Herr Dengler, Sie waren einer von über zweihundert Forschenden, die im Rahmen der internationalen DarkDivNet-Studie an fast 5500 Standorten auf der ganzen Welt Pflanzen untersucht haben. Ziel war es, die sogenannte «Dark Diversity» zu messen. Was genau versteht man darunter?

Jürgen Dengler: Die Dark Diversity bezeichnet den Anteil einheimischer Pflanzenarten, die an einem bestimmten Ort eigentlich vorkommen könnten – also von den Standortbedingungen her dort wachsen könnten – aber derzeit fehlen. Es geht also nicht nur darum, welche Arten vorhanden sind, sondern auch um diejenigen, die fehlen, obwohl sie unter natürlichen Umständen dort existieren sollten. So lässt sich die Vollständigkeit einer Pflanzengemeinschaft erfassen, also wie «ausgedünnt» oder intakt ein Ökosystem tatsächlich ist.

Wie lief die Erhebung konkret ab – zum Beispiel in der Schweiz?

In der Schweiz haben wir die sogenannte «Site D095» untersucht – eine von vier Sites in der Schweiz, und zwar im Umkreis von zehn…