In den Permafrostböden der Arktis, der Antarktis und in den Hochgebirgen Europas und Zentralasiens steigen die Temperaturen. Das zeigt eine grossangelegten Langzeitstudie des Permafrostnetzwerks GTN-P (Global Terrestrial Network for Permafrost) unter Beteiligung des WSL-Forschungsinstituts für Schnee- und Lawinenforschung (SLF).

Die Wissenschaftler, die ihre Ergebnisse nun im Fachmagazin "Nature Communications" veröffentlichten, bohrten dafür in Permafrostzonen weltweit 154 Löcher und statteten sie mit Messgeräten aus. Damit beobachteten sie die Temperaturentwicklung über einen Zeitraum von zehn Jahren. Besonders stark erwärmte sich der dauerhaft gefrorene Boden demnach im russischen Sibirien – und zwar um beinahe ein Grad Celsius.

Im Takt mit der Klimaerwärmung  
Aber auch in anderen arktischen Gebieten, der Antarktis sowie den Hochgebirgen Europas und Asiens gab es teils deutliche Anstiege. «All diese Daten zeigen uns, dass sich der Permafrost nicht nur lokal und regional erwärmt, sondern weltweit und nahezu im Takt mit der Klimaerwärmung», erklärte der Permafrostexperte Guido Grosse vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven, welches die internationale Studie leitete.

Etwa ein Sechstel der gesamten Erdoberfläche gilt nach Angaben des AWI als Permafrostgebiet. Dort ist der Boden teilweise schon seit tausenden Jahren gefroren. Taut er, drohen Probleme für Mensch und Umwelt. Unter anderem können Gebäude und Strassen instabil werden.

Kipppunkt im Klimasystem  
In den teils mehrere hundert Meter dicken Permafrostschichten der Arktis sind ausserdem seit der letzten Eiszeit gigantische Mengen Biomasse aus abgestorbenen Pflanzen konserviert. Sobald sie tauen, beginnt die Zersetzung - und zusätzliches Treibhausgas wird frei.

Das Tauen der Permafrostböden gilt daher als möglicher Kipppunkt im globalen Klimasystem. Damit sind Rückkopplungseffekte gemeint, die die Erderwärmung bei Überschreiten bestimmter Schwellen trotz aller von Menschen unternommenen Massnahmen unumkehrbar machen könnten.