Das Jahr 2022 gilt als wärmstes und sonnenreichstes Jahr seit dem Messbeginn 1864. Ein solches Rekordjahr hinterlässt Spuren, insbesondere in der Natur. In ihrem kürzlich erschienenen Überblickbericht teilt die Kompetenzstelle Waldschutz Schweiz der WSL mit, wie es dem Wald letztes Jahr ergangen ist.

Die Hitze und lange Trockenperioden hatten erhebliche Folgen für die Vegetation. An einigen Orten in der Schweiz waren bereits im Sommer herbstähnliche Szenen zu beobachten, da viele Laubbäume frühzeitig im Jahr ihre Blätter abwarfen. Fichten verloren ihre Nadeln oder färbten sich, bedingt durch den Hitzestress, braun. Im überdurchschnittlich warmen Frühling vertrockneten viele junge Douglasien, da sie frühzeitig mit der Fotosynthese begonnen, der Boden jedoch noch gefroren war und den jungen Bäumen kein überlebenswichtiges Wasser liefern konnte. Zudem erreichten untersuchte Bäume, im Vergleich zu den Vorjahren, nur 50 bis 90 Prozent ihres durchschnittlichen Stammwachstums.

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Einen weiteren Einfluss hatten die warmen Temperaturen auch auf heimische Insektenpopulationen. So konnte eine leichte Zunahme von Buchdrucker-Befällen festgestellt werden. Zu Massenvermehrungen, die in grossflächigen Minier- und Fressschäden resultierten, kam es bei der Holländischen Eichenminiermotte und beim Buchenspringrüssler. Doch nicht nur die heimischen, auch invasive Arten haben im Jahr 2022 zu Schäden geführt. Der bisher grösste Befall des gefürchteten Forstschädlings in der Schweiz, des Asiatischen Laubholzbockkäfers, konnte dank aufmerksamen Bürgern entdeckt und bekämpft werden.

Im Tessin wurden fünf meldepflichtige Käferarten von Forstleuten gefunden, von denen vier Arten zum ersten Mal in der Schweiz nachgewiesen wurden. Welche Gefahr von den Ambrosia- und Bockkäferarten ausgeht, ist bisher noch nicht bekannt. Auch auf dem Vormarsch ist kein Tier, sondern der aus Nordamerika stammende und durch Pilze verursachte Ahornstammkrebs, der an Ahornbäumen beträchtliche Schäden verursachen kann und 2022 auf 39 befallenen Bäume in sieben Gebieten nachgewiesen werden konnte. Aus südlichen Gefilden stammende Arten fanden im Hitzejahr 2022 in der Schweiz perfekte Bedingungen. Das Problem mit den Neuankömmlingen: Heimische Pflanzen besitzen noch keine Abwehrmechanismen, um sich gegen neue und potenziell schädliche Arten zur Wehr zu setzen.