Der Eurasische Luchs starb in der Schweiz während des 19. Jahrhunderts aus. Die Tiere wurden mit allen Mitteln verfolgt, ihr Lebensraum, die Wälder, wurden immer stärker abgeholzt und Beutetiere fehlten ebenfalls zunehmend. Erst die Wiederaufforstung ermöglichte seine Rückkehr. 1971 wurden erste Luchsenpaare im Kanton Obwalden und Jura freigelassen. Die wilden Katzen sind in der Schweiz seither geschützt.  

Mit seinen schwarzen Flecken, den Pinselohren und dem Backenbart hat der Luchs klar erkennbare Merkmale, zu Gesicht bekommt man ihn aber trotzdem nur selten.  

Lebensweise: Heimlich im Wald 

Die grösste europäische Katze lebt gut getarnt. Luchse sind in der Dämmerung und nachts unterwegs und verstecken sich tagsüber. Sie leben als Einzelgänger und dulden keine anderen Artgenossen in ihrem Revier. 

Die Grösse des Reviers hangt vom Nahrungsangebot und von der Beschaffenheit des Waldes ab – also welche Bäume es gibt, wie dicht bewachsen er ist und wie viele Versteckmöglichkeiten es hat. In der Schweiz messen jene der Weibchen 90 Quadratkilometer und die der Männchen 150. Die Tiere kommunizieren über Duftmarken, aber auch mit Rufen.  

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Nahrung: Reiner Fleischfresser 

Zu den Lieblingsbeutetieren des Luchses gehören Rehe und Gämsen. Rehe machen fast die Hälfte seiner Ernährung aus. Auf dem Speiseplan stehen zudem Feld- und Schneehasen, Füchse und Murmeltiere. Wenn der Wildbestand tief ist, greifen Luchse auch Nutztiere wie Schafe oder Ziegen an.  

Der Luchs ist ein geschickter Jäger und schleicht sich an seine Beutetiere heran. Mit einem Sprung fällt er sie an und tötet direkt mit einem Biss in Kehle oder Genick. Er verzehrt die Beute dann in Deckung über mehrere Nächte verteilt. Vom «Opfer» bleibt nur Knochen, Gedärm, Kopf und Fell übrig.  

Steckbrief  Wissenschaftlicher Name: Lynx lynx 
Gewicht: zwischen 17 bis 26 Kilogramm  
Lebenserwartung: bis zu 15 Jahre  
Feinde: Praktisch keine natürlichen Feinde  
Lebensraum: Grosse Waldgebiete mit deckungsreicher Vegetation 
Familie: Katzen 
Anzahl Junge: Eins bis vier 

Fortpflanzung und Nachwuchs  

Von Februar bis April ist die Paarungszeit, in der sich Männchen und Weibchen zusammenfinden und danach wieder getrennte Wege gehen. Nach etwa 70 Tagen Tragezeit bringt das Muttertier meistens zwei Jungtiere auf die Welt und zieht diese alleine auf. Der Nachwuchs wird einige Wochen gesäugt, bevor die kleinen Luchse mit auf die Jagd gehen.  

Nach etwa zehn Monaten müssen sich die Jungtiere ein eigenes Revier suchen, weil sie von der Mutter verscheucht werden. Nur gerade ein Viertel der jungen Luchse erreichen das dritte Lebensjahr, weil sie auf der Strasse überfahren werden oder sie den benötigten Lebensraum für ein eigenes Revier nicht finden. 

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Der Luchs und der Mensch 

Wie andere Grossraubtiere auch reguliert der Luchs mit seiner Jagd auf Rehe den Wildbestand. Das hat einen positiven Einfluss auf junge Bäume, da diese so weniger zerbissen werden. Bei zu vielen Paarhufern in einem Gebiet hat der Wald kaum Chancen nachzuwachsen. Ohne Luchs, Wolf oder Bär muss das Wild stärker durch den Menschen gejagt werden, um zum Beispiel Weisstannen oder Eichen zu schützen.  

Trotz seiner wichtigen Rolle im Ökosystem ist der Luchs nicht überall Willkommen. Er wird immer wieder illegal getötet. 

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Weitere Fakten und Wissenswertes    

  • Luchse können, ohne dass es eine DNA-Probe braucht, an ihren Flecken identifiziert werden. Jedes Tier hat ein ganz individuelles Muster. 

  • Hier im Alpenraum gibt es so viele Luchse, dass Schweizer Exemplare sogar eingefangen und zur Wiederansiedlung in Deutschland freigelassen werden.  

  • Das Rascheln einer Maus können Luchse dank ihres guten Gehörs aus einer Entfernung von 50 Metern wahrnehmen, ein vorbeiziehendes Reh hören sie sogar noch 500 Meter entfernt. Verantwortlich dafür sind die Pinselhaare an den Ohren sowie der Backenbart: Beides reflektiert die Schallwellen. 

  • Das älteste bekannte Tier in der Schweiz wurde 18 Jahre alt.