In der Schweiz hatte es der Rothirsch früher nicht leicht: Er wurde rigoros bejagt und war deshalb vor 150 Jahren hierzulande ausgerottet. Erst 1870 kehrten wieder die ersten Tiere aus Österreich zurück. Durch ein Beschränken der Jagdzeit konnten sich die Bestände nach und nach erholen.  

Beeindruckend bei den Rothirschen ist vor allem das Geweih der Stiere, also der Männchen. Das besteht aus Knochenmaterial, welches unter einer Hautschicht (Bast) während des Sommers heranwächst. Im Frühling wird das ganze Geweih abgeworfen. Die Weibchen sind kleiner und haben kein Geweih.  

Lebensweise: Getrennte Rudel 

Rothirsche sind Waldbewohner, welche in der Schweiz vor allem Gebiete besiedeln, in denen sie am wenigsten vom Menschen gestört werden. Die Tiere sind sehr gesellig, ausserhalb der Brunftzeit leben sie in Rudeln. Dabei gibt es weibliche und männliche Rudel. 

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Bei den Weibchen besteht ein Rudel aus einem Zusammenschluss mehrerer Mutterfamilien. Eine Hirschkuh, ihr Kalb und das letztjährige Jungtier sind die Familienmitglieder. 

Wichtig für die Rudel ist die Erfahrung: Die Chefin, eine erfahrene Hirschkuh, kennt sich bestens mit den Rückzugsgebieten und dem Wildwechsel aus. Diese Kenntnisse werden an die weiblichen Kälber weitergegeben. Die männlichen Jungtiere verlassen die Mutterfamilie im Alter von zwei bis drei Jahren und schliessen sich zu einem Stier-Rudel zusammen.  

Nahrung: Viel Grünes 

Der Rothirsch ist ein Pflanzenfresser ohne grosse Ansprüche. Er ernährt sich hauptsächlich von Gräsern, Kräutern, Blättern, Trieben und Rinde. Täglich kommen so gut 8 bis 20 Kilogramm Nahrung zusammen.  

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Steckbrief Rothirsch 
Wissenschaftlicher Name: Cervus elaphus 
Gewicht:  Weibchen: 90 bis 150 Kilogramm, Männchen: 100 bis 250 Kilogramm 
Lebenserwartung: bis zu 18 Jahren 
Feinde: Wolf, Luchs, Bär 
Lebensraum: Strukturreiche Wälder mit offenen Lichtungen 
Familie: Hirsche (Cervidae) 
Anzahl Junge: meistens eines, selten zwei 

Fortpflanzung und Nachwuchs 

Im Herbst bekommen die weiblichen Rudel Gesellschaft von einem Stier. Dieser folgt ihnen auf Schritt und Tritt und hält sie am Brunftplatz zusammen. Falls ein Rivale auftaucht und sich nicht vertreiben lässt, kommt es zum Zusammenprallen der Geweihe. 

Die Kontrahenten versuchen sich gegenseitig vom Brunftplatz zu schieben. Der Stier, welcher zuerst den Platz verlässt und flieht, verliert. Der Gewinner bleibt der sogenannte Platzhirsch und darf alleine alle anwesenden Kühe decken. 

Nach einer Tragzeit von etwa 230 Tagen bringt die Hirschkuh ein Kalb zur Welt. Selten gibt es Zwillinge. Die Jungtiere können wenige Stunden nach der Geburt bereits stehen.  

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Der Rothirsch und der Mensch 

Während früher Rothirsche wegen ihrem Geweih für begehrte Jagdtrophäen gejagt wurden, werden Abschüsse heute als Regulierungsmassnahme ergriffen. Da es weniger natürliche Feinde wie den Wolf in der Schweiz gibt, konnten sich die Bestände wieder ausbreiten.  

Dies hat gleichzeitig zur Folge, dass es zu Wildschäden in der Forst- und Landwirtschaft kommt. Die Tiere beschädigen Zäune auf der Futtersuche oder fressen junge Triebe von Bäumen. So kommt es zum Konflikt mit Waldbesitzern und Landwirten.  

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Weitere Fakten und Wissenswertes 

  • Die Form des Geweihs ist weitgehend genetisch festgelegt und daher relativ konstant. Es kann bis zu acht Kilogramm wiegen, selten mehr. Die stärksten Geweihe bilden die Männchen im Alter von zehn bis zwölf Jahren. 

  • Während der Brunftzeit röhrt ein erregter Stier bis zu 500-mal pro Stunde. 

  • Rothirsche vermeiden im Winter jede unnötige Aktivität. Die Herzschlagfrequenz sinkt gegenüber dem sommerlichen Maximum um 60 Prozent. Zeitweise schlägt das Herz nur noch 30 mal pro Minute.