Schon im Mittelalter war der Meerrettich als Heilpflanze bekannt. Hildegard von Bingen empfahl ihn bei Beschwerden von Herz und Lunge, andere Heilkundige wandten Meerrettich auch bei Geschwüren oder Infektionen an. Aber auch heute werden dem «Scharfmacher» vielfältige Wirkungen zugeschrieben. Er soll zum Beispiel die Bildung von Verdauungssäften im Magen-Darm-Trakt anregen, verdauungsfördernd wirken und Blähungen sowie Völlegefühl vorbeugen.

Zudem werden dem Meerrettich gewisse antibiotische und antivirale Wirkungen nachgesagt, die zusammen mit den enthaltenen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen Erkältungsbeschwerden lindern sollen. An Zellkulturen konnte nachgewiesen werden, dass auch Grippeviren durch den Einsatz von Meerrettich um 90 Prozent gehemmt werden können, deshalb wird er auch gerne als «Penizillin der Bauern» bezeichnet.

Meerrettich wird zudem als sogenannter Counterirritans bei Rheuma und Entzündungen eingesetzt. Das bedeutend, dass man durch die reizende Wirkung einen Gegenreiz zu den vorhandenen Schmerzen setzt. Das kann ähnlich wie die Akupunktur zu Schmerzlinderung und Reduktion der lokalen Entzündung führen.

Verschiedene Namen

Die dem Meerrettich zugeschriebenen naturheilkundlichen Wirkungen beziehen sich in der Regel auf frische Meerrettich-Zubereitungen. Der Grund dafür ist, dass sich die als wirksam angesehenen Inhaltsstoffe schon eine Viertelstunde nach der Verarbeitung verflüchtigt haben können.

Ursprünglich stammt der Meerrettich aus Südosteuropa. Erste Hinweise auf eine Kultivierung in Mitteleuropa gibt es im 12. Jahrhundert. Heute ist er weltweit verbreitet. Im deutschsprachigen Raum wird er auch als Bauernsenf, Rachenputzer, Pfefferwurzel oder, vor allem in Bayern und Österreich, als Kren bezeichnet.

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Die winterharten Wurzeln werden durchschnittlich 30 bis 40 Zentimeter lang und vier bis sechs Zentimeter dick. Die Meerettichstangen sind von Ende September bis April frisch im Handel erhältlich. Je älter die Wurzel wird, desto stärker ist sie im Inneren verholzt. Meerrettichwurzeln kann man im Kühlschrank bis zu einem Jahr aufbewahren. Allerdings sollte man dafür sorgen, dass die Luftfeuchtigkeit sehr hoch ist und die Temperatur um 0 °C liegt. Alternativ kann man die Wurzeln in feuchtem Sand im Keller lagern, dort sind sie mehrere Monate haltbar.

Alte Hausrezepte

Bei Verstopfung nimmt man einen halben Teelöffel geriebenen Meerrettich in warmer Milch ein.

Bei Blasenentzündung und Husten die frische Wurzel fein reiben und mit der gleichen Menge Honig versetzen (man kann auch Zucker verwenden). Davon nimmt man dreimal täglich einen Teelöffel.

Bei Muskelschmerzen werden Meerrettich-Umschläge empfohlen: Leintuch auf die schmerzende Stelle legen und den frisch geriebenen Meerrettich darauf ausbreiten. Die Auflage abdecken. Nicht länger als fünf bis zehn Minuten einwirken lassen. Der Brei soll dabei keinen Hautkontakt haben, da Hautrötungen auftreten können.