«GOLDENER SCHMETTERLING»
Markus Graf-Meyer: Lebensraum statt Beton
Markus Graf-Meyer (70) verwandelte die uniforme Betonwüste seiner 100 Quadratmeter grossen Terrasse in eine Oase für einheimische Pflanzen, Insekten und Vögel.
Lebensraum statt Beton
Wer: Markus Graf-Meyer, 70 Jahre alt
Wo: Laupen, Kanton Bern
Was: 100 m2 Balkon
Vor 14 Jahren sind Markus Graf-Meyer und seine Frau in die Attikawohnung im 3. Obergeschoss eingezogen. Bereits vor Fertigstellung des Wohnkomplexes und dem bevorstehenden Einzug war es dem 70-Jährigen ein Anliegen, die 100 Quadratmeter grosse Terrasse mit angrenzendem Vordach zu begrünen und somit möglichst früh bei der Planung teilzunehmen sowie Vorschläge einzubringen. Einer dieser Vorschläge war ein 13 Meter langer Pflanzentrog, der später eine Vielzahl von einheimischen Pflanzen beheimaten sollte. Nach mehreren Gesuchen, Bewilligungen und dem Einverständnis der anderen Wohnparteien konnte aus der zuerst geplanten Sterilität ein grünes Paradies mit verschiedenen Lebensräumen entstehen.
Auf der Terrasse stehen viele biodiverse Blumentöpfe und -kisten. Zusätzlich hat Markus Graf-Meyer vereinzelt Betonplatten entfernt, woraus nun gepflanzte sowie wilde Sträucher und Wildblumen spriessen. Und er hat eine Öffnung gar in eine Tränke umfunktioniert. Aus den Fugen zwischen den Betonplatten wachsen beispielsweise Wundklee, Nickendes Leinkraut und Wiesensalbei. Zudem gedeihen auch einzelne seltene Arten auf dem der Natur überlassenen Balkon, wie Seidelbast, Knäuelglockenblume oder Schweizer Alant. Den Insekten wird neben den reichhaltigen Nahrungsquellen ein selbst gebautes Hotel angeboten und den Vögeln wiederum verschiedene Nistkästen. So nisten Mauersegler, Feldsperlinge, Stare, Kohl- und Blaumeisen unter dem eigenen Vordach rund um die Wohnung. «Wir haben nun nicht nur eine Vielfalt an Pflanzen und Tieren, sondern es ist auch ein Erlebnis, mittendrin zu sein und beobachten zu können», freut sich Markus Graf-Meyer über seinen mit der Natur geteilten Lebensraum.
[IMG 3-14]
5 Fragen an Markus Graf-Meyer
1. Biodiversität bedeutet für mich …
… die Vielfalt der Lebensräume, wo die verschiedensten Pflanzen- und Tierarten existieren können und ihr Wechselspiel stattfinden kann. Ihnen eine solche Lebensgrundlage zu bieten, ist mir sehr wichtig. Für mich persönlich ist es wahnsinnig toll, hier oben auf dem Balkon so viel Spannendes beobachten zu können. Gerade die Vögel und Insekten zu betrachten, ist ein grosses Erlebnis.
2. Was ist Ihr Lieblingstier / Ihre Lieblingspflanze im Projekt?
Am meisten Freude haben wir an den Mauerseglern. Es ist grossartig, dass es überhaupt gelungen ist, sie hier bei uns in ihren Nisthilfen nisten und brüten zu sehen. Es bereitet uns immer wieder Freude, wenn wir sie beim Fliegen rund um die Wohnung beobachten können. Unsere Lieblingspflanze ist die Knäuelglockenblume, die momentan leider verblüht ist. Doch wenn sie blüht, ist sie mit ihren blauen Glocken besonders schön anzusehen. Und die hohe Hauswurz, die immer wieder blüht, ist ganz speziell.
3. Was war das Aufwendigste an Ihrem Projekt?
Der grosszügige Pflanzentrog war das Aufwendigste am Projekt und auch nicht günstig. Zumindest hatten wir das Riesenglück, dass das Haus noch in Bau war, wodurch das ganze Material mit dem Kran auf die Terrasse befördert werden konnte. Die anderen Pflanzentröge kamen erst später dazu, sodass wir schliesslich mehrere Hundert Kilo an Material selbst hinauf schleppen mussten.
4. Welche künftigen Projekte sind geplant?
Wir sind mit unserem Balkon natürlich etwas limitiert, aber es gibt immer wieder Optimierungsprozesse. Ein Gedanke wäre, auf einer grösseren Fläche die Steinplatten zu entfernen oder sogar auf den Platten selbst etwas aufzubauen, um schlichtweg grössere Flächen begrünen zu können. Auch ein Hochbeet oder die Begrünung der Wände könnte ich mir noch gut vorstellen. Letztlich ist man aber natürlich mit einem Balkon deutlich eingeschränkter als mit einem Garten.
5. Tipps für Anfänger?
Ich kann jedem nur raten, sich zuerst Gedanken zu machen, was man sich denn wünscht, was man erreichen möchte und was überhaupt umsetzbar wäre. Am besten lässt man sich beraten und versucht dabei, an seinem Vorhaben und den gesetzten Zielen festzuhalten. Bei der Bepflanzung würde ich dazu raten, einheimische Pflanzen zu wählen und bei diesen komplett auf Gift und Dünger zu verzichten.
Ein Preis für Biodiversität
[IMG 2]
Der «Goldene Schmetterling» ist ein TierWelt-Preis für Biodiversität, der 2024 zum zweiten Mal an eine Privatperson verliehen wird, die sich aktiv um die Förderung der Artenvielfalt rund um ihr Haus kümmert.
Weitere Informationen
ZUM VOTING
Bitte loggen Sie sich ein, um die Kommentarfunktion zu nutzen.
Falls Sie noch kein Agrarmedien-Login besitzen:
Jetzt registrieren