Die Ordnungshüter hätten zu ihrer eigenen Sicherheit und derjenigen der Beteiligten den Versuch, die beiden letzten Aktivisten zu fassen, vorerst aufgegeben, teilte die Waadtländer Kantonspolizei am Mittwoch mit. Diese harrten gestern immer noch auf einem Baum aus. Am Mittwochvormittag habe die Polizei zwei von den übrig gebliebenen vier Aktivisten, welche die Nacht auf unzugänglichen Stellen in Bäumen verbracht hatten, gefasst. 

Insgesamt wurden 83 Personen angehalten und deren Identität überprüft. Etwa 20 von ihnen wurden festgenommen und müssen mit einem Verfahren rechnen. Ihnen wird Hausfriedensbruchs, Missachtung einer gerichtlichen Anordnung, Hinderung einer Amtshandlung oder Widerstand gegen die Staatsgewalt zu Last gelegt. 

Am Dienstag war es der Polizei nach einem langen Einsatz gelungen, etwa 200 Demonstranten, die sich auf dem Mormont-Hügel in der Nähe von Eclépens VD versammelt hatten, zu vertreiben. Seit dem vergangenen Oktober hatten diese den Standort besetzt, um gegen die Erweiterung des Steinbruchs der Zementfirma Holcim zu protestieren («Tierwelt online» berichtete). 

Am Tag der Räumung waren zahlreiche Menschen angereist, um die Besetzerinnen und Besetzer zu unterstützen. Unter ihnen war auch Chemie-Nobelpreisträger Jacques Dubochet.

Die Aktivistinnen und Aktivisten riefen zur Untersützung auf

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Einige Scharmützel 
Zur Anzahl der ausgerückten Kräfte bei der Räumung des Geländes machte die Polizei keine Angaben. Wie ein Keystone-SDA-Reporter am Dienstag vor Ort beobachtete, waren ungefähr 150 Polizisten in Kampfmontur bei der Evakuierung des besetzten Hauses auf dem bewaldeten Hügel im Einsatz. 

Aus Sicht der Polizei verlief der Eingriff gut. Um die Mittagszeit gab es einzelne Konfrontationen, als Aktivisten Steine und Pyrotechnik-Geschosse in Richtung der Polizei warfen und diese mit Tränengas und Gummischrot antwortete. 

Ein Polizist wurde durch die Explosion eines pyrotechnischen Gegenstands leicht an der Hand verletzt. Auf Seiten der Demonstranten wurden zunächst keine Verletzungen gemeldet. 

Bundesgericht wird entscheiden 
Holcim betreibt am Mormont seit 1953 einen Steinbruch und will diesen vergrössern. Allerdings muss der Baustoffhersteller dafür zuerst einen Bundesgerichtsentscheid abwarten. Im Juli 2020 hatten Nichtregierungsorganisationen beim Bundesgericht Einspruch gegen die Ausbaupläne des Zementkonzerns eingereicht. Sie sind der Ansicht, dass die Erweiterung des Steinbruchs ein wertvolles Naturgebiet zerstören würde. 

Der Kanton hiess den Ausbau bereits gut. Sowohl Holcim als auch die Gemeinde La Sarraz leiteten rechtliche Schritte ein, um die Aktivisten und Aktivistinnen zu vertreiben. Diese versuchten, in Berufung zu gehen, jedoch ohne Erfolg, was den Weg für die Räumung ebnete. 

In den vergangenen Tagen hatten die Aktivisten dazu aufgerufen, dass sich ihnen so viele Menschen wie möglich anschliessen sollten. Um der Polizei die Arbeit zu erschweren, errichteten sie Barrikaden und Baumhütten und hängten Hängematten in die Bäume.