Sie sind Profis der Mimese. Der Fachausdruck beschreibt die Anpassung eines Lebewesens an seine Umwelt – und Wandelnde Blätter machen ihrem Namen ganze Ehre. Je nach Lebensraum sind sie unterschiedlich gefärbt. Grün, gelb, braun oder rot sind häufig, es gibt aber auch gesprenkelte Arten. Sie bilden eine Unterfamilie der Gespenstschrecken. Heute kennt man 50 verschiedene Arten, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind jedoch der Meinung, man habe noch lange nicht alle entdeckt.  

Sie wehen im Wind, wie Blätter 

Nicht nur hinsichtlich ihrer Farben, sondern auch was ihre Grössen anbelangt gibt es Unterschiede zwischen den verschiedenen Arten. Die Microphyllium spinithorax ist beispielsweise nur 24 Millimeter gross. Die Phyllium giganteum ist mit ihren 120 Millimetern fünfmal so gross.  

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Wandelnde Blätter sind nachtaktiv und verharren am Tag meist regungslos. Wenn sie sich bewegen, gehören sie eher zur langsamen Sorte. Bei Bedrohung imitieren sie die Bewegung eines Blattes im Wind oder stellen sich tot. Sie haben jedoch noch weitere nützliche Fähigkeiten, so können Wandelnde Blätter beispielsweise ihre Gliedmassen regenerieren. Wandelnde Blätter ernähren sich von Blättern, Früchten und Beeren.  

Steckbrief:  
Wissenschaftlicher Name: Phylliidae 
Verbreitung: Subtropen und Tropen Südostasiens 
Lebensraum: Wald und Buschland  
Grösse: je nach Art sehr unterschiedlich, variiert zwischen 2.4 und 12 Zentimetern. Die Weibchen sind immer grösser als die Männchen. 
Gewicht: je nach Art unterschiedlich, die Phyllium Bioculatum wiegen drei Gramm 
Lebensdauer: je nach Art und Haltungsweise unterschiedlich. Die Weibchen der Art Phyllium Bioculatum werden bis zu zehn Monate und Männchen bis zehn Wochen alt 
Nahrung: Blätter, Früchte, Beeren 
Feinde: Amphibien, Reptilien, Säugetiere 

Weibchen leben doppelt so lange 

Das Leben von Wandelnden Blättern ist in drei Entwicklungsphasen gegliedert. Deren Länge variiert je nach Art. Beispielsweise verbringen die Phyllium siccifulium/philippinicum vier bis sechs Monate als Ei. Die zweite Phase verbringen die Tiere als Larve (Nymphe). Weibchen verbleiben länger in dieser Zwischenstufe: nach einem halben Jahr und sechs Häutungen sind sie ausgewachsen und haben ihre definitive Färbung angenommen. Männchen hingegen gelten schon nach vier Häutungen und vier Monaten als ausgewachsen. Sie leben jedoch nur drei Monate als sogenannte Imago, also als erwachsene Tiere. 

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Selbst ist das Weibchen 

Bei den Wandelnden Blättern gibt es einige Geschlechterunterschiede. Im Gegensatz zu den Weibchen können Männchen fliegen. Die Damen sind zudem bei allen Arten grösser. Jene der Art Phyllium siccifulium/philippinicum, die von Insektenfans am meisten gehalten werden, sind mit ihren bis zu neun Zentimetern viel grösser und schwerer als die männlichen Gefährten mit einer Maximalgrösse von sechs Zentimetern. 

Weibchen legen pro Woche ein bis drei Eier und lassen diese zu Boden fallen. Um Nachwuchs zu produzieren, brauchen sie kein Männchen, denn ein Grossteil der Arten ist zur «Jungfernzeugung» fähig. Aus den unbefruchteten Eiern schlüpfen jedoch nur Weibchen. Aus befruchteten hingegen kann der Nachwuchs männlich oder weiblich sein.