Um die gesundheitsschädigenden Auswirkungen von Feinstaub zu untersuchen, setzen die Forschenden gesunde und kranke Atemwegszellen in der Kulturschale verschiedenen Dosierungen von Partikeln aus. Dabei stellten sie bei allen Kulturen einen Anstieg der Zellschädigung fest.

Doch während bei den gesunden Zellen ein antioxidativer Abwehrmechanismus die Entzündungsreaktionen stoppen konnte, reichte die Abwehrkapazität bei kranken Zellen nicht aus. So könnten sich Krankheiten wie Asthma oder Cystische Fibrose verschlimmern. «Diese Reaktionen reduzieren auch die Fähigkeit der Atemwegszellen, auf einen nachfolgenden viralen oder bakteriellen Angriff entsprechend zu reagieren», sagt Marianne Geiser von der Uni Bern gemäss einer Mitteilung der Hochschule.

Die Studie zeigte auch, dass Feinstaub mit erhöhtem oxidativem Potenzial die Entzündungsreaktion der Zellen verstärkt. Das oxidative Potenzial ist ein Mass für die schädigende Wirkung des Feinstaubs.

Ballungsräume besonders betroffen
Die Forschenden sammelten ebenfalls 90 Feinstaubproben an neun Schweizer Standorten und analysierten mithilfe der Zusammensetzung der Partikel deren Quellen und das oxidative Potenzial. Demnach bestand der grösste Teil des Feinstaubs aus Mineralstaub und sogenannten sekundären anorganischen Aerosolen wie Ammoniumnitrat und -sulfat. Das oxidative Potenzial des Feinstaubs bestimmten dagegen vor allem sekundäre organische Aerosole, die hauptsächlich aus Holzfeuerungen stammen sowie Metallemissionen aus Bremsen- und Reifenabrieb des Strassenverkehrs.

Die Daten weisen darauf hin, dass Stadtmenschen nicht nur einer höheren Menge an Feinstaub ausgesetzt sind, sondern auch solchem mit höheren oxidativen Potential als die Menschen auf dem Land.

Millionen Todesfälle pro Jahr
Die kausale Verbindung zwischen erhöhtem oxidativen Potenzial und einer Gesundheitsgefährdung sei zwar noch immer nicht eindeutig nachgewiesen, die Ergebnisse würden dafür jedoch einen weiteren Hinweis geben, sagte der Aerosolforscher Kaspar Dällenbach vom PSI gemäss einer Mitteilung des Forschungsinstituts.

In der Schweiz sterben gemäss dem Bundesamt für Umwelt jährlich mehr als 2000 Personen vorzeitig an den Folgen der Luftverschmutzung, weltweit sind es über 4 Millionen. Die aktuellen Studien zeigten, dass alleine die Regulierung der Feinstaubmenge unter Umständen nicht zielführend sein könnte, um das Gesundheitsrisiko zu senken, so Dällenbach.

Die Ergebnisse erschienen in den Fachmagazinen «Nature» und «Plos One».