Mit wachsender Besorgnis blicken Forscher auf die Bestände der Seevögel. Warum sie allerdings dramatisch abnehmen und sogar verschwinden, wie das Technologie- und Wissenschafts-Informationsportal «geminiresearchnews» diese Woche festhielt, ist nicht restlos geklärt. Es könnte ein Zusammenhang mit der Klimaveränderung bestehen, schreibt das Portal weiter. Der Verdacht fällt aber auch auf die Offshore-Windparks: Ein boomender Zweig der Energiegewinnung, wie etwa der «Spiegel» im Januar festhielt. Allein in unserem nördlichen Nachbarland solle die Windenergie soweit ausgebaut werden, dass dafür bis zu 15 Prozent der deutschen Nordseefläche genutzt werden. Naturschützer warnen allerdings davor, das Meer in einen Industriepark umzuwandeln. 

Kein Wunder, interessierte sich Signe Christensen-Dalsgaard von der Norwegian University of Science and Technology (NTNU) für diesen Aspekt, als sie die Populationen von Seevögeln untersuchte. Dabei ging sie insbesondere der Frage nach, inwiefern der Ausbau von Windparks Einfluss auf die Entwicklung des Bestandes hat. Gleichzeitig interessierte sie sich für die die Gefahr für die Seevögel durch Schaufeln der Windturbinen. Und dafür, inwiefern die Windparks als Hindernisse die Wanderung der Tiere beeinträchtigen – mit der möglichern Folge, dass die Vögel futterreiche Gebiete meiden und gar verhungern. 

Dreizehenmöwen unter Beobachtung
Für ihre Studien beobachtete Christensen-Dalsgaard Kolonien der Dreizehenmöwen. Ausgewählt hatte sie die gefährdete Art, weil sie besonders sensibel auf Veränderungen in der Umwelt reagiert. Die Tiere wurden mit GPS-Sendern ausgestattet. Nach einiger Zeit lieferten diese Daten über die Flugrouten, aber auch über die Orte, an denen die Tiere Nahrung suchen. In dem Zusammenhang interessierte sich die Seevogelforscherin dafür, wie sich die Ernährung auf die Fortpflanzung auswirkt. 

Die gesammelten Daten liegen nun vor. Christensen-Dalsgaard hat sie ausgewertet. Das Resultat überrascht sogar sie in mehrerlei Hinsicht. Tatsächlich konnten wertvolle Kenntnisse über die Gebiete gewonnen werden, in denen die Tiere Nahrung finden. Dabei geriet aber ihre lang gehegte These ins Wanken: Dass es wichtig sei, die Seevögel vor technologischen Eingriffen in die Natur wie Offshore-Windparks zu schützen.

Doch frappante Änderungen der Flugrouten, bedingt durch die Turbinen, konnte sie nicht feststellen. «Zumindest die Arten, die ich beobachtet habe, würden vermutlich eine wissenschaftlich fundierte und bedachte Erschliessung maritimer Gebiete verkraften», lässt sie sich zitieren. Mit anderen Worten, die Auswirkungen von Offshore-Windparks auf die Population würden sich vermutlich in Grenzen halten.   

Windfarmen müssen dennoch Vorsicht walten lassen
Grünes Licht will die Seevogelforscherin den Windfarmen damit aber nicht geben. Vielmehr appelliert die Wissenschaftlerin an die Betreiber solcher Anlagen: Erstens stünden sie in der Pflicht, jeden einzelnen Standort vor dem Bau individuell zu betrachten. Und zweitens bestehe ein wesentlicher Unterschied zwischen kleinen Windfarmen und Mega-Parks mit Tausenden von Turbinen. 

Unterstützung erhält Christensen-Dalsgaard von Robert Furness von der University of Glasgow. Der Seevögel-Spezialist hat als wissenschaftlicher Beirat an einer 15 Millionen Dollar teuren Studie mitgewirkt, dem TADS-Projekt. Dieses kam zum Schluss, dass Seevögel durchaus schlau genug seien, die Offshore-Anlagen vor Dänemark zu umfliegen. Somit seien die im Meer betriebene Windkraftanlagen keine Vogelkiller. Zumindest nicht für die untersuchten Arten.