Die ziegenartige Statur der Gämse mitten im Gebirge ist für viele ein Hingucker. Ein besonderes Merkmal ist ihre Gesichtsmaske: Vom Hornansatz verlaufen über die Augen bis zum Mund beidseitig dunkle Streifen, die sich von der fast weissen Gesichtsfärbung abheben.  

Mit blossem Auge sind Männchen und Weibchen nicht so einfach auseinander zu halten. Sowohl der Bock wie auch die Geiss tragen Hörner. Die Hörner der Geiss sind dünner und weniger stark gebogen als jene des Bocks. Sie wachsen lebenslang weiter und werden nicht abgestossen. 

Lebensweise: Im Gebirge unterwegs 

Gämsen sind im Gebirge zuhause und an ihren Lebensraum bestens angepasst. Ihre Hufe haben eine harte Schale und einen weichen Kern, was ihnen im felsigen Gelände besonders guten Halt gibt. Dank diesem sind sie hervorragenden Kletterinnen. Die Tiere sind sowohl in der Dämmerung wie auch am Tag aktiv.  

Während Gämsböcke einzelgängerisch leben, schliessen sich die Weibchen und Jungtiere zu Herden zusammen. In solchen Gruppen leben 15 bis 30 Tiere. Sie gelten als standorttreu, sind aber nicht nur im Hochgebirge anzutreffen, sondern auch an der Grenze zu Bergwäldern. Dort gibt es genügend Nahrung und Verstecke. 

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Nahrung: Gräser und Kräuter 

Die Nahrungsaufnahme erfolgt in den frühen Morgen- und Vormittags- sowie in den Abendstunden. Dabei fressen die Tiere Gräser, Kräuter, Flechten, Moose und im Winter Knospen und Triebe von Sträuchern, Laub und Nadelbäumen. Gämse werden zudem stark angezogen von natürlichen und künstlichen Salzlecken. 

Steckbrief  Wissenschaftlicher Name: Rupicapra rupicapra 
Gewicht: Bock 20 bis 40 Kilogramm; Geiss 15 bis 30 Kilogramm 
Lebenserwartung: 14 bis 20 Jahre, im Durchschnitt wesentlich tiefer 
Feinde: Wolf, Luchs und Bär 
Lebensraum: Gebirge, Felsen, Bergwaldzonen 
Familie: Hornträger (Bovidae) 
Anzahl Junge: ein bis zwei 

Fortpflanzung und Nachwuchs 

Im November und Dezember ist die Brunftzeit der Gämsen. Nach einer Tragzeit von etwa 21 Wochen bringt die Geiss Ende Mai oder Anfang Juni meistens ein Kitz zur Welt. Zwei oder drei Jungtiere sind sehr selten. Die jungen Gämse werden von der Mutter bis zu sechs Monate lang gesäugt.  

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Die Gämse und der Mensch 

Im Gegensatz zum Rothirsch oder Steinbock wurden die Gämsen in der Schweiz nie ausgerottet. Sie dürfen hierzulande bejagt werden. Die Jagd musste allerdings in den letzten Jahren angepasst werden, da die Populationen stetig abnehmen. Viele Jungtiere überleben wegen Seuchen oder Fressfeinden oft nicht.  

Zudem werden die Tiere durch den zunehmenden Tourismus und Freizeitaktivitäten oft gestört und gestresst, was sich negativ auf ihre körperliche Verfassung und ihre Überlebenswahrscheinlichkeit auswirkt.  

Weitere Fakten und Wissenwertes  

  • Von Zeit zu Zeit grassiert die Gämsblindheit. Bei dieser Krankheit, welche von Viren übertragen wird, werden die Augen trüb, unter Umständen bis zur vorübergehenden, vollständigen Erblindung.

  • Die Kitze können ihrer Mutter schon wenige Stunden nach der Geburt folgen. 

  • Dank einem hohen Anteil roter Blutkörperchen wird der Körper der Gams auch bei hoher körperlicher Leistung mit ausreichend Sauerstoff versorgt.   

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