Charles Darwin fragte sich schon vor 140 Jahren, wie die Venusfliegenfalle Insekten anlockt. Ein Forscherteam um Heinz Rennenberg und Jürgen Kreuzwieser von der Universität Freiburg hat dieses Rätsel nun gelöst. Die Wissenschaftler haben die Annahme überprüft, dass Venusfliegenfallen Duftstoffe abgeben, mit denen sie Beute-Insekten anlocken. Die Ergebnisse hat das Team in der Fachzeitschrift «Journal of Experimental Botany» veröffentlicht. 

Die Wissenschaftler stellten Fruchtfliegen vor die Wahl: Die Insekten konnten entweder in Richtung eines Luftstroms mit Umgebungsluft fliegen oder zu einem Luftstrom, den die Forscher zuvor über eine Venusfliegenfalle geleitet hatten. Der zweite Luftstrom enthielt somit Duftstoffe der fleischfressenden Pflanze. Die Fliegen – zumindest die hungrigen unter ihnen – wählten nahezu ausnahmslos den Luftstrom, der mit den Duftstoffen der Venusfliegenfalle angereichert war. Satte Fliegen entschieden sich überwiegend, überhaupt nicht zu fliegen. 

Ein Bouquet aus fruchtigen Duftstoffen
Daraus schlossen die Wissenschaftler: Die Venusfliegenfalle gibt Duftstoffe in die Umgebungsluft ab, die hungrige Fruchtfliegen als Geruch von Nahrung wahrnehmen. Chemische Analysen zeigten, dass die fleischfressende Pflanze ein Bouquet von mehr als 60 Duftstoffen freisetzt, das große Ähnlichkeit mit dem Bouquet von Früchten und Blüten aufweist. Die Venusfliegenfalle verströmt somit ein Parfüm, das die wichtigsten Nahrungsquellen ihrer Beute simuliert, um diese in die tödliche Falle zu locken. 

Mit ihren zu Klappfallen umgebildeten Blättern schnappt die Pflanze dann zu: Berühren die Insekten spezielle Sinneshaare auf der inneren Oberfläche der geöffneten Klappfallen, werden elektrische Impulse ausgelöst und die Falle klappt blitzschnell zusammen. 

Originalpublikation:
J. Kreuzwieser, U. Scheerer, J. Kruse, T. Burzlaff, A. Honsel, S. Alfarraj, P. Georgiev, J.-P. Schnitzler, A. Ghirardo, I. Kreuzer, R. Hedrich, H. Rennenberg (2014): The Venus flytrap attracts insects by the release of volatile organic compounds. Journal of Experimental Botany 65(2): 755-66.
doi: 10.1093/jxb/ert455