Singen tun eigentlich alle Vögel, je nach Art aber aus unterschiedlichen Gründen. Wissenschaftler(innen) unterscheiden drei Möglichkeiten, die Vögel zum Singen motivieren:

  1. Um das Weibchen zu beeindrucken, betätigen sich Männchen als wahre Virtuosen, lernen ständig neue Laute und variieren ihren Gesang.
  2. Wenn es primär darum geht, die Artzugehörigkeit akustisch zu zeigen, werden die Lautäusserungen von Artgenossen möglichst genau kopiert. Es können allerdings regionale Dialekte auftreten.
  3. Jedes Männchen entwickelt seinen ganz persönlichen Gesang aus dem, was es von anderen gelernt hat.

Zebrafinken gehören laut den Wissenschaftlern am deutschen Max-Planck-Institut zur dritten Gruppe. Es sei, als ob jedes Männchen seinen Namen singen würde, illustrieren sie die unterschiedlichen Lieder. Aufgrund dieser Vielfalt ging man bisher davon aus, dass bei diesen Finken keine Dialekte auftreten. Künstliche Intelligenz (KI) hat nun geholfen, das Gegenteil zu beweisen.

Unterschiede je nach Population erstmals festgestellt

 Hier sind Zebrafinken zweier Populationen abgebildet: ein Wildtyp-Paar in der Mitte (links das Weibchen, rechts das Männchen), sowie ein domestiziertes Männchen (ganz links) und Weibchen (ganz rechts). Man beachte den Größenunterschied zwischen wilden und domestizierten Vögeln.
Hier sind Zebrafinken zweier Populationen abgebildet: ein Wildtyp-Paar in der Mitte (links das Weibchen, rechts das Männchen), sowie ein domestiziertes Männchen (ganz links) und Weibchen (ganz rechts). Man beachte den Größenunterschied zwischen wilden und domestizierten Vögeln.  (Bild: MPI für biologische Intelligenz / Forstmeier)
Die Forschenden haben ein Programm, den «Sound Classifier», mit den Gesängen von Männchen aus vier verschiedenen, voneinander getrennten Populationen trainiert. Die KI lernte so, Unterschiede zwischen den Gruppen zu erkennen und konnte die Lieder der Nachkommen dieser Vögel ziemlich zuverlässig der jeweiligen Population zuordnen. Das sorgte für Erstaunen, denn bisherige Analysemethoden hatten keine solchen Dialekte nachweisen können. Das sei aber eben noch lange kein Beweis dafür gewesen, dass es sie nicht gibt, so die Schlussfolgerung der Studienautoren.

Entscheidend bei der Partnerwahl

Jeder männliche Zebrafink singt also anders und es gibt systematische Unterschiede zwischen den Populationen. So weit, so gut. In einem zweiten Schritt konnte man feststellen, dass der Dialekt auch eine wichtige Funktion hat. So zeigte sich, dass sich die Vögel bei der Partnerwahl stärker daran orientieren als am Aussehen des potentiellen Brutpartners. Weibchen bevorzugten demnach jene Männchen, die auf dieselbe Weise singen wie die Tiere, bei denen sie selbst aufgewachsen sind. Das kann biologisch Sinn machen: Einzelne Populationen können sich evolutiv an ihre Umgebung anpassen und durch diese gezielte Partnerwahl ihre Anpassungen an die nächste Generation, die ebenfalls in dieser Umwelt leben wird, weitergeben.