Der Feldhase ist in der ganzen Schweiz verbreitet. Ein lebendes Tier zu entdecken ist aber gar nicht so einfach. Die Tiere sind scheu und gleichzeitig Meister der Tarnung. Durch ihre Fellfarbe sind sie in ihren Verstecken kaum sichtbar.  

Die Tiere leben auf grossem Fuss - wortwörtlich. Die Hinterläufe des Feldhasen sind extrem stark und können bis zu 14-16 Zentimeter lang werden. Mit ihrem muskulösen Körperbau können sie mehrere Meter weite Sprünge vollführen und Spitzengeschwindigkeiten bis zu 70 Stundenkilometer erreichen. Diese schnelle Flucht ist für sie die beste Verteidigung.  

Lebensweise: Je nach Jahreszeit dämmerungs- und nachtaktiv 

Ursprünglich bewohnten Feldhasen Steppengebiete in Westasien, das heisst offene Landschaften mit wenig Bäumen. Heute finden die Tiere im Ackergebiet Lebensraum, wenn es dort Kleinstrukturen wie Hecken, Feldgehölze oder Brachen gibt. 

Feldhasen sind grundsätzlich dämmerungs- und nachtaktiv, im Spätwinter und Frühjahr sind sie allerdings auch am Tag unterwegs. 

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Im Gegensatz zu Kaninchen bauen Feldhasen keine Höhlensysteme, sondern scharren sich lediglich an einem geschützten Plätzchen eine Mulde. In dieser Sasse ruhen sie tagsüber, gut getarnt durch ihr Fell und mit unauffällig herab geklappten Löffeln. 

Nahrung: Pflanzen und Gräser 

Je nach Angebot bedienen sich die Feldhasen generell an Pflanzen, Gräser und Wildkräuter. Im Winter stehen Triebe, Knospen und Rinde auf dem Menüplan. 

Ihre Pflanzennahrung ist schwer verdaulich. Im sehr grossen Blinddarm von Feldhasen bauen Mikroorganismen die zähe Zellulose ab und setzen zusätzliche Nährstoffe frei. Somit funktioniert ihr Blinddarm wie der Pansen von Wiederkäuern. Um davon profitieren zu können, werden die Kotpillen nach dem Ausscheiden nochmal geschluckt. Durch das zweite Passieren des Darms werden die enthaltenen Nährstoffe optimal ausgenutzt. 

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Steckbrief Feldhase Wissenschaftlicher Name: Lepus europaeus 
Gewicht: 3 bis 5.8 Kilogramm  
Lebenserwartung: bis zu 12 Jahre   
Feinde:  Füchse und Greifvögel 
Lebensraum: offene, trockene Flächen 
Familie: Hasen (Leporidae)  
Anzahl Junge: Abhängig von Jahreszeit eins (Frühjahr) bis fünf (Juni) 

Fortpflanzung und Nachwuchs 

Die Paarungszeit von Feldhasen dauert lange, von Dezember bis in den August hinein. Zum Frühlingsbeginn sammeln sich die Tiere zu «Hochzeitsgesellschaften» und jagen einander stundenlang. Das dient der Partnersuche. Einmal gefunden, bleiben Hase und Häsin in der Regel für ein Jahr zusammen. 

Der Feldhase zieht seine Jungtiere ohne ein Nest und ausserhalb einer Höhle auf. Sie haben von Geburt an schon die Augen offen und ein dichtes Fell.  

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Ausserdem kommt die Mutter nur einmal am Tag vorbei, um zu Säugen. So verhindert die Häsin, dass eine Geruchsspur Feind wie Füchse auf die Jungtiere aufmerksam macht. Nach vier Wochen sind sie selbstständig. 

Der Feldhase und der Mensch 

Dass Feldhasen sich Richtung Europa verbreitet haben, hängt mit menschlichen Aktivitäten zusammen. Genauer gesagt ermöglichte es die Ausbreitung des Ackerbaus auf Kosten geschlossener Wälder. Daher gelten Feldhasen als Kulturfolger. Bei intensiver Landwirtschaft und insbesondere in grossen und einheitlichen Futterbaugebieten fehlen ihnen aber Unterschlupfmöglichkeiten und Nahrung. 

Der Mensch bedroht den Lebensraum der Feldhasen zunehmend. Die Zahl der Schweizer Tiere nimmt weiter ab. Schuld am Rückgang sind Strassen, Siedlungen und Industrieanlagen, welche den Lebensraum bedrängen.  

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Weitere Fakten und Wissenwertes 

  • Einzelne Feldhasen werden ihrem Namen weniger gerecht und verbringen den Tag im Wald. Es gibt aber auch «Waldhasen», die sich ganz auf ein Leben im Forst verlegt haben. 

  • Hasen sind keine Kaninchen: Schon äusserlich sehen sich Feldhasen und Kaninchen nur auf den ersten Blick sehr ähnlich. Erstere sind grösser und schlanker und haben längere Ohren. Immerhin gehören Kaninchen und Feldhasen beide zur Säugetierfamilie der Hasen, paaren können sie sich aber nicht. 

  • Trotz den Nagezähnen sind Feldhasen keine Nagetiere. Sie gehören einer eigenen Ordnung an, den Hasenartigen.