr Wehrli, wie geht es dem Wald?
Aus Waldeigentümer-Sicht im grossen und ganzen gut. Jetzt, im Winter, hatte er seine Ruhe. Aber übergeordnet ist natürlich der Klimawandel. Wegen ihm geht es den Bäumen schlecht.

Wie zeigt sich das?
Da viele Bäume geschwächt sind, kann sich der Borkenkäfer – je nach Witterung – explosionsartig. Das gibt viel Arbeit, man muss mitten im Sommer ausrücken und Bäume aus dem Wald entfernen – da legt man finanziell drauf.

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Gedeihen auch Tiere, über die Sie sich als Waldeigentümer mehr freuen?
Ja, grundsätzlich geht es dem Wald punkto Biodiversität sehr gut. Die Vogelbestände in den Wäldern nehmen beispielsweise zu. Und die Anpassungen an den Klimawandel sind auch interessant für viele Tiere.

Inwiefern?
Man fördert eine bessere Durchmischung im Wald, weil noch nicht klar ist, welche Baumarten wie gut mit dem Klimawandel zurechtkommen. Das Hilft auch Tieren.

Welche Tiere profitieren konkret?
In tieferen Lagen gibt es mehr Eichen, weniger Fichten. Das lässt mehr Sonnenlicht in den Wald, davon profitieren vielleicht Eidechsen und allerlei Insekten.

Und in höheren Lagen?
Da werden die Wälder tendenziell älter und dichter, weil die Bewirtschaftung mehr kostet als sie einbringt. Darunter leiden etwa wärmeliebende Schmetterlinge. Dafür ist es positiv für Spechte und Käfer, die gerne totes Holz haben.

Haben die Waldeigentümer den Run auf ihre Wälder während der Corona-Zeit bemerkt?
Im ländlichen Raum hat das nicht so stattgefunden, aber im städtischen Raum und in den Agglomerationen sehr. Es liegt mehr Abfall herum. Konkret neuerdings auch Schutzmasken. Und allgemein nehmen die Konflikte zwischen den verschiedenen Waldbesuchern etwas zu. Aber dramatische Dinge habe ich nicht vernommen.

Sind Sie auch etwas stolz darauf, den Menschen in dieser schwierigen Zeit einen Raum für Ausflüge zu bieten?
Ja, natürlich. Die Leute sind sich im vergangenen Jahr wohl schon etwas besser bewusst geworden, was sie am Wald haben. Und dahinter steckt viel Engagement seitens der Waldeigentümerinnen und -eigentümer.