Seine Jagd nach Fischen brockte dem Graureiher nicht nur den Zweitnamen Fischreiher ein, sondern auch eine Verfolgung als Fischereischädling. In der Schweiz wurde der Vogel als Fischfresser bejagt. Dies führte hierzulande beinahe zur Ausrottung der Tiere. 

Seit geraumer Zeit erholten sich die Bestände, da er geschützt wurde. Der Graureiher ist anpassungsfähig und kann mittlerweile auch in Städten angetroffen werden. Etwa 1'600 bis 1'800 Graureiher-Brutpaare leben in der Schweiz. 

Lebensweise: Auf hohen Stelzen unterwegs 

Graureiher leben in der Nähe von Gewässer mit Flachwasserzonen. Das heisst sie halten sich an Flüssen, Seeufern und Teichen auf. Sie sind aber auch auf Weideflächen unterwegs, wenn ein Gewässer in der Nähe ist. Solche Gebiete finden sie eher im Flachland. Um zu Nisten oder Ruhen, nutzen die Vögel hohe Bäume.  

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Graureiher verbringen das ganze Jahr in der Schweiz, sie sind auch im Winter hier. Da die Seen nicht oft vereisen, finden sie in der kalten Jahreszeit Nahrung. In der Luft sind sie mit langsamen Flügelschlägen unterwegs.  

Die Vögel sind Lauerjäger und stehen beim Ausschauen nach Beute im seichten Gewässer still oder schreiten langsam voran. Sobald sie ein Beutetier erspähen, setzen sie ihren Hals blitzeschnell ein und packen zu. Die Beute wird ganz heruntergewürgt. 

Nahrung: Nicht nur Fische 

Auch wenn mit dem Zweitnamen Fischreiher die Nahrung eigentlich klar sein dürfte, ernähren sich die Vögel noch von anderen Dingen. Auch Frösche, Molche, Schlangen, Wasserinsekten werden im Ganzen verschlungen. Auf Wiesen macht er Jagd auf Feldmäuse, Ratten und Schermäusen. 

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Steckbrief Wissenschaftlicher Name: Ardea cinerea 
Gewicht: 1.6 bis 2 Kilogramm  
Lebenserwartung: bis zu 20 Jahre   
Feinde: Greifvögel, für Jungtiere auch Marder und Fuchs  
Lebensraum: Kulturland, Seen, Wald, Feuchtgebiete, Fliessgewässer 
Familie: Reiher (Ardeidae) 
Anzahl Eier: drei bis fünf 

Fortpflanzung und Nachwuchs 

Die Graureiher bauen Nester, die nicht sehr stabil aussehen. Die Tiere sind saisonal monogam und beide Elternteile beteiligen sich am Nestbau. Die Paarungszeit findet zwischen März und Juni statt und einmal im Jahr werden drei bis fünf Eier gelegt. Die Jungvögel werden sowohl von Vater wie auch Mutter grossgezogen.  

Nach etwa 50 Tagen unternehmen die Jungen die ersten Flugversuche. 70% der Jungreiher sterben noch in den ersten sechs Monaten. Dies ist Fressfeinden wie Greifvögeln und Raubtieren, wie dem Fuchs, geschuldet.  

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Der Graureiher und der Mensch 

Nach der Vorgeschichte mit der intensiven Bejagung hat sich das Verhältnis zwischen Graureiher und Mensch verbessert. Die Tiere sind öfters in der Nähe vom Menschen anzutreffen, auch in städtischen Gebieten. Dort haben sie in Gartenteichen eine neue Nahrungsquelle entdeckt und stehlen Zierfische. 

Der Vogel muss sich anpassen und sucht sich den neuen Lebensraum selbstständig. Denn die Gewässer werden zunehmend mit Pestiziden, Insektiziden, Gülle und Müll verunreinigt, was seine Beutetiere sterben lässt. Auch mit der Überdüngung von Wiesen und Feldern schwindet das Nahrungsangebot und schadet dem Graureiher. 

Weiter Fakten und Wissenwertes 

  • Der älteste, nachgewiesene freilebende Graureiher wurde 35 Jahr alt. 

  • Zur Brutzeit kehren die Vögel einer Kolonie immer wieder an den gleichen Ort zurück und besiedeln die alten Horste. Eine solche Kolonie kann über hunderte von Jahren bestehen. 

  • Die instabile und nicht fertig wirkende Bauweise der Nester ist darauf zurückzuführen, dass die Graureiher vor nicht allzu langer Zeit nur am Boden brüteten.