Seit der Frühzeit der Menschheit wurden Tiere nicht nur als Nahrung oder Bedrohung wahrgenommen, sondern auch als Boten, Götterbegleiter oder Seelenführer. Ob in der nordischen Mythologie, bei den alten Ägyptern oder in den Legenden der indigenen Völker: Tiere verkörpern Charakterzüge, Naturgewalten oder Übergänge zwischen den Welten.

Die Eule – Weisheit, Tod und das Verborgene

Die Eule gilt in vielen Kulturen als Symbol der Weisheit. In der griechischen Mythologie ist sie das Tier der Göttin Athene, der Schutzpatronin von Wissen und Strategie. Ihre Fähigkeit, bei Dunkelheit zu sehen, macht sie aber auch zum Sinnbild für das Unbekannte, das Mystische – und in manchen Kulturen sogar für den Tod.

In afrikanischen und indigenen Legenden steht die Eule oft für eine Verbindung zur Geisterwelt oder für die Fähigkeit, verborgene Wahrheiten zu erkennen. Ihre stille, beobachtende Natur verleiht ihr einen geheimnisvollen Ruf.

Lesen Sie hier ein Interview mit einer Schweizer Eulenexpertin. 

[IMG 2]

Der Fuchs – Intelligenz, List und Anpassungsfähigkeit

Der Fuchs ist in vielen Mythologien ein Trickster, ein schlauer Überlebenskünstler. In japanischen Legenden wird der „Kitsune“ als magisches Wesen verehrt, das Gestalt wandeln kann. Oft wird der Fuchs dort mit Intelligenz und spiritueller Kraft in Verbindung gebracht – aber auch mit Täuschung.

In europäischen Märchen steht der Fuchs häufig für Schlauheit und Cleverness. Gleichzeitig warnt seine Symbolik davor, sich nicht nur auf Äusserlichkeiten oder Worte zu verlassen – denn der Fuchs weiss oft mehr, als er zeigt.

Lesen Sie hier wie der Fuchs die Schweizer Städte erobert. 

[IMG 3]

Der Bär – Kraft, Schutz und Rückzug

In der nordischen Mythologie ist der Bär ein mächtiges Totemtier, das für Stärke, Mut und Erdverbundenheit steht. Er ist ein Beschützer, ein Krieger, aber auch ein Symbol für Selbstreflexion: Sein Winterschlaf wird als spirituelle Reise gedeutet, als Zeit der Einkehr und Heilung.

Auch bei den nordamerikanischen Ureinwohnern gilt der Bär als heiliger Führer, der Menschen zu ihrer inneren Stärke zurückführt.

Hier erzählt der Peter Schlupp, Leiter des Bärenparks Bern, was Sie schon immer über Bären wissen wollten.

[IMG 4]

Die Schlange – Wandel, Heilung und Gefahr

Wenige Tiere polarisieren so sehr wie die Schlange. In der Bibel wird sie mit Versuchung und Sünde in Verbindung gebracht. In anderen Kulturen jedoch symbolisiert sie Heilung, da sie ihre Haut abstreift und damit Erneuerung verkörpert.

Die griechische Mythologie kennt Asklepios, den Gott der Heilkunst, dessen Symbol ein Stab mit einer Schlange ist – heute bekannt als Zeichen medizinischer Berufe. Die Schlange steht somit gleichzeitig für Gefahr und für die Kraft zur Transformation.

Welche Schlangen man in der Schweiz antreffen kann, lesen Sie hier.

[IMG 5]

Der Rabe – Wissen, Magie und Übergänge

Raben gelten als Boten zwischen den Welten. In der nordischen Mythologie begleiten die Raben Hugin und Munin den Gott Odin und bringen ihm täglich Nachrichten aus der Welt der Menschen. Sie stehen für Gedanken, Erinnerung – und die Verbindung zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren.

Auch in keltischen und indianischen Kulturen ist der Rabe ein mächtiges Symbol für Magie, Intelligenz und spirituelle Tiefe.

In unserer Kultur steht der Rabe oft für List und Tod. Entsprechend werden die Vögel auch heute noch stigmatisiert, wie Heinrich Haller hier im Interview erzählt. 

