Das grösste geplante Infrastrukturprojekt Brasiliens, ein gigantisches Wasserkraftwerk im Amazonasgebiet, darf nicht verwirklicht werden. Die Umweltbehörde Ibama verweigerte die für den Bau am Tapajós-Fluss im Bundesstaat Pará notwendige Umweltlizenz, wie am Donnerstagabend bekannt wurde. Geplant war dort ein Mega-Staudamm von 7,6 Kilometer Länge, das Wasserkraftwerk sollte über 8000 Megawatt Leistung haben, mehr als doppelt so viel wie die fünf Schweizer Kernkraftwerke zusammen.

Der indigene Stamm der Munduruku und die Umweltschutzorganisation Greenpeace hatten gemeinsam gegen das von der Regierung geplante Projekt mobil gemacht. Es hätte mit einem Wasserbecken grösser als der Genfersee die Lebensgrundlagen der Munduruku und die Heimat vieler Tierarten zerstören können, argumentierten sie. Statt auf Wind und Sonne als Energiequelle zu setzen, baue die Regierung im fünftgrössten Land der Welt in einer der artenreichsten Gegenden die Wasserkraft weiter aus. 

Anderes Projekt bereits in Bau
Greenpeace begrüsste die Entscheidung der Umweltbehörde. In den letzten Monaten hätten sich über 1,2 Millionen Menschen auf der ganzen Welt gegen das Megaprojekt ausgesprochen. «Das ist ein grosser Sieg für die Munduruku, die in der Tapajós-Region leben und deren Traditionen und Rechte durch den Damm massiv bedroht waren, und für alle, die sich um den Schutz des Amazonas-Regenwalds kümmern», sagte Danicley Aguiar von Greenpeace Brasilien. Möglich ist aber, dass das für den Bau zuständige Unternehmen Eletrobras einen überarbeiteten Antrag stellt.

Das Projekt ähnelte dem sich im Bau befindlichen Wasserkraftwerk Belo Monte im Norden des Amazonasgebiets. Dieses soll nach der bis 2019 geplanten Fertigstellung eine Leistung von 11'233 Megawatt haben, was ungefähr zehn Kernkraftwerken entspricht. Auch hier gibt es viel Kritik und Widerstand.