Ihr wissenschaftlicher Name Anguis fragilis heisst so viel, wie «zerbrechliche Schlange» und obwohl Blindschleichen keine Beine haben, gehören sie zu den Echsen und nicht zu den Schlangen. Zudem sind die Tiere auch nicht blind. Im Gegensatz zu Schlangen haben die Echsen bewegliche, verschliessbare Augenlieder. Zudem ist ihr Schlängeln viel steifer und weniger agil. Ein weiterer Unterschied zu Schlangen ist, dass sie zum Züngeln ihren Mund öffnen müssen. Schlangen hingegen haben eine Lücke in der Oberlippe. Blindschleichen haben im Unterschied zu Schlangen rudimentär vorhandene Becken- und Schulterknochen an der Wirbelsäule.  

[IMG 2]

Lebensweise: viele Fressfeinde 

Blindschleichen haben eine heimliche Lebensweise im Verborgenen. Sie haben viele Fressfeinde, neben Vögeln gehören Säugetiere von Dachs bis Igel dazu. Da sie nicht richtig zubeissen können, ist Verteidigung keine Möglichkeit, um die Feinde abzuwehren. Doch die Blindschleiche hat einen eigenen Trick: sie lässt ihren Schwanz fallen. An ihrem Schwanz haben sie mehrere Sollbruchstellen, an denen sie ihren Schwanz abwerfen können. Das Gegenüber ist dann meist so perplex, dass die Blindschleiche fliehen kann. Von dort kommt auch der zweite Teil ihres wissenschaftlichen Namens fragilis, weil die Schlange so fragil ist, dass sie Entzwei bricht.  

Der Kopf der Echsen geht ansatzlos in den Körper über. Der Rumpf glänzt meist stark und endet danach in einem spitzen Schwanz. Sie sind braun, grau oder gelblich gefärbt. Teilweise glänzen sie aber auch in Bronze- und Kupfertönen. Nicht nur ihr wissenschaftlicher Name lässt eine falsche Interpretation zu, sondern auch der deutsche Name «Blindschleiche» impliziert, dass die Echse blind ist. Doch eigentlich kommt das Wort von der altdeutschen Bezeichnung «Plintslicho», was blendender Schleicher bedeutet und auf ihre Färbung zurückzuführen ist.  

Den Winter verbringen die Tiere in Gruppen von fünf bis zu dreissig Tieren in frostsicheren Erdlöchern im Boden. Dort verweilen sie in der Kältestarre.  

[IMG 3]

Steckbrief Blindschleiche Wissenschaftlicher Name: Anguis fragilis 
Länge: bis zu 50 Zentimeter 
Gewicht: 20 bis 30 Gramm 
Nahrung: Schnecken, Würmer etc.  
Lebensraum: Heidegebiete, Hochmoore und sommergrüne Laubwälder, Wiesen, Brachen 
Anzahl Jungtiere: acht bis zwölf Stück  
Höchstalter:
50 Jahre 

Jagd: Verschlucken der Opfer 

Blindschleichen können nicht zubeissen, deswegen packen sie ihre Opfer mit nach hinten gekrümmtem Gebiss und beginnen ihre Beute zu verschlucken. Auf ihrem Speiseplan stehen Regenwürmer, Nacktschnecken und unbehaarte Raupen. Der Prozess des Verschluckens kann bei einem Regenwurm bis zu 30 Minuten dauern.  

Fortpflanzung und Nachwuchs 

Männchen haben ritualisierte Kämpfe, in denen entschieden wird, welches sich mit dem nächstgelegenen Weibchen paaren darf. Der Gewinner beisst dem Weibchen in den Nacken. Die Paarung kann mehrere Stunden dauern. Das Weibchen trägt die befruchteten Eier bis zu 14 Wochen aus. Sobald die acht bis zwölf Jungtiere entwickelt sind, platzt die Eischale und die Tierchen kommen in einer transparenten Membran zur Welt, den sie sofort durchstossen. Die Blindschleiche trägt die Eier also in sich und ist damit lebendgebärend.  

[IMG 4]

Die Blindschleiche und der Mensch 

Der Grösste Feind der Blindschleichen ist wie bei vielen Tieren der Mensch – die intensive Land- und Forstwirtschaft zerstört den Lebensraum der Echsen. Zudem sterben die Tiere durch Pestizide und Schneckenkörner.