[IMG 6]

Der Wolf – Wildheit, Loyalität und Transformation

Der Wolf fasziniert die Menschheit seit Jahrtausenden. In vielen Kulturen wird er als Symbol für Unabhängigkeit, aber auch für soziale Intelligenz und familiären Zusammenhalt gesehen. Wölfe leben im Rudel, was sie zu einem Sinnbild für Gemeinschaft und Loyalität macht.

In der nordischen Mythologie ist der Wolf Fenrir eine mächtige, furchterregende Kreatur, die das Ende der Welt einläuten soll. Diese Darstellung zeigt die dunkle Seite des Wolfs als ungezähmte Naturgewalt. Gleichzeitig wird der Wolf in der römischen Gründungslegende als nährende Wölfin verehrt, die Romulus und Remus grosszieht – ein Zeichen von Schutz und Fürsorge.

Der Wolf steht somit für die Balance zwischen Instinkt und Intelligenz, zwischen Freiheit und Verantwortung. In der Schweiz führt der Wolf immer wieder zu hitzigen Diskussionen. Hier lesen sie, warum.

[IMG 7]

Der Elefant – Weisheit, Erinnerung und Stärke

Elefanten gelten in Asien und Afrika als besonders heilige Tiere. In der indischen Mythologie ist Ganesha, der Gott mit dem Elefantenkopf, ein Symbol für Weisheit, Lernfähigkeit und das Überwinden von Hindernissen. Er wird vor jedem wichtigen Beginn angerufen.

In afrikanischen Kulturen steht der Elefant für Autorität, langes Gedächtnis und Verbindung zu den Ahnen. Er verkörpert ruhige Kraft, Geduld und tief verwurzelte Würde.

Aufgrund ihrer starken sozialen Bindungen und ihrer Fähigkeit zur Trauer gelten Elefanten auch heute als Tiere mit hoher emotionaler Intelligenz – und als Sinnbild für Würde und Empathie.

Wissenschaftler versuchen nun, den Rüssel von Elefanten für die Robotik zu kopieren. Wie das gehen soll, lesen Sie hier

[IMG 8]

Der Schmetterling – Wandel, Seele und Vergänglichkeit

Kaum ein Tier symbolisiert den Wandel so eindrucksvoll wie der Schmetterling. Aus der Raupe wird über die Verpuppung ein neues, leichtes Wesen – eine Metapher für Transformation, Wachstum und Wiedergeburt.

In der griechischen Antike bedeutete das Wort psyche sowohl „Seele“ als auch „Schmetterling“, was die tiefe symbolische Verbindung unterstreicht. Auch in christlichen Traditionen steht der Schmetterling für die Auferstehung und die Unsterblichkeit der Seele.

In spirituellen Deutungen wird er häufig als Bote verstanden, der Veränderungen ankündigt oder auf die Gegenwart Verstorbener hinweist – stets mit Leichtigkeit, aber auch Vergänglichkeit.

Hier hat die TierWelt einen Schmetterlingsexperten ins Berner Oberland begleitet. 

[IMG 9]

Der Frosch – Fruchtbarkeit, Reinigung und Neubeginn

Der Frosch ist ein faszinierendes Tier mit starken Verbindungen zu Wasser, Wandel und Fruchtbarkeit. In vielen Kulturen wird er als Lebensbringer verehrt, da er als Amphibium sowohl an Land als auch im Wasser lebt – ein Symbol für Übergänge und Balance.

In der altägyptischen Mythologie steht die Froschgöttin Heket für Geburt und Wiedergeburt. In asiatischen Kulturen bringt der Frosch Reichtum und wird in Form von Talismanen verehrt. Gleichzeitig ist der Frosch ein Symbol der Reinigung, da er mit Wasser und damit mit emotionaler Klärung assoziiert wird.

Sein Wandel von der Kaulquappe zum Tier ist eine kraftvolle Allegorie für persönliche Entwicklung und spirituellen Neubeginn. 

Hier lesen Sie in einem Interview mit Amphibienexpertin Irina Bregenzer, was sie schon immer über Frösche wissen wollten.

[IMG 10